Noch ist die ältere die erfolgreichere der Kanu-Schwestern: Elena Lilik ist mit 24 Jahren bereits Weltmeisterin und zählt neben Olympiasiegerin Ricarda Funk zur absoluten Weltspitze. Beide dominieren die nationale Konkurrenz und haben im ersten Teil der Qualifikation jeweils ein Rennen gewonnen. Elenas jüngere Schwester Emily Apel fehlt noch ein Schritt. Vor den entscheidenden beiden Rennen am Augsburger Olympia-Eiskanal liegt sie auf Platz vier der Rangliste: Nur die besten drei aber schaffen es in den Nationalkader.
Emily muss sich steigern
Emily muss sich also steigern, will sie bei den Sprung ins Nationalteam schaffen: "Fürs A-Team brauche ich noch zwei gute Läufe, im Idealfall unter die Top3. Das muss ich erst mal schaffen, denn wir haben auch ein paar sehr erfahrene Sportlerinnen, die seit Jahren auf dem Eiskanal paddeln. Da muss ich mich schon ganz schön ranhalten. Aber ich würde es mir natürlich wünschen." Falls nicht, startet die 20-Jährige wieder bei der U23, wo sie im vergangenen Jahr mit Bronze bei der Europameisterschaft bereits ihre erste internationale Medaille eingefahren hat.
Zum Kanu gekommen durch die Schwester
Zum Wildwasser-Sport gekommen ist Emily durch ihre große Schwester, die auch ihr Vorbild ist: "Ich habe immer zu ihr aufgeschaut und wollte machen, was sie macht." Elena war schon als Jugendliche auffallend erfolgreich, wurde mit gerade mal 21 Jahren und noch als Elena Apel erstmals Weltmeisterin.
Mittlerweile ist sie verheiratet mit dem früheren Eishockeyspieler Leon Lilik, ist Doppelweltmeisterin und hat bei der Augsburger Heim-WM im vergangenen Jahr einen kompletten Medaillensatz abgeräumt. Aber nicht nur Elena ist für Emily ein Vorbild: "Da unser Papa auch unser Trainer ist, habe ich viel Zeit am Eiskanal verbracht. Da führte dann kein Weg vorbei, dass ich mich auch ins Boot setze."
Papa Bundestrainer
Papa Thomas Apel ist dabei nicht nur "ein Trainer", er ist der Bundestrainer der Kajak-Frauen und somit der Chef von Emily und Elena, die damit aber kein Problem mehr hat: "Für Papa und mich war das eine Gewöhnungssache, die etwas länger gedauert hat. Wir sind beide Sturköpfe, da mussten wir erst mal das Maß finden." Emily habe es als Jüngere etwas leichter gehabt, aber es habe ohnehin nie ernsthaften Streit gegeben, so Emily: "Im Vordergrund steht die Familie. Wir sind stolz aufeinander, wenn Erfolge reinrasseln."
Bizeps-Vergleiche ohne Maßband
An Emilys Anfänge erinnert sich die große Schwester noch bestens: "Als Emily noch kleiner war, hatte sie so dünne Ärmchen. Ich hab' mich dann immer gefragt, wie sie das schafft. Ich stand am Rand und mir war schlecht, weil ich gehofft habe, dass alles gut wird." Bis heute ist Elena aufgeregter bei den Läufen der Schwester als bei ihren eigenen, auch wenn sich die Sorgen gelegt haben: "Heute hat sie einen größeren Bizeps als ich", sagt Elena lachend. Der für Kanutinnen durchaus wichtige Bizeps werde aber nicht mit dem Maßband gemessen, eine Rivalität gebe es auch hier nicht, betont sie: "Ich sehe jeden Tag, wie viel Arbeit sie reinsteckt, und hoffe einfach, dass es sich für sie auszahlt."
Qualifikation am Wochenende
Sollten sich beide Schwestern am Wochenende fürs Nationalteam qualifizieren, dann starten sie auch gemeinsam bei den anstehenden Saison-Highlights. Erstmals nehmen die Wildwasser-Kanuten an den European Games in Krakau teil, im Herbst sind die Weltmeisterschaften in Lee Valley, dem Austragungsort der olympischen Sommerspiele von London 2012. Hier können die Sportlerinnen dann Bonuspunkte für die Olympia-Qualifikation sammeln, denn das Fernziel für alle Kanutinnen und Kanuten lautet Paris 2024.
Dann allerdings darf nur noch eine Kanutin pro Nation ins Wildwasser, doch auch dann soll es keinen Streit zwischen den Augsburger Wildwasser-Schwestern geben, betont Elena Lilik: "Ich gönne ihr alles von Herzen und finde es gut, dass sie mich unter Druck setzen kann. Das macht mich auch besser."
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