Ap Gubi, Dwit Gubi, Batangson Jirugi, Momtong an makki – für Außenstehende hört sich das nach einem ziemlichen Kauderwelsch an – ist es aber nicht. Die Begriffe bezeichnen Techniken und Stellungen im Taekwondo. Quoc-Binh Duong, Tilman Gothner und Patrick Lebens können die im Schlaf und beweisen dies auch gleich ziemlich schnell bei ihrem Training in Feucht. Schnelle, dynamische Bewegungen sind da zu beobachten. Nahezu völlig synchron.
Die drei Männer sind Teil der deutschen Taekwondo-Nationalmannschaft. Gemeinsam treten sie mit 17 weiteren Bundeskaderathletinnen und -athleten in Goyang bei der Weltmeisterschaft in der Disziplin Formenlaufen an. Poomsae heißt das. Was genau dahintersteckt, erklärt Tilman Gothner, der seit Jahren Trainer in einem Fürther Taekwondo-Verein ist: "Im Taekwondo gibt es mehrere Teildisziplinen. Eine Teildisziplin ist die Poomsae. Das ist eine Aneinanderreihung von Techniken, sozusagen ein Schattenkampf gegen einen unsichtbaren Gegner."
Kein Körperkontakt bei der Poomsae
Im Gegensatz zur Disziplin Wettkampf wird beim Formenlaufen auf Körperkontakt verzichtet. Insgesamt gibt es 17 solche Formen. Mit fortlaufender Zahl steigt auch der Schwierigkeitsgrad. Bei der WM starten die Kampfsportler in der Ü30-Klasse männlich. Das bedeutet, dass sie in Südkorea die Formen acht bis 15 abrufen und präsentieren müssen. Dabei kommt es auf eine saubere technische Ausführung an. Sowohl bei den Hand- als auch bei den Fußtechniken.
Schläge, Kicks, Blocks… im Team müssen sie absolut synchron sein. Kein Problem für die zweifachen Vize-Europameister. Sie seien einfach ein sehr gut eingespieltes Team, sagt Patrick Lebens: "Wir haben soviel Spaß miteinander – auch während des Trainings. Das ist das Schöne daran. Das sieht man bei anderen Teams weniger. Viele sind immer sehr angestrengt und verbissen. Für uns steht immer der Spaß im Vordergrund." Und wenn dann nebenbei noch ein paar Medaillen eingeheimst werden – umso besser.
Von den Einzelstartern zu Teamplayern
Seit fünf Jahren trainieren die drei mehr oder weniger regelmäßig zusammen. Kennengelernt haben sie sich auf einem Turnier in Hessen. Ein echter Glücksfall, erinnert sich Binh Duong: "Wir sind in derselben Einzelklasse gestartet. Da kamen die beiden Jungs auf mich zu und fragten mich, ob ich nicht Lust hätte, in einem Dreierteam synchron mit ihnen zu starten." Und Patrick Lebens ergänzt: "Wir haben den Binh gesehen und uns gedacht, der läuft ja schon irgendwie ähnlich wie wir. Fragen wir ihn einfach mal. Dann haben wir uns zusammen vor die Kampfrichter gestellt und sind eine Form gelaufen." Die meinten, das sähe ganz gut aus. Also haben es die drei miteinander probiert. Mit Erfolg: 2019 wurden sie Vize-Europameister in der Türkei, zwei Jahre später verteidigten sie ihren Titel in Portugal und holten erneut Silber.
Patrick Lebens, Quoc-Binh Duong und Tilman Gothner freuen sich auf ihre erste WM-Teilnahme.
Die größte Schwierigkeit: die Distanz
Die größte Herausforderung für die Kampfsportler: die Autobahn A3. Tilman und Patrick wohnen in Franken, Binh in Hessen: "Wir haben leider nicht die Möglichkeit, jede Woche miteinander zu trainieren", erzählt Quoc-Binh Duong. Deshalb sei es umso wichtiger, dass man bei den seltenen Trainingseinheiten zu dritt schnell den gemeinsamen Rhythmus finde.
Internationale Poomsae-Elite zu Gast in Südkorea
Denn die Konkurrenz ist stark. Die fränkisch-hessischen Taekwondo-Sportler müssen sich gegen die internationale Poomsae-Elite durchsetzen. Die kommt zum Beispiel aus Amerika, Kanada und den Iran – und natürlich gegen den Favoriten Südkorea: "Da haben wir natürlich eine starke Konkurrenz, aber durch unsere Platzierung bei der letzten Europa-Meisterschaft als Nummer Zwei in Europa fahren wir da doch mit Selbstbewusstsein hin", sagt Tilman Gothner. Denn das Dreiergespann hat Großes vor! Am Ostersonntag hebt der Flieger nach Südkorea ab – ins Mutterland des Taekwondo!

Binh, Patrick und Tilman sind das fränkische Team, das bei der Taekwondo-WM im südkoreanischen Goyang dabei ist.
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