NSU-Prozess


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105. Verhandlungstag Mandy S. und "Blood & Honour"

Im NSU-Prozess hat das Oberlandesgericht München die Vernehmung der früheren Rechtsextremistin Mandy S. abgeschlossen. Sie hatte zugegeben, 1998 drei "Kameraden" einen Unterschlupf in Chemnitz vermittelt zu haben.

Stand: 10.04.2014 | Archiv

Mandy S. nimmt heute erneut auf dem Zeugenstuhl im NSU-Prozess platz. | Bild: dpa-Bildfunk

Im NSU-Prozess hat das Oberlandesgericht München die Vernehmung der früheren Rechtsextremistin Mandy S. abgeschlossen. Sie hatte zugegeben, 1998 drei "Kameraden" einen Unterschlupf in Chemnitz vermittelt zu haben.

Nach den Ermittlungen handelte es sich um die späteren mutmaßlichen Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Sie habe der Frau auch einmal ihre Krankenversichertenkarte geliehen und für die drei einen Ausweis mit falschen Namen auf dem Amt abgeholt, sagte Mandy S. Das rechtfertigte sie als "Kameradschaftshilfe".

Nach 1998 habe sie aber keinen Kontakt mehr zu den Dreien gehabt, sagte Mandy S. Zschäpe trat aber auch später noch unter dem Namen von Mandy S. auf; und im Brandschutt der letzten Wohnung des NSU-Trios in Zwickau wurden zwei Zettel mit der damals aktuellen Telefonnummer der Zeugin gefunden. Noch immer läuft ein Ermittlungsverfahren wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung.

"Blood & Honour"

Am 105. Verhandlungstag versuchten vor allem die Vertreter der Nebenklage, die Verbindungen der Zeugin in die rechtsextreme Szene zu erhellen. Mandy S. gab zu, dass sie über mehrere Jahre in der "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene" (HNG) aktiv war. Auch hatte sie Kontakt zu Mitgliedern der Gruppierung "Blood & Honour".

"Die Zeugin S. war eindeutig fester Bestandteil der Chemnitzer und einer bundesweiten Naziszene."

Nebenklage-Anwalt Alexander Hoffmann

2005 sei sie aus der Szene ausgestiegen, nachdem ihre Beziehung mit dem Thüringer Neonazi Thomas G. in die Brüche ging. Nebenklage-Anwalt Alexander Hoffmann folgerte: "Die Blood & Honour-Szene in Chemnitz hat die drei Flüchtigen untergebracht." Es habe sich nicht um individuelle Hilfeleistung gehandelt, sondern um eine Aktion von Mitgliedern des politischen Netzwerks.

Der Prozess

Der Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) werden unter anderem zehn Morde zur Last gelegt. Opfer waren neun Menschen mit ausländischen Wurzeln und eine Polizistin.


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