In Sachen Doping gingen die Blicke die vergangenen Monate vor allem nach Russland. Aber wie sieht es mit dem Kampf gegen Doping in Deutschland aus? 2002 gegründet, gab die NADA lange ein trauriges Bild ab. In der Zentrale in Bonn ging es personell drunter und drüber. Vier Geschäftsführer wurden nach und nach verschlissen. Es fehlte Geld - Bund, Länder, Sport und Wirtschaft gaben viel zu wenig. Dem renommierten Sportmediziner und Dopingkontrolleur Helmut Pabst tat die NADA Leid. Wer eine vernünftige Anti-Doping-Agentur wolle, der müsse diese auch richtig ausstatten.
Bessere Ausstattung, mehr Kontrollen
Inzwischen wirkt die NADA gefestigter: Die Finanzierung ist einigermaßen gesichert, weil der Bund derzeit den Großteil des Jahresetats von rund zehn Millionen Euro bezahlt. Die Anti-Doping-Maßnahmen und Dopingkontrollen wurden und werden weiter ausgebaut. Inzwischen werden pro Jahr rund 15.000 Tests durchgeführt. Das inzwischen eingeführte Anti-Doping-Gesetz ermöglicht zudem neue Ermittlungsmöglichkeiten.
Unbequem gegen das IOC
Und die neue NADA-Chefin Andrea Gotzmann bietet sogar dem mächtigen Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die Stirn. Bei Olympia 2016 kritisierte Gotzmann öffentlich den Anti-Doping-Kampf des IOC, und, dass Russland trotz des jahrelangen Dopingsystems in Rio dabei sein durfte: "Die Entscheidung können wir schwer nachvollziehen. (...) Das kann nicht der Weg sein."
"Extrawurst" für König Fußball
Die NADA ist plötzlich internationaler Vorreiter, die die deutschen Athleten gerade vor Olympia vorbildlich testet. Viel mehr und strenger als andere Länder ihre Sportler. Eine echte Doping-Polizei also? Es bleiben Zweifel. Denn gerade bei den berühmtesten Sportlern in Deutschland, den Fußballern, wird der NADA vorgeworfen, nicht richtig hinzuschauen.
Auch wenn die NADA es bestreitet: König Fußball genießt eine Sonderbehandlung: Die Dopingtests werden von ehemaligen DFB-Kontrolleuren durchgeführt. Und sollte es einen positiven Befund geben, ist der DFB immer Herr der Lage. Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel bezweifelt, dass im Fußball überhaupt ernsthaft getestet wird. Er ist überzeugt, dass diese "Sondervereinbarung" "die Unabhängigkeit der NADA doch sehr in Frage stellt".
Angefangen hat die Nationale Anti-Doping-Agentur vor 15 Jahren mit fünf Mitarbeitern. Inzwischen sind es 36. Und auch wenn die NADA ab und an ihre Zähne zeigt. Wenn es um Fußballer geht, entpuppt sie sich bei näherem Hinschauen als zahmer Papiertiger.