NSU-Prozess


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386. Verhandlungstag, 09.11.2017 Wieder keine Plädoyers der Nebenkläger

Die Plädoyers der Nebenkläger verzögern sich weiter. Auch heute erhielten die Hinterbliebenen und ihre Anwälte nicht das Wort für ihre Schlussvorträge. Der Prozess zieht sich also weiter in die Länge.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 09.11.2017 | Archiv

Verhandlungssaal NSU-Prozess Oberlandesgericht München | Bild: BR/Ernst Eisenbichler

09 November

Donnerstag, 09. November 2017

Früher - das war vor vier Jahren - war alles ganz anders. Da haben sich Reporter und Anwälte noch aufgeregt, wenn einer der Verhandlungstage im NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht gestrichen oder nach kurzer Dauer abgebrochen wurde. Heute hatten wir den 386. Prozesstag nach einer zweiwöchigen Unterbrechung. Verhandlungsdauer: 75 Minuten - die Unterbrechungen abgezogen netto knapp über eine halbe Stunde. Dann vertagt der Vorsitzende Richter Manfred Götzl den Prozess auf die kommende Woche. Achselzuckend nehmen es die Beteiligten und die Reporter zur Kenntnis. Erwartet hatte ohnehin niemand etwas anderes.

Kaum etwas geht vorwärts

Seit Wochen schleppt sich das Gericht von einem Ablehnungsantrag zum nächsten. In der Sache selbst geht kaum etwas vorwärts. Immerhin wurde heute deutlich, was die Bundesanwaltschaft von einem Antrag der Zschäpe-Verteidiger hält, Auskunft über die Möglichkeit zu geben, die Anklage auszuweiten. Das Gericht nimmt Stellung - dann bittet die Verteidigung der Hauptangeklagten um mehr Zeit, den Sachstand mit der Mandantin zu erkläutern. Das war's dann auch schon wieder. Die Verteidigung des Angeklagten André E. schließt sich an - obwohl der gar nicht betroffen ist. Der Vorsitzende Richter will wissen, warum. "Na, grundsätzlich..." beginnt der Anwalt seine Ausführung.

Ob in der kommenden Woche nun die Anwälte der Nebenkläger mit ihren Plädoyers beginnen können, wagt auch keiner zu sagen. Die Hinterbliebenen der ermordeten NSU-Opfer haben es inzwischen aufgegeben, nach München zum Prozess zu fahren - wozu auch. Im kommenden März könnte das Urteil vor dem Oberlandesgerichts gesprochen werden, verkündet einer der Reporter. Widersprechen mag ihm keiner. Die bleierne Schwere, die über diesem Prozess liegt, hat sich längst auf die Gemüter übertragen. Wie mag es da den Angehörigen der Mordopfer gehen?


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