Fabian Schleusener Fußspitze sorgte in der Relegation 2020 für den Klassenerhalt des 1. FC Nürnberg.
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Fabian Schleusener Fußspitze sorgte in der Relegation 2020 für den Klassenerhalt des 1. FC Nürnberg.

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1. FC Nürnberg im Abstiegskampf: Wiederholt sich 2020?

Zwei Spieltage vor Saisonende hat der 1. FC Nürnberg nur zwei Punkte Vorsprung auf Platz 16 und könnte noch auf den Relegationsrang abrutschen - wie 2020. Doch das ist nicht die einzige Parallele zur damaligen Spielzeit.

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Der Franke ist von Natur aus etwas pessimistischer eingestellt. Manch einer behauptet scherzhaft, das liege an der Anhängerschaft zum 1. FC Nürnberg. In dieser Saison bietet Nürnbergs selbsternannter Herz- und Schmerzverein, der in diesem Jahr eher Letzteres ist, mal wieder allen Grund zur Sorge. Nach dem 2:2 in Magdeburg atmeten die Clubfans noch erleichtert auf, immerhin betrug der Vorsprung auf den Relegationsrang am Freitagabend fünf Punkte. Und vermutlich hatte der eine oder andere Fan noch die Worte von Sportvorstand und Interims-Cheftrainer Dieter Hecking im Ohr.

Er gehe nicht davon aus, hatte Hecking auf der Pressekonferenz vor dem vergangenen Spieltag gesagt, dass "Bielefeld, Sandhausen und Regensburg alle drei Spiele gewinnen werden". Für die beiden letzteren sollte er Recht behalten, doch die Ostwestfalen straften Hecking Lügen. Bielefeld gewann am Samstag in Kaiserslautern quasi in letzter Sekunde und rückte bis auf zwei Zähler an den FCN heran. Nach 2020 droht nun das nächste Herzschlagfinale - damals endete es in der Relegation. Wiederholt sich das Erlebte? Wird Nürnberg weiter in den Abwärtsstrudel gesogen? Parallelen zur Beinahe-Abstiegssaison gibt es viele.

Gleiche Ausgangssituation wie 2020

Vor drei Jahren lag der 1. FC Nürnberg nach 32 Spielen ebenfalls auf dem 15. Tabellenplatz - mit 36 Punkten und drei Zählern Vorsprung auf den Relegationsplatz. Ein Punkt mehr Puffer als in dieser Saison. Weil der Club 2020 seine letzten beiden Spiele (gegen Stuttgart 0:6 und gegen Kiel 1:1) nicht gewinnen konnte, zog der Karlsruher SC damals an den Franken noch vorbei - aufgrund der besseren Tordifferenz.

Ähnliches könnte auch diesmal passieren. Bielefeld hat zumindest schon jetzt das bessere Torverhältnis. Auch der Blick auf das Restprogramm beruhigt aus fränkischer Sicht nur wenig: Am kommenden Sonntag ( 13.30 Uhr, bei BR24Sport in der Livereportage und im Ticker) empfängt der Club Hansa Rostock um Ex-Trainer Alois Schwartz, der erst am Freitagabend beim Gastspiel der Rostocker in Sandhausen gezeigt hat, was er gegen ehemalige Vereine zu leisten imstande ist. Am letzten Spieltag fährt das Team von Dieter Hecking zum SC Paderborn. Dann gastiert die drittschlechteste Auswärtsmannschaft der Liga beim zweitstärksten Heimteam.

Arminia Bielefeld spielt noch zuhause gegen Paderborn und auswärts in Magdeburg. Beides ebenfalls keine leichten Aufgaben, doch die Hürden für einen Ausgang wie 2020 sind nicht allzu hoch. Sollte die Arminia von den letzten beiden Spielen eines gewinnen, der Club aber insgesamt nur einen Zähler holen, ginge es für die Franken in die zweite Abstiegsrelegation nach 2020.

Zielsetzung vor der Saison

Doch nicht nur die Punkteausbeute ähnelt, auch die Zielsetzung vor der Saison. Nach einer ansprechenden letzten Saison, in der der Club bis Ostern sogar auf den Aufstieg hoffen durfte, war für dieses Jahr das Ziel von Sportvorstand Dieter Hecking für diese Saison klar: Oberes Tabellendrittel sollte es sein, sprich Platz eins bis sechs. Das war auch schon vor drei Jahren die Vorgabe. Damals war der neunmalige deutsche Meister gerade aus der Bundesliga abgestiegen und hatte einen Wiederaufstieg nicht als direktes Ziel ausgegeben. Man wolle oben mitspielen, hieß es damals von den Verantwortlichen - ganz ähnlich wie vor dieser Spielzeit.

