NSU-Prozess


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234. Verhandlungstag, 07.10.2015 Vier Anwälte, aber keine Verteidigung

Das Zerwürfnis zwischen den Zschäpe-Anwälten ist offenkundig und eine effektive Verteidigung so kaum möglich.

Von: Tim Aßmann

Stand: 07.10.2015 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR/Tim Aßmann

07 Oktober

Mittwoch, 07. Oktober 2015

Sie wollte es so. Beate Zschäpe hat den Konflikt mit ihren Pflichtverteidigern zunächst gesucht und dann eskalieren lassen. Sie hat Mathias Grasel als weiteren Anwalt gewollt und ihre bisherigen Rechtsbeistände dann geschnitten. Dass das Verhältnis zwischen Grasel und dem Trio aus Anja Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl mindestens schwierig sein würde, musste Zschäpe klar sein. Es war ihr egal.

Offener Streit im Gerichtssaal

Die Folgen für ihre Verteidigung konnte Zschäpe am Vormittag beobachten. Die Juristen, die eigentlich im Interesse der Hauptangeklagten zusammenarbeiten sollen, lieferten sich einen offenen, kleinteilig und infantil anmutenden Streit im Gerichtssaal.

Erst informierte Wolfgang Heer seinen Kollegen Grasel und die Mandantin nicht im Vorfeld über einen Antrag, den er in Zschäpes Namen stellte und dann griff er Grasel offen an. Vordergründig ging es darum, ob Mathias Grasel die ihm im Sommer zur Einarbeitung gewährte Prozesspause nutzte, um sich mit den anderen Verteidigern zu beraten. Nein, sagt Wolfgang Heer und das habe nicht an ihm und an den Kollegen Stahl und Sturm gelegen.

Mathias Grasel hielt dagegen, warf seinen Mitverteidigern mangelnde Kooperation vor. Deutlich macht der Streit aber vor allem Eines: Beate Zschäpe hat nun vier Anwälte, aber sie hat keine optimale Verteidigung.

Von Teamspiel keine Spur

Seit Mai 2013 begleiten Heer, Stahl und Sturm Zschäpe nun durch den Prozess. Sie sind im Stoff. Das wird in den Zeugenbefragungen immer wieder deutlich. In der vergangenen Woche zerpflückte Wolfgang Stahl die Aussagen von zwei BKA-Beamten.

Mathias Grasel saß daneben und schwieg. Was sollte er auch sagen? Er kann den inhaltlichen Vorsprung seiner Mitverteidiger niemals aufholen. Das an sich wäre auch nicht nötig, wenn es ein Teamspiel gäbe. Doch so ist es nicht. Mit den Verteidigern, die sich auskennen, spricht Zschäpe nicht und der mit dem sie spricht, ist nicht ausreichend im Stoff.

Dass sich die Anwälte noch zusammen raufen, ist nicht zu erwarten. Beate Zschäpe wird die Folgen des Konflikts, den sie selber provozierte, weiter tragen müssen.


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