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Deutsches Museum München Spannender Blick hinter die Kulissen

Um die Ausstellungen im größten technisch-naturwissenschaftlichen Museum der Welt für die Besucher zu präsentieren, hat das Deutsche Museum 25 eigene Werkstätten. Am Samstag gibt es dort von 8 - 16 Uhr kostenlose Führungen.

Von: Hedwig Thomalla

Stand: 05.06.2016

Deutsches Museum | Bild: Bayerischer Rundfunk

Bernhard Küchle gehört zu den vielen Menschen, die Tag für Tag daran tüfteln, die Ausstellungen im Deutschen Museum für die Besucher zu einem spannenden Erlebnis zu machen. Mit Hilfe von Metall, Gips, Stoffen oder Papier versucht der Bildhauer zum Beispiel in Schaukästen möglichst originalgetreu historische Szenen nachzubauen – oft in deutlich verkleinertem Maßstab – für diese sogenannte Dioramen ist das Deutsche Museum berühmt. Damit etwa die Darstellung einer Miniatur-Mauer möglichst echt aussieht, betreiben die Bildhauer des Deutschen Museums einen enormen Aufwand. Sie haben konventionelle Korkplatten verwendet, jedes winzige Plättchen einzeln ausgeschnitten und wie kleine Ziegelsteine einzeln verlegt.

"Es soll ja schief sein, es soll ja wackeln. Es soll ja nicht alles akkurat da drin liegen, sonst könnte ich auch in einen Modellbauladen gehen und könnte mir die Dinger auch kaufen, also als Platte wohlgemerkt."

Bernhard Küchle, Leiter der Bildhauerwerkstatt

Bernhard Küchle arbeitet seit 28 Jahren beim Deutschen Museum. Sein spannendstes und wohl auch bislang größtes Projekt: das 350.000fach vergrößerte, begehbare Modell einer Zelle für die Abteilung Pharmazie.

"Das Ding ist sechs Meter lang und, was weiß ich, vier Meter hoch und das haben wir dann in Segmenten gebaut in den alten Messehallen, die damals leer waren und wo heute das Verkehrszentrum drin ist. Und des war – ich würde jetzt sagen – ein Jahr lang eine Materialschlacht – vor allem mit Kunststoff, die ihresgleichen sucht. Und nicht nur wir waren da involviert, sondern die Modellbauer, die Schreiner, die Schlosser. Also ich weiß nicht, wie viele Gewerke da mit dabei waren."

Bernhard Küchle, Leiter der Bildhauerwerkstatt

Das ist das Besondere an den Werkstätten des Deutschen Museums – alle, die an einem Projekt beteiligt sind, arbeiten Tür an Tür. Direkt neben den Bildhauern ist die Modellbauwerkstatt, gegenüber die Restauratoren, zwei Gänge weiter die Maler. Für Franz Huber, den Leiter der Modellbauwerkstatt, sind tägliche Absprachen ein Muss:

"Wenn man was baut und überlegt - ich geh dann halt weiter eine Tür zum Maler und frag: Du geht das? Kannst Du das dann farblich noch so hintrimmen, dass das dann auch ausschaut. Das enge Abstimmen miteinander, das macht halt Dinge möglich, die sonst über weite Kommunikationswege, des nicht machbar ist. Und des ist des was eigentlich schön ist bei uns im Haus."

Franz Huber, den Leiter der Modellbauwerkstatt

Die Autowerkstatt im Deutschen Museum

Mittlerweile gibt es im Deutschen Museum rund 25 Fachwerkstätten mit über 100 Mitarbeitern – darunter auch Buchbinder, Mechaniker, Schlosser, Schneider, Schreiner und sogar Orgelbauer. Kaum ein Handwerk ist dort nicht vertreten. Das war allerdings nicht schon immer so. Dieses System hat sich langsam entwickelt, erklärt Simone Bauer von der Museumsleitung.

"Je nachdem, welches Gewerk man benötigt hat, wurden die entsprechenden Leute zunächst über Fremdfirmen hier beschäftigt. Irgendwann hat man dann festgestellt: Eigentlich zahlen wir diese Leute ununterbrochen, dann können wir sie auch gleich selbst anstellen. Zum Beispiel hatten wir hier eine Fremdschlosserei, die hier sogar schon eine Werkstatt hatte und irgendwann in den 70er Jahren wurde die dann komplett übernommen, so wie sie war."

Simone Bauer von der Museumsleitung

Und das ist laut Simone Bauer bis heute kostengünstiger, als die Aufträge extern zu vergeben. Denn ein Museum hat bei seinen Aufträgen ganz spezielle Anforderungen: Alle Exponate, Schautafeln etc. müssen über Jahrzehnte halten und quasi wartungsfrei sein. Außerdem müssen die verschiedenen Handwerker nicht nur eng miteinander arbeiten, sondern auch die Wünsche des Kurators umsetzen.

"Wenn Sie sich jetzt überlegen, Sie wollen so etwas an eine externe Firma vergeben, dann gibt’s zwei Möglichkeiten: Sie vergeben auch die Entwicklungsarbeit, was aber sehr schwierig ist, weil der Abstimmungsprozess fast nicht stattfinden kann, oder aber, Sie leisten die Entwicklungsarbeit hier drinnen. Ja dann haben Sie aber schon fast drei Viertel der Arbeit geleistet."

Simone Bauer von der Museumsleitung

Außerdem sind beinahe sämtliche Ausstellungsstücke Unikate. Zum Teil wurden sie mit Techniken hergestellt, die heutzutage kaum jemand noch beherrscht. Wer in den Werkstätten des Deutschen Museums neu anfängt, durchläuft deshalb oft erst nochmal eine Art zweite Lehre. Erst nach zwei bis drei Jahren sind die Mitarbeiter dann in der Regel so qualifiziert, dass sie voll eingesetzt werden können.

Alle Werkstätten sind am Samstag offen!

Einmal im Jahr dürfen Besucher sich diese Werkstätten anschauen. Am Samstag von acht bis 16 Uhr gibt’s alle 30 Minuten kostenlose Führungen. An jeder Führung können maximal 12 Besucher teilnehmen. Jede Führung dauert ungefähr 100 Minuten.

Einen Platz für eine Führung kann man sich am Tag selbst ab acht Uhr am Informationsstand im Innenhof des Museums reservieren. Um 10, 12 und 14 Uhr gibt es spezielle Kinderführungen.


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