NSU-Prozess


5

NSU-Prozess 384. Verhandlungstag - Tageszusammenfassung

Es kam wie von vielen Prozessbeobachtern befürchtet: Die Nebenklage-Plädoyers im NSU-Prozess, die eigentlich schon seit sechs Wochen auf der Tagesordnung stehen würden, wurden einmal mehr vertagt – durch diverse Anträge und Einsprüche der Verteidigung der Angeklagten Beate Zschäpe, Ralf Wohlleben und André E.

Von: Thies Marsen

Stand: 24.10.2017 | Archiv

Beate Zschäpe am 4.10.2017 | Bild: picture-alliance/dpa/Jörg Koch

Nach kaum drei Stunden Verhandlungen – der Großteil davon Pausen und Unterbrechungen – ließ André von seinem Verteidiger erklären, er könne sich nicht mehr ausreichend konzentrieren – woraufhin der Senat die Hauptverhandlung bis morgen Vormittag aussetzte. Immerhin hat das Münchner Oberlandesgericht heute überhaupt verhandelt und damit vorerst verhindert, dass der NSU-Prozess platzt. Sollte die Verhandlung nämlich für mehr als drei Wochen unterbrochen werden, dann müsste alles von vorne beginnen.

Enttäuschung bei den NSU-Nebenklägern

Die Taktik der Verteidiger von Beate Zschäpe, Ralf Wohlleben und André E.: Sie wollen den Prozess platzen lassen.


Nebenklage-Vertreter zeigten sich heute enttäuscht über die erneute Verzögerung. Ebenso Gamze und Elif Kubaşık, Tochter und Witwe von Mehmet Kubaşık, dem neunten Mordopfer des Nationalsozialistischen Untergrunds, der am 4. April 2006 in seinem Kiosk in Dortmund getötet wurde. Sie waren heute extra nach München gereist, um im Prozess Präsenz zu zeigen. Das koste sie sehr viel Kraft, so Gamze Kubaşık und man nehme die ständigen Verzögerungen durch die Verteidigung durchaus persönlich.

Ob die Nebenklage-Plädoyers morgen beginnen können ist unklar. Denn die Verteidigung scheint es darauf anzulegen, das mit allen Mitteln zu verhindern. So hat sie seit Mitte September rund ein Dutzend Befangenheitsanträge gegen die Richter des Strafsenats gestellt und es damit geschafft, dass der Prozess seither auf der Stelle tritt.


5