NSU-Prozess


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140. Verhandlungstag, 18.9.2014 Ein Stromausfall und umfangreiche Beweisanträge

Plötzlich waren die Lichter aus, um kurz vor zwei legte ein Stromausfall kurzzeitig die gesamte Technik im Gerichtssaal lahm. Der Vorsitzende Richter Götzl nahm es gelassen und ordnete eine ohnehin fällige 20-minütige Pause an.

Von: Julian von Löwis

Stand: 18.09.2014 | Archiv

ARCHIV - Polizeibeamte kehren nach einen Bombenanschlag auf ein Lebensmittelgeschäft am 19.01.2001 in der Probsteigasse in Köln herumliegende Scherben zusammen. Im Münchner NSU-Prozess sagt am Mittwoch 04.06.2014 eine Deutsch-Iranerin aus, die bei einem Sprengstoffanschlag in Köln Anfang 2001 schwere Verletzung davontrug. Das Verbrechen wird - neben zehn Morden und dem Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße - der Terrorzelle «Nationalsozialistischer Untergrund» zugerechnet. Foto: Henning Kaiser/dpa  | Bild: picture-alliance/dpa

18 September

Donnerstag, 18. September 2014

Auch heute ging es wieder um die Ceska Pistole, mit der der NSU neun von zehn Morde verübt haben soll. Laut Anklage stammt die Waffe aus der Schweiz. Wie ein Schweizer Kriminalbeamten heute aussagte, habe der mutmaßliche Waffenbeschaffer in einer früheren Vernehmung angegeben, jemanden in Jena gekannt zu haben. Dabei handele es sich um einen Jugendfreund von Uwe Böhnhardt. Der Verdächte bestritt aber jemals eine Ceska-Pistole nach Deutschland gebracht zu haben. Der Schweizer Ermittler soll im Oktober noch einmal befragt werden.

Der beinahe entscheidende Hinweis: Zwei Männer mit Fahrrädern

Im Juni 2004 explodierte in der Kölner Keupstraße eine Nagelbombe. Ein Jahr später, im Juni 2005, wird Ismail Yasar in seinem Imbiss in Nürnberg erschossen. Die Verdächtigen in beiden Fällen: Zwei Männer mit Fahrrädern - mutmaßlich Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos. Wenige Monate nach dem Bombenanschlag meldete sich der zuständige Kölner Ermittler bei dem Bayerischen Kriminalbeamten, der heute als zweiter Zeuge befragt wurde. Demnach haben die beiden Kollegen daraufhin Informationen ausgetauscht. Der Kölner Beamte schickte ein Überwachungsvideo, worauf die mutmaßlichen Täter zu sehen sind, nach Bayern. Die Zeugin, die in Zusammenhang mit dem Mordfall in Nürnberg zwei Verdächtige Radfahrer gesehen hatte, sei ziemlich sicher gewesen die Männer auf dem Video wiedererkannt zu haben, so der Zeuge heute. Die Zusammenarbeit wurde allerdings nicht weiter vertieft da die Ermittler der „Operativen Fallanalyse“ eine Vergleichbarkeit der Fälle ausgeschlossen hätten. Laut eines Vorhalts eines Nebenklagevertreters sei in diesem Zusammenhang die Rede von „Äpfel und Birnen“ gewesen.

Die Unterstützer aus der Neonaziszene

Mehrere Vertreter der Nebenklage haben zum Schluss umfangreiche Beweisanträge gestellt und die Ladung weiterer Zeugen gefordert. Es geht um die rechtsextreme Szene und Organisationen wie z.B. „Blood&Honour“. Aus diesem Umfeld soll das Trio um Beate Zschäpe umfangreiche Unterstützung für sein Leben und Wirken im Untergrund erhalten haben, wie Wohnungsanmietungen oder das Beschaffen eines Nachtsichtgeräts.


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