Es war an sich kein besonderes Spiel, nach dem sich die Geschichte zutrug, an die sich der damalige Münchner U15-Juniorentrainer Hermann Hummels auch nach 20 Jahren so erinnert, als wäre sie erst Tage alt. Damals spielte sein Sohn Mats Hummels in seiner Mannschaft: Die U15 des FC Bayern München verlor bei den zwei Jahre älteren Gegnern des TSV Ottobrunn.
Hermann Gerland hakt Profikarriere von Mats Hummels ab
Trotzdem trug sich an diesem Tag prägendes Ereignis für die Familie Hummels zu. Das Spiel war bereits vorbei, die Zuschauer befanden sich auf dem Rückweg, da nahm der Münchner Talenteentwickler Hermann Gerland Vater Hummels zur Seite: "Er ist nach dem Spiel mit mir rausgegangen", erinnert sich Hummels in der Sendung Blickpunkt Sport im BR Fernsehen, "und sagt: 'Aber Hermann, sorg schon dafür, dass Mats Abitur macht.'" Mit anderen Worten: Zur Profikarriere als Fußballer reicht es nicht, kümmert euch um den Schulabschluss.
Hummels hat erwidert: "Gut, machen wir Schule." Das war ja ohnehin der Plan, an eine Profikarriere dachte im Hause Hummels noch niemand. Doch die Zeit wandelte sich. Aus dem damals verschmähten Mittelstürmer Hummels wurde ein starker Innenverteidiger. Und wieder meldete sich Gerland: "Ein paar Jahre später war Hermann die treibende Kraft, dass er die Schule geschmissen hat", erinnert sich Hummels.
Später wird Hummels Weltmeister in Brasilien
Der Fußballer beendete seine Schullaufbahn in der zwölften Klasse, ein Jahr vor dem Abitur. Im Laufe der Jahre entwickelte sich zu einem der stärksten Innenverteidiger der Welt, 2014 wurde er Weltmeister mit der deutschen Nationalmannschaft im Maracana in Rio de Janeiro. Nach seiner Rückkehr von 2016 bis 2019 zum FC Bayern spielt er mittlerweile wieder bei Borussia Dortmund. Und kämpft gegen seine früheren Kollegen um die deutsche Meisterschaft.
Der 34-Jährige ist also ein sehr prominentes Beispiel dafür, dass man Karrieren von Profifußballern nicht vorhersehen kann. Auf dem Weg gehören oft Irrungen und Wirrungen dazu. Manchmal kommt der Entwicklungsschub bei Jugendlichen früher, andere erleben ihn später - mancher Trainer ignoriert einen jungen Kicker, andere fördern ihn gezielt.

Hermann Hummels und Olaf Thon
Nur ein Bruchteil schafft den Sprung ins Profitum
Daher träumen zwar so viele Jugendliche davon, einmal Fußball-Profi zu werden. Doch auch in den Nachwuchsleistungszentren Deutschlands setzt sich nur ein Bruchteil durch und schafft den Sprung ins Profitum. Im Jahr 2018 kam die ARD-Radio-Recherche Sport etwa auf 3,5 Prozent der Spieler in den großen europäischen Ligen, die acht Jahre zuvor in U19-Teams der deutschen Erst- bis Drittligaklubs spielten.
Der Profi-Traum in Unterhaching
Einer, der am Traum Profifußballer arbeitet, ist Alexander Leuthard von der SpVgg Unterhaching. Der 17-Jährige aus dem U19-Team wohnt in einer WG mit einem Klubkumpel: Schule, Training, Haushalt - alles macht der Teenie selbst. Seine Mutter Claudia Porwik hat ihn im Alter von 15 Jahren "selbst entscheiden lassen und er hat sich für Unterhaching entschieden. Eben wegen der Selbstständigkeit. Finde ich gut", sagt sie.
Koch- und Waschtipps aus der Ferne
Sie unterstützt ihn aus der Ferne, gibt auch Koch- oder Waschtipps. Erledigen muss Leuthard seine Aufgaben aber letztlich selbst. Ob das der ideale Weg sein wird, wird die Zeit zeigen - Leuthard, der in diesem Jahr die Mittlere Reife macht, macht sein Leben in Unterhaching jedenfalls Spaß und er sieht dort die besten Perspektiven für sich.
Der Weg ins "Haifischbecken"
Hermann Hummels sagt, auch geprägt durch seine eigenen Erfahrungen als Vater, Trainer und Nachwuchskoordinator des FC Bayern München: "Wer ins Haifischbecken geht, muss schwimmen und beißen können."
Doku in der ARD Mediathek
Die ganze Kontrovers-Story "Familienprojekt Leistungssport - ohne Eltern keine Medaillen", die in Zusammenarbeit mit BR24Sport entstanden ist, sehen Sie ab Mittwochabend, den 19. April, in der ARD Mediathek und auf dem BR24-Kanal bei Youtube.