NSU-Prozess


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97. Verhandlungstag, 25.3.2014 Kicke, Kacke und der Dackel

Neonazis geben sich untereinander manchmal merkwürdige Spitznamen. Kicke und Kacke, so wurden Ende der 1990-er Jahre zwei polizeibekannte, gewaltbereite Skinheads in Chemnitz genannt. Ein anderer Skinhead hieß der „Dackel“. Er galt in der rechten Szene als einer, der zuverlässig Unterschlupf gewähren konnte.

Von: Alf Meier

Stand: 25.03.2014 | Archiv

Alf Meier | Bild: BR

25 März

Dienstag, 25. März 2014

Das sagte heute ein BKA-Beamter, der im NSU Prozess als Zeuge vernommen wurde. Er schilderte die Vernehmung des Max-Florian B. im Ermittlungsverfahren. B. hatte den mutmaßlichen NSU- Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt kurz nach deren Untertauchen im Jahr 1998 eine Zeitlang seine Wohnung in Chemnitz zur Verfügung gestellt. Er sollte eigentlich selbst als Zeuge vor Gericht aussagen, hatte aber wegen eines gegen ihn laufenden Ermittlungsverfahrens die Aussage verweigert und war deshalb nicht erneut vor Gericht erschienen. Gegenüber dem Beamten hatte er zuvor von einem Brüderpaar gesprochen, die man Kicke und Kacke nannte und die wussten, dass sich das NSU-Trio in Chemnitz aufhielt. Auch eine Person mit den Spitznamen „Dackel“ habe vom Untertauchen des Trios in Chemnitz gewusst. Mundlos habe gegenüber Max Florian B. erwähnt, beim „Dackel“ gewesen zu sein

Zschäpe war gleichberechtigt

B. sei während der Vernehmung absolut kooperativ gewesen, sagte der BKA-Mann. Er habe sich bemüht aufzuklären. Nach seinen Angaben wohnte das Trio noch im Sommer 1998 in der Wohnung in Chemnitz. B. ging dabei davon aus, dass  Böhnhardt und Zschäpe ein Paar waren, obwohl sie  immer zu dritt in einem Zimmer übernachtet hätten und er auch keinerlei Intimität beobachten konnte. B. sprach stets von „den Dreien“, machte keine Unterschiede zwischen der Hauptangeklagten Zschäpe und den beiden Männern. Nach seinem Eindruck war Böhnhardt aber autoritärer als Mundlos. Bereits in früheren Aussagen hatte B. betont, Zschäpe habe in der Gruppe eine „gleichberechtigte Stellung“ gehabt. Diese Aussagen belegen der Anklage zufolge die wichtige Rolle Zschäpes und den Vorwurf der Mittäterschaft bei den Anschlägen der Neonazi-Terrorgruppe.

Emingers Tattoo

B. war sich auch sicher, dass der ebenfalls im NSU-Prozess angeklagte André Eminger wusste, dass das Trio untergetaucht war. Mindestens dreimal soll Eminger die Wohnung in Chemnitz besucht haben. B. hatte Eminger 1997 über seine damalige Freundin Mandy Struck kennengelernt, man war zusammen auf Konzerten. Von Uwe Mundlos soll er dann von Emingers Tattoo erfahren haben. Eminger hatte sich demnach den Satz „Die Jew, die“ (stirb Jude, stirb) stechen lassen. B. konnte sich deshalb so genau an das Tattoo erinnern, weil er dreimal nachfragen musste um zu verstehen, was der Satz genau bedeutet.

Post vom NSU

Das Trio soll noch bis zum Spätsommer 1998 bei B. gewohnt haben. Dann hätte er die Drei gedrängt auszuziehen. Jahre später bekam er zur Geburt seines Sohnes ein Päckchen von Uwe Mundlos. Darin soll sich unter anderem ein grünes Plüschkrokodil und eine Karte mit einer Karikatur von Karl Dall befunden haben. Auf dem Absender stand „Panzergeneralstrasse.“ B. wusste sofort, dass das Paket vom Trio kam, da er mit ihnen einst das Videospiel „Panzergeneral“ gespielt hatte. Er rief Uwe Mundlos an und teilte ihm mit, dass er in Zukunft keine Pakete mehr bekommen möchte.


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