52

Salafisten in Bayern Die neuen Menschenfischer in der Fußgängerzone

Mitte November hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière die Koranverteilaktion "Lies!" verboten. Trotzdem: In München sind Salafisten weiterhin unterwegs, verteilen in der Innenstadt religiöse Bücher. Die Spur führt nach Saudi Arabien.

Von: Joseph Röhmel

Stand: 03.12.2016 | Archiv

Ein Muslim betet an einem Infostand  | Bild: BR / Joseph Röhmel

Abul Baraa, ein Salafist aus Berlin, gilt als Wanderprediger. Regelmäßig kommt er auch nach Bayern. Stammgast ist Abul Baraa unter anderem in der Münchner Moschee Al-Salam, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Baraa bezeichnet die Sonnerfinsternis als schwere Drohung von Allah.

Der Prediger verurteilt den sogenannten Islamischen Staat und ruft nicht zum Dschihad auf. Einst hat er aber den Kampf der ehemaligen Al-Nusra-Front in Syrien als gesegnet bezeichnet, gilt deshalb als Sympathisant von Al-Kaida. Abul Baraas Zuhörer sehen sich selbst als gläubige und friedliche Muslime. Und auch den Internetprediger Pierre Vogel finden sie gut. 

Lügenpresse

Plakat am Islam-Infostand in München.

Regelmäßig sind diese Muslime in der Münchner Fußgängerzone und vor Einkaufszentren unterwegs wie dem Pep in Neuperlach: Salafisten, die an einem sogenannten Islam-Infostand religiöse Bücher verteilen. Die Titel der kostenlos verteilten Ergänzungs-Literatur lauten "Vom Kleriker zum Muslim" oder "Die Frau im Islam im Vergleich zu der Frau in der judeo-christlichen Tradition."

"Der Islam ist gegen Terrorismus, Ehrenmord, Zwangsheirat", steht auf einem Plakat, das die die Salafisten vor dem Stand in der Innenstadt platziert haben. Über ihre Motive wollen sie nichts ins Mikrofon sagen. Auch Fotos dürften nicht gemacht werden. Die Presse würde bewusst gegen Muslime hetzen, ist ihre feste Meinung.

"Unsere Gelehrten kommen aus Saudi Arabien"

Archivbild: Eine Auswahl an Büchern, die an Islam-Infoständen ausliegt.

Den Fragen der Passanten müssen sie sich aber stellen. Wer denn ihre Gelehrten seien, will ein Stand-Besucher wissen. "Unsere Gelehrten kommen aus Saudi Arabien, aus Marokko oder Ägypten", sagt einer vom Islam-Infostand.

Ein Teil der Schriften bzw. der Autoren stammt aus Saudi Arabien, wo eine extrem konservative Lesart des Islam gelebt wird. Auf einem Buch steht eine Internetadresse. Diese führt direkt zu einer mehrsprachigen Seite des saudischen "Ministeriums für islamische Angelegenheiten, Stiftung, Mission und religiöse Anleitung". Auch auf Deutsch kann man sich auf dieser Internetseite den Koran durchlesen oder sich mit dem Erben nach islamischem Recht auseinandersetzen.

Der strenge Großmufti

Gilt auch in salafistischen Kreisen als Autorität: der verstorbene Sheikh al-Aziz bin Baz.

Unter der Rubrik "Nützliche Links" landet man auf der Seite des bekannten saudischen Gelehrten Abd al-Aziz bin Baz.

Unter anderem deshalb erkennt der bayerische Verfassungsschutz darin eine Möglichkeit für den Einstieg in das wahhabistisch-salafistische Islamverständnis, das in Saudi Arabien zur Staatsdoktrin gehört. Der inzwischen verstorbene Bin Baz war von 1992 bis 1999 Großmufti Saudi-Arabiens.

Charakteristisch für seine Schriften und Rechtsgutachten ist laut Verfassungsschutz "die wortwörtliche Auslegung des Koran und eine äußerst rigide Interpretation des Islam". Bin Baz befürwortete beispielsweise die vollständige Verbannung der Frau aus dem öffentlichen Leben in Saudi Arabien aus religiösen Gründen.

Zudem gilt Bin Baz in salafistischen Kreisen als Autorität. Mit dem Grundgesetz sind seine Ansichten ganz offensichtlich schwer vereinbar. Islam-Infostände dienen in diesem Fall als eine Art Instrument, um die salafistische Ideologie in die ganze Welt zu tragen. Den Behörden sind trotzdem die Hände gebunden.

"So schwierig das zu verstehen ist. Wir müssen damit leben, dass auch konservative Islaminfostände in unserer Innenstadt bestehen. So lange eben wie die Vereinigung nicht verboten ist."

Sebastian Groth von der Abteilung Sicherheit und Ordnung im Münchner Kreisverwaltungsreferat

Wie schwierig ist ein Verbot?

Polizei und Jugendamt schauen sich solche Infostände immer wieder an. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage, ob Straftaten vorliegen. Im Fall der Salafisten etwa wäre das die Anwerbung für den Dschihad in Syrien.

Doch manchmal dauert es, bis Beweise zusammengetragen sind.  

Erst im November hat nach einjähriger Vorbereitung Bundesinnenminister Thomas de Maizière die salafistische Koranverteilaktion "Lies!" verboten. Mehr als 140 ehemalige Koranverteiler sind laut Bundeskriminalamt nach Syrien zum Kämpfen gegangen.

Nur: Ist eine Organisation verboten, missionieren andere weiter, wie das Beispiel der Münchner Salafisten vom Islaminfostand zeigt. Saudi Arabien mischt kräftig mit. "Das ist eine ganz offizielle Strategie, dass der Export des wahabitischen Islam finanzkräftig unterstützt wird von staatlichen Institutionen, aber auch von privaten Institutionen", sagt der Schweizer Islamwissenschaftler David Arn.   

Verteilte Mohammed Biografien

Gilt als einer der Initiatoren der Verteilaktion von Mohammed-Biografien: der Prediger Pierre Vogel.

Das Bundesinnenministerium hat weitere salafistische Verteilaktionen im Blick, überprüft, ob es Nachfolgeorganisationen von "Lies!" gibt. So wurde in den letzten Wochen bekannt, dass eine Organisation namens "We love Muhammad" Mohammed-Biografien in deutschen Städten verteilt. So waren Salafisten bereits in Köln, Frankfurt am Main oder Münster aktiv.

Als Hauptinitatoren gelten der bekannte Prediger Pierre Vogel und der ehemalige "Lies-Aktivist" Bilal Gümüs. Gegen Gümüs hat kürzlich die Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat Anklage erhoben. Er soll im Jahr 2013 einem 16-Jährigen bei der Ausreise nach Syrien geholfen haben.


52

Kommentieren

Elke, Montag, 05.Dezember 2016, 15:25 Uhr

27. Es lohnt sich etwas aus dem geschenkten Koran auswendig zu lernen.

Wenn Sie im Urlaub von radikalen Moslems entführt werden, dann kann Ihnen ein Zitat aus dem Koran das Leben retten. Geiseln mit Koran-Kenntnissen werden gut behandelt und dürfen nach Hause gehen.

Uli, Sonntag, 04.Dezember 2016, 23:17 Uhr

26. Warum wehrt man sich gegen den Islam?

Bei der endlosen Einwanderung von kinderreichen Moslems und dem Familiennachzug wird in einigen Jahrzehnten in Deutschland der Islam sowieso zu einer Staatsreligion. Mir tun nur die Frauen etwas Leid, sie werden vermutlich ihre Rechte verlieren.

  • Antwort von Rolf, Montag, 05.Dezember, 08:25 Uhr

    Ah und Sie glauben, dass das gut geht? Wie naiv sind Sie denn?

  • Antwort von Zeitkritischer, Montag, 05.Dezember, 13:43 Uhr

    Endlos?

    Verzeihung, das war mal. Aktualisieren Sie sich über die Nachrichtenlage. Zwischenzeitlich sind wir im Stadium vermehrter Ausweisungen. Steigerung nach oben noch möglich.

    Bitte? Danke! - Gern geschehen ;-)

Cosi, Sonntag, 04.Dezember 2016, 18:43 Uhr

25. Ja dann gehts doch nach Saudi Arabien!

Islamisten aller Welt geht's doch mal nach SA . und bleibt am Besten gleich dort auf Nimmer wiedersehen.
Wir brauchen eure ("...") Gelehrten nicht die Menschenrechte und Frauen verachten und auch solch eine Politik machen.
Wir haben ein Grundgesetz und das ist gut so!

Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
Kommentar-Richtlinien bearbeitet.

wolf, Samstag, 03.Dezember 2016, 18:22 Uhr

24. Weiter so?

Das Saudi Arabien und Qatar eine der Hauptfinanziers des islamistischen Terrors sind,steht doch nicht zur Debatte.
Da passt es doch wunderbar das sie sich mit dem verteilen des Korans ,den Mantel des religiösen Saubermanns umhängen.

Die westliche Welt ist diesem Zauber schon lange erlegen.

Schaut in eure Kirchen.

Ich benutze ungern diese Wortwahl ,aber es wird Zeit das wir aufwachen.

  • Antwort von Wanda, Samstag, 03.Dezember, 19:09 Uhr

    Was wollen Sie eigentlich ? Die Saudis sind exzellente Abnehmer (nicht nur) deutscher Rüstungsgüter...

sympathie träger, Samstag, 03.Dezember 2016, 18:10 Uhr

23.

mit den grundgesetz sind seine ansichten nur schwer vereinbar . das steht so in ihren bericht . das diese sichtweise auch die sichtweise der saudischen regiering sind steht da auch . also ist eine weitverbreitete sichtweise des islam ganz offensichtlich auch für medien und politik nicht mit den grundgesetz vereinbar . warum ist dann dieser schwachsinn , eines geistigen brandstifters aus der mitte des 7 jahrhunderts , dann bei uns noch als religion anerkantt und nicht längst verboten ? nicht jede tradition , siehe die aus den dritten reich , sollte man um jeden preis weiter pflegen . machmal muss man sich einfach weiterendwickeln . vielleicht sollten sich muslime und unser rechtsstaat auch endlich mal ein stückchen weiterendwickeln und die realität anerkennen !

  • Antwort von Ww, Samstag, 03.Dezember, 19:08 Uhr

    Sie haben sicher eine Menge zu sagen und vielleicht auch einiges sinnvolles. Nur wenn Die so schreiben und reden wie in diesem Kommentar, dann wird keiner auf Sie hören und Sie ernstnehmen. (...) Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
    Kommentar-Richtlinien bearbeitet.