NSU-Prozess


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194. Verhandlungstag, 19.03.2015 Zwickauer Zeugin schildert Zschäpes Leben

Einige Einblicke in das Leben des NSU-Trios im Untergrund lieferte am heutigen 194. Verhandlungstag eine junge Frau, die ein Jahr Tür an Tür mit Beate Zschäpe und den beiden Uwes gelebt hatte. Ort des Geschehens: ein Mietshaus an der Zwickauer Polenzstraße, wo sich Zschäpe den anderen Bewohnern als Lisa Dienelt vorgestellt hatte.

Stand: 19.03.2015 | Archiv

Das Straßenschild "Polenzstraße" in Zwickau vor einer Wand eines verfallenen Hauses zu sehen | Bild: picture-alliance/dpa

Keine zwei Meter saß heute die 31-jährige Zeugin von ihrer ehemaligen Nachbarin entfernt - und sie kam zu dem Schluss Beate Zschäpe, die sie nur als Lisa Dienelt kannte, habe damals deutlich lebensfroher gewirkt als heute auf der Anklagebank. Da war Zschäpe, die heute früh geradezu fröhlich den Verhandlungssaal betreten hatte, das Lächeln bereits vergangen. Dabei waren die Aussagen ihrer Ex-Nachbarin durchaus im Sinne ihrer Verteidiger – schilderte sie Lisa doch als ausgesprochen angenehme Hausbewohnerin, die stets ihren Haushalt in Ordnung  gehalten habe und immer adrett gekleidet war.

Das Leben von Beate Zschäpe – alias Lisa Dienelt

Ganz offensichtlich aber – so die Zeugin – habe sie stets unter dem Einfluss ihres Lebensgefährten gestanden. Der habe ihr – so die Zeugin – zeitweise sogar verboten, alleine das Haus zu verlassen oder ihre Handynummer an andere Personen weiterzugeben. Den zweiten jungen Mann in ihrer Wohnung soll Zschäpe als den Bruder ihres Freundes vorgestellt haben. Beide seien immer wieder auf Montage – was wohl die längeren Abwesenheiten der beiden erklären sollte.

Mit beiden Freunden intim

Während der gemeinsamen Zeit in dem Haus an der Zwickauer Polenzstraße, so berichtete die Zeugin weiter, habe Beate Zschäpe angedeutet, mit beiden Männern intim zu sein – manchmal auch gleichzeitig. Die Nachbarin meinte erkannt zu haben, dass sich Zschäpe - alias Lisa – dafür geschämt habe und es ihr eigentlich unangenehm gewesen sei. Weitere Einblicke in das Innenleben des Trios, dessen Wohnung sie nie betreten durfte – hatte die Nachbarin offensichtlich nicht. Die war zu diesem Zeitpunkt schwanger und besprach mit „Lisa“ mögliche Vornamen für das erwartete Kind. „Beate“ – so erinnerte sie sich heute – habe „Lisa“ besonders grässlich gefunden.


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