NSU-Prozess


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380. Verhandlungstag, 31.8.2017 Das besondere Geständnis des Andre E.

Wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung ist Andre. E im NSU-Prozess angeklagt. Bislang hat er beharrlich geschwiegen. Oberstaatsanwalt Weingarten spricht in seinem Plädoyer heute dennoch von einem Geständnis des 38–jährigen, und zwar durch schlüssiges Verhalten.

Von: Alf Meier

Stand: 31.08.2017 | Archiv

Alf Meier | Bild: BR

31 August

Donnerstag, 31. August 2017

Die Plädoyers der Bundesanwaltschaft werden fortgesetzt, heute nehmen die Ankläger Unterstützer des NSU ins Visier. Andre E. soll für das Trio unter anderem eine Wohnung und drei Wohnmobile angemietet haben. Aber wusste er auch über die Taten der Terroristen Bescheid? E. sei klar kommuniziert worden, dass man Ausländer umbringen und zur Finanzierung des Lebensunterhalts Raubüberfälle begehen wolle, sagt Oberstaatsanwalt Jochen Weingarten am Vormittag.

Wohnzimmerwandgestaltung als Beweis

Ein Beweis dafür, dass Andre. E nicht als Werkzeug des NSU missbraucht wurde, sondern bis zu einem gewissen Grad eingebunden war, ist nach Ansicht von Weingarten die Wohnzimmerwandgestaltung im Hause E. Bei der Durchsuchung der Wohnung in Zwickau sei eine Portraitzeichnung aufgefallen, die über dem Fernseher, nahe der Fotos der Kinder gehangen habe. Zwei Männerköpfe und ein weißes Runensymbol, das für den Tod stehe und ein altdeutscher Schriftzug: "Unvergessen".

Mundlos und Böhnhardt als Helden verehrt

Bei den Männerköpfen habe es sich um Mundlos und Böhnhardt gehandelt , sagte Weingarten. Mit dem Bild an der Wand habe sich Andre E. nach dem Tod der beiden Terroristen eine Gedenkstätte geschaffen und sie als Helden verehrt. Wäre er als ahnungsloser Mordgehilfe benutzt worden, hätte er das das Bild nicht aufgehängt, argumentiert Weingarten.

"Dass er das Bild so prominent aufgehängt hat, zeigt, dass er alles gewusst hat. Anders ist es nicht erklärlich, dass er Männern eine Gedenkstätte widmet, die ihm ein Strafverfahren an den Hals schafften."

Oberstaatsanwalt Jochen Weingarten

Mit der Aufhängung des Bildes habe Andre E. deshalb ein Geständnis durch schlüssiges Verhalten abgegeben, sagt Weingarten. Aus diesem, aber auch aus vielen anderen Gründen, sei er deshalb überführt.


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