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Gedenkstein für Kriegsverbrecher auf Fraueninsel Künstler Kastner fordert von Söder Einsatz gegen Jodl-Keuz

Das steinerne Gedenkkreuz für den NS-Kriegsverbrecher Jodl auf Frauenchiemsee ist nun Thema eines Briefes an Ministerpräsident Markus Söder. Aktionskünstler Wolfram Kastner fordert Söder darin auf, alles ihm Mögliche zu tun, "damit dieser Schandfleck endlich verschwindet".

Von: Dagmar Bohrer-Glas und Gerhard Brack

Stand: 13.06.2018 | Archiv

Der Kenotaph für Alfred Jodl auf der Fraueninsel im Chiemsee | Bild: Wolfram Kastner

In dem offenen Brief fragt der Münchner Künstler Wolfram Kastner gemeinsam mit weiteren 30 Unterzeichnern den Ministerpräsidenten:

"Sehr geehrter Herr Söder, lässt sich dieses Ehrenkreuz mit Ihrem Heimatgefühl und dem Heimatbegriff der Bayerischen Staatsregierung vereinbaren? Gehört der Kriegsverbrecher zu Bayern, oder gehört das Ehrenkreuz für ihn endlich beseitigt? Wir bitten Sie dringend, alles Ihnen Mögliche zu tun, damit dieser Schandfleck endlich verschwindet und wir alle befreit werden von diesem unerträglichen Skandal." Wolfram Kastner und weitere Unterzeichner in ihrem offenen Brief

Gemeinderat streitet mit Grabbesitzern um Entfernung

Der Gemeinderat von Frauenchiemsee hatte Anfang 2018 beschlossen, dass das umstrittene Grabkreuz entfernt werden muss. Dagegen haben noch lebende Grabberechtigte Widerspruch eingelegt. Der Chiemseer Bürgermeister Georg Huber ging zuletzt davon aus, dass die Sache vor Gericht entschieden wird.

Jodls Asche verstreut

Der ehemalige Wehrmachts-General Alfred Jodl war im Oktober 1946 im Prozess gegen die NS-Hauptkriegsverbrecher zum Tod durch den Strang verurteilt und hingerichtet worden. Seine Asche wurde anschließend in einen Bach geschüttet, um ein Grab und damit eine mögliche Pilgerstätte für Nazi-Anhänger zu verhindern. Auf dem Familiengrab auf der Fraueninsel wurde aber sein Name in der Mitte des steinernen Grabkreuzes verewigt.

Verantwortlich für hundertausende Tote

Kastner und seine Unterstützer wiesen wiederholt darauf hin, Jodl sei verantwortlich für den Hungertod hunderttausender Menschen im von der deutschen Wehrmacht belagerten und eingeschlossenen Leningrad in den Jahren 1941 bis 1944. Außerdem unterzeichnete Jodl den sogenannten Kommissarbefehl, nach dem völkerrechtswidrig von der Wehrmacht mehrere tausend Kriegsgefangene hingerichtet wurden.


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