Offensive Harmlosigkeit

Dafür wurde damals wie heute der Kader besonders in der Offensive breit verstärkt. Mit Christoph Daferner und Kwadwo Duah wechselten im Sommer zwei nominelle Stürmer an den Valznerweiher - für zusammengerechnet fast zwei Millionen Euro. Insgesamt hat der FCN sechs Stürmer in seinem Kader - und stellt trotzdem die drittschlechteste Offensive der Liga. Zweitweise waren die Franken in dieser Kategorie sogar Schlusslicht.

Auch vor drei Jahren hatte die Mannschaft Probleme in der Offensive - trotz sogar sieben Stürmern im Kader. Der FCN hatte am Ende der Spielzeit ebenfalls die drittwenigsten Tor erzielt - aber immerhin 45 Treffer. Von dieser Zahl können die Clubberer in dieser Saison nur träumen. Lediglich 31 Mal lag der Ball im gegnerischen Netz. Auch diese Statistik macht wenig Hoffnung für den Saisonendspurt.

Drei Trainer braucht der Club

Drei Trainer durften sich in dieser Saison bereits an der Mannschaft versuchen. Robert Klauß wurde nach dem 10. Spieltag entlassen, sein Nachfolger Markus Weinzierl musste nach dem 21. Spieltag schon wieder die Koffer packen. Sportvorstand Dieter Hecking übernahm anschließend selbst das Ruder. Bei seiner Antrittspressekonferenz ließ er die anwesenden Journalisten wissen, er glaube, dass dieser Kader zu mehr in der Lage sei. Doch auch der 58-jährige Fußballlehrer konnte nicht mehr aus der Mannschaft herausholen. In der Punkteausbeute liegt er mit 1,18 Punkten pro Spiel nur unwesentlich vor Klauß (1,00) und Weinzierl (1,09).

Auch vor drei Jahren beschäftigte der Club in einer Spielzeit drei Übungsleiter. Der Österreicher Damir Canadi war nach dem 12. Spieltag Geschichte. Der ihm folgende Jens Keller blieb zwar bis zum Ende der regulären Saison, für die Relegation reaktivierte der Verein aber NLZ-Leiter Michael Wiesinger - eine vereinsinterne Lösung wie Hecking. Mit ihm gelang die Rettung. Ein Ausgang, den sich sicher auch Dieter Hecking für sich und seine Mannschaft gewünscht hätte, doch es könnte auch anders kommen.

Großes Verletzungspech

Was ebenfalls erwähnt werden muss, ist das Verletzungspech, das den Franken über die gesamte Saison treu war und immer noch ist. Im Heimspiel gegen Kaiserslautern zog sich Kapitän Christopher Schindler einen Kreuzbandriss und einen Teilriss des Außenbands zu. Torwart Peter Vindahl trug aus derselben Szene einen Innenbandanriss davon. Dazu fehlen derzeit Jan Gyamerah mit einem Syndesmosebandriss, Florian Hübner mit Muskelfaserriss im Adduktorenbereich und Erik Wekesser erholt sich nach seinem Kreuzbandteilriss.

Eine Rückkehr noch in dieser Saison ist bei allen unwahrscheinlich. Tim Handwerker ist nach seinem Kreuzbandriss inzwischen wieder zurück. Für Torhüter und Kapitän Christian Mathenia war die Saison mit einer Schulterverletzung bereits vor Weihnachten beendet. Es ist die zweite schwere Verletzung für den Schlussmann, seit er sich vor drei Jahren die Kniescheibe brach und ebenfalls lange ausfiel. Die nächste - wenn auch unfreiwillige - Parallele.

Hoffnungsschimmer: Damals gelang der Klassenerhalt

Als einziger Hoffnungsschimmer dient dem sonst eher pessimistisch eingestellten Fan des 1. FC Nürnberg die Tatsache, dass der Club auch 2020 den Gang in die dritte Liga abwenden konnte. Damals brauchte es die Relegation und die sechste Minute der Nachspielzeit, in der Fabian Schleusener sein einziges Tor für den FCN in dieser Saison erzielte - zum 1:3. Nur aufgrund eines 2:0-Siegs aus dem Hinspiel und der Auswärtstorregel setzten sich die Franken gegen Drittligist Ingolstadt durch.

Ob es dieses Mal so weit kommt, werden die nächsten beiden Spiele zeigen. Und wem das alles hier zu schwarzmalerisch war, der möge verzeihen: Der Autor dieses Texts kommt aus Franken.

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