NSU-Prozess


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139. Verhandlungstag, 17.9.2014 Das Schweigen der Ceska-Besitzer

Werden vor Gericht Zeugen gehört, die keine Lust haben, zu kooperieren, kann das zur Qual werden. Die Steigerung: Polizisten, die Zeugen vernehmen mussten, die gar nichts sagen wollten – zumindest nicht die Wahrheit.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 17.09.2014 | Archiv

Oliver Bendixen | Bild: Bayerischer Rundfunk

17 September

Mittwoch, 17. September 2014

Diese undankbare Rolle fiel jetzt zwei schweizer Kriminalern zu, von denen einer heute den ganzen Tag befragt wurde und der morgen noch einmal in den Zeugenstand muss. Präzise schilderte er die Befragung von zwei Männern, die die ersten Besitzer der berüchtigten Ceska-Pistole waren – also jener berüchtigten Waffe, mit der der NSU die meisten seiner zehn Morde begangen haben soll.

Vom Flieger in den Knast

Ins Visier der Ermittler waren beide bereits gekommen, als feststand, dass die Pistole aus der Schweiz stammte. Richtig los ging für sie der Stress aber nach dem Tod der beiden Uwes und der Auffindung der Pistole. Beide wurden festgenommen – einer am Flughafen Zürich direkt nach der Rückkehr von einem Thailand-Urlaub – und beide saßen erst einmal einige Tage in Haft. Denn nun ging nicht mehr nur um einen privaten Waffendeal, sondern um den Verdacht, in Deutschland eine kriminelle Organisation unterstützt und Beihilfe zu Morden geleistet zu haben.

Keine Lust auf München

Dass es nicht nur um die eine Pistole ging, das räumten die Männer ein – und einer von ihnen gestand, auch etwas mit Drogen zu tun zu haben. Verbindungen zur deutschen Neonazi-Szene aber stritten die beiden Männer ab. Lust, nach Deutschland zu kommen und im NSU-Prozess in München auszusagen aber verspürten die Schweizer nun gar nicht. Sie lehnten es rundweg ab und wurden daraufhin in ihrer Heimat von einer Abordnung des Münchner Oberlandesgerichts vernommen.

Das Protokoll dieser Befragung soll nun an einem der nächsten Verhandlungstage im Münchner Strafjustizzentrum verlesen werden. Man darf gespannt sein , ob danach klarer ist, was schweizer Waffennarren mit deutschen Neonazis zu haben.


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