NSU-Prozess


1

89. Verhandlungstag, 26.2.2014 "Ja, ich werde Angaben machen!"

"Ja, ich werde Angaben machen!" Das war die wohl größte Überraschung am 89. Verhandlungstag. Mandy St. - eine 38 Jahre alte Friseurin aus Sachsen und als sogenannte Szene-Zeugin eingestuft - machte drei Stunden lang ihre Aussage.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 26.02.2014 | Archiv

Oliver Bendixen | Bild: Bayerischer Rundfