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Zwangsarbeit im NS-Regime Lohhof stellt sich der Vergangenheit

In der alten Flachsröste in Lohhof bei München schufteten jüdische Zwangsarbeiterinnen. Ein Buch schildert das wenig bekannte, dunkle Kapitel Unterschleißheims.

Stand: 21.11.2013 | Archiv

Zwangsarbeit in der Flachsröste in Lohhof | Bild: Volk Verlag

Das neue Buch über ein dunkles Kapitel der NS-Geschichte in Unterschleißheim.

Nahe dem heutigen S-Bahnhof Lohhof entstand in den dreißiger Jahren eine sogenannte Flachsröste - ein Betrieb, in dem aus Flachsstroh Fasern für die Textilindustrie gewonnen wurden. Beim Flachsstroh muss die weiche Faser vom holzigen Kern getrennt werden, daraus wird dann Leinenstoff produziert. Den brauchten die Nazis für Zelte und Seile der Wehrmacht, aus den Kapseln wurde Öl für die Marine gewonnen.

Der Münchner Historiker Maximilian Strnad

Im Krieg mussten in Lohhof hunderte jüdischer Frauen unter extremen Bedingungen für die Kriegswirtschaft der Nazis schuften. Anschließend wurden die allermeisten davon deportiert und ermordet, nur ein Bruchteil von ihnen überlebte den Holocaust. Der Münchner Historiker Maximilian Strnad hat jetzt ein Buch über das Lohhofer Zwangsarbeitslager geschrieben - heute wird er es in Unterschleißheim vorstellen - gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern.

Die Flachsröste ist schon vor dem Krieg angebaut worden. Ab dem Jahr 1937 waren die Anlagen zur Flachsgewinnung fertig.

Erst Zwangsarbeit, dann Vernichtung

Das Nazireich wollte sich autark machen - zuerst wurden französische und polnische Kriegsgefangene dort zur Arbeit gezwungen, ab dem Jahr 1941 dann Jüdinnen. Im November des gleichen Jahres begannen die Deportationen, im Sommer 1942 wurde das Lager geschlossen, die restlichen polnischen Frauen wurden zuerst nach Augsburg deportiert, dann ins Vernichtungslager nach Auschwitz.

Es gab antisemitische Übergriffe, Schläge von den Vorarbeitern und auch den deutschen Frauen, die dort gearbeitet haben. Der Betriebsleiter schlug vor allem ältere Zwangsarbeiterinnen zur Deportation vor.

Nur 30 Frauen überlebten

Es gab auch mindestens einen Todesfall, andere Zwangsarbeiter erlitten bleibende Schäden, starben später an den Folgen der Arbeitsbedingungen. Etwa 270 Zwangsarbeiterinnen sind namentlich bekannt, 30 der Zwangsarbeiterinnen überlebten den Holocaust- in Kaunas, in Auschwitz, in Theresienstadt.

Einen Schwesterbetrieb der Flachsröste gab es in Schrobenhausen. Hier schufteten zur NS-Zeit ausländische Zwangsarbeiter. 13 Millionen Zwangsarbeiter waren zur NS-Zeit in die Maschinerie des Deutschen Reichs eingespannt - fast jeder Betrieb war auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen.


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