NSU-Prozess


6

243. Verhandlungstag, 10.11.2015 Das Warten geht weiter

Beate Zschäpe bricht ihr eisernes Schweigen – ein bis vor wenigen Monaten als romantisch abgetaner Gedanke wird endlich wahr, wir müssen nur doch noch etwas länger darauf warten.

Von: Julian von Löwis

Stand: 10.11.2015 | Archiv

Julian von Löwis | Bild: BR

10 November

Dienstag, 10. November 2015

Die Fähigkeit, warten zu können, ist im NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht eine Art Grundvoraussetzung für alle Prozessbeteiligten und Beobachter. Mittlerweile ist man zwar dem Ziel - einem rechtskräftigen Urteil - näher und näher gekommen, doch das hat bisher auch stolze 243 Verhandlungstage gedauert.

Für viele gilt das, was nun angekündigt ist - nämlich eine umfangreiche Erklärung der Hauptangeklagten Beate Zschäpe - als der am höchsten ersehnte Moment im gesamten Prozess. Anstatt morgen wird er nun wohl erst nächsten Dienstag stattfinden – oder noch einen oder zwei weitere Tage später, das macht aber nichts. Der Nebenklagevertreter, Rechtsanwalt Mehmet Daimagüler, hat es nach der heutigen Verhandlung sehr treffend formuliert:

"Meine Mandanten haben über zehn Jahre darauf gewartet, dass die Wahrheit ans Licht kommt, da spielen ein paar Tage hin oder her jetzt auch keine Rolle mehr!"

Mehmet Daimagüler, Vertreter der Nebenklage

Es bleibt zu hoffen, dass durch Zschäpes Einlassung auch tatsächlich Licht in so manches noch dunkle Kapitel des National Sozialistischen Untergrundes kommt. Dann hätte sich das Warten auch gelohnt.


6