Sandra Pfannenstein (hinten links) und Jessica Eckl (vorne links) vom FC OVI-Teunz in der Oberpfalz.
Bildrechte: Fabian Frühwirth/BFV

Sandra Pfannenstein (hinten links) und Jessica Eckl (vorne links) vom FC OVI-Teunz in der Oberpfalz.

    B-Klasse: Zwei Frauen erstmals im Herren-Punktspielbetrieb

    Historische Premiere in der Oberpfalz: Nur 22 Tage nach der Grundsatzentscheidung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) bestritten in der B-Klasse Cham/Schwandorf 2 zwei Frauen erstmals ein Punktspiel bei den Herren.

    Nicht mal einen Monat nach der Grundsatzentscheidung am 26. Ordentlichen Verbandstag des Bayerischen Fußball-Verbandes, dass fortan auch Frauen auf Antrag bei den Herren Punktespiele bestreiten dürfen, nutzte der FC OVI-Teunz II diese Option und sorgte für einen historischen Tag im Amateurfußball. Der Klub aus der Oberpfalz setzte mit Jessica Eckl (38) und Sandra Pfannenstein (28) erstmals zwei Frauen im Herren-Spielbetrieb ein. Die B-Klasse Cham/Schwandorf 2 war Schauplatz des deutschlandweiten Novums. Die 1:6-Niederlage gegen den SC Altfalter II geriet schier zur Nebensache.

    Beide Frauen kicken demnächst in der Frauen-Bezirksoberliga

    Die beiden Defensivspielerinnen des FC OVI-Teunz aus dem Oberviechtacher Land im Landkreis Schwandorf gehen ab Anfang September für den souveränen Meister der Frauen-Bezirksliga Nord in der Bezirksoberliga an den Start – dann ist Saison-Auftakt auswärts beim 1. FC Schwarzenfeld. Doch das Duo hat sich bereits jetzt auf die Jagd nach Pflichtspiel-Punkten gemacht – für die B-Klassen-Herren ihres Heimatvereins.

    Antrag innerhalb von zwei Tagen genehmigt

    Der Klub hat von der Möglichkeit des Fraueneinsatzes bei den Herren erfahren und schnell reagiert. Binnen 48 Stunden hatte der Verbands-Frauen- und Mädchen-Ausschuss (VFMA) mit seiner Vorsitzenden Sandra Hofmann den Antrag des Oberpfälzer Duos genehmigt und den Weg geebnet.

    "Es hat jetzt einfach ganz gut gepasst, wir sind da ganz pragmatisch. Als Mädel habe ich eh immer bei den Buben gespielt, auch in der Arbeit gab es immer gemischte Freizeit-Teams." Sandra Pfannenstein

    Für die zweifache Mutter Jessica Eckl, die als Fachinformatikerin arbeitet, war der Tag nicht nur wegen der Premiere äußerst bedeutsam, weil sie den B-Klassisten als Kapitänin aufs Feld führte und: "Ich habe jetzt die Gelegenheit bekommen, mit meinen beiden Brüdern in einem Pflichtspiel aufzulaufen – und das am 65. Geburtstags meines Vaters, der zweiter Vorsitzender und Stadionsprecher ist." Außerdem, so sagte sie, sei die Personaldecke der zweiten Mannschaft etwas dünn, "so haben wir dann auch etwas helfen und zur Entspannung beitragen können".

    Pfannenstein: "In der heutigen Zeit einfach nur passend!"

    Beide Frauen zeigten sich nach der Partie begeistert: "Ich kann es noch gar nicht fassen, bei solch einer Premiere mit dieser Tragweite dabei gewesen zu sein – es war eine wirklich tolle Sache, die mir großen Spaß gemacht hat", so das Fazit von Jessica Eckl nach der Partie. Sandra Pfannenstein sah indes das große Ganze: "Es ist absolut bemerkenswert, dass der Bayerische Fußball-Verband diese Möglichkeit neu geschaffen hat. Das ist in der heutigen Zeit einfach nur passend. Ich kann allen nur empfehlen, es selbst einmal auszuprobieren. Auf dem Feld war es wie immer – im Umgang miteinander gab es da keine Unterschiede. So macht Fußball Spaß!"

    Technisch kein Unterschied erkennbar

    Für Mitspieler Sigi Eckl war "auch spielerisch kein Unterschied zu erkennen, die beiden Mädels sind technisch richtige gute Kickerinnen. Und spätestens mit dem Anpfiff überlegst du auch gar nicht, ob du jetzt Mann oder Frau anspielst – am Ende spielen wir einfach Fußball."

    Deutschland-Premiere im Landkreis Schwandorf

    Sandra Hofmann, VFMA-Vorsitzende in Bayern und Mitglied im Frauen- und Mädchenausschuss beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), sieht diese Grundsatzentscheidung positiv: "Uns geht es darum, dass wir keine einzige Frau verlieren wollen, nur weil ihr die Möglichkeit fehlt, bei einem Frauen-Team zu spielen, die nicht so flächendeckend vertreten sind wie Männermannschaften."

    In Bayern waren zum jüngsten Erhebungsstichtag im Oktober 2021 insgesamt 6.245 Herren- und 796 Frauen-Teams gemeldet. Immer wieder erhielt Hofmann in der Vergangenheit Anfragen, warum ein Mädchen, das von klein auf mit den Jungs spielt, nicht auch in der A-Jugend weiter mit dabei sein darf. "Einen A-Juniorinnen-Spielbetrieb haben wir im weiblichen Bereich nicht, wir wollten so bewusst die Frauenteams stärken. Doch wir haben den Weg genau dieser anfragenden Spielerinnen verfolgt, die wenigsten tauchen dann in Frauen-Teams auf, sehr viele hören ganz mit dem Fußballspielen auf."

    Der Prozess wird eng begleitet

    Das Beobachten und Verfolgen ist jetzt Aufgabe des Ausschusses unter Vorsitz der Neumarkterin: "Es ist ein Versuch, wir sehen das Vorgehen als eine Art Pilotprojekt. Wir werden diesen Prozess eng begleiten, indem wir die Möglichkeit nicht einfach nur schaffen, sondern das Spielrecht durch einen einfachen und unkomplizierten Antrag genehmigen. Wir wollen faktisch wissen, in welchen Vereinen, Regionen und Altersklassen diese Option gezogen wird."

    VFMA-Vorsitzende Hofmann: "Eine Möglichkeit, kein Muss"

    Während dieses Vorgehen des BFV so in Deutschland einmalig ist, war es vor Jahresfrist bereits in den Niederlanden eingeführt und als längst überfällige, weil zeitgemäße "Revolution" betitelt worden. Im Freistaat wird derweil eifrig diskutiert, was Hofmann gut und wichtig findet, aber gleich betont, "dass wir es hier mit keinem Massen-Phänomen zu tun haben werden. Es ist eine Möglichkeit, natürlich kein Muss. Verein und die Spielerinnen und Spieler müssen selbst bewerten und können selbst entscheiden. Und natürlich müssen wir auch abwarten, wie vielen Spielerinnen es am Ende überhaupt Spaß macht und Freude bereitet. Die Anatomie von Mann und Frau ist und bleibt nun einmal eine andere".

    Das weiß nach der Partie auch Sandra Pfannenstein: "Ja, klar, körperlich sind diese Unterschiede nicht wegzudiskutieren. Gerade in Sachen Geschwindigkeit ist der Unterschied schon spürbar, das war richtig herausfordernd – entsprechend platt bin ich jetzt auch. Aber Spaß hat es in jedem Fall gemacht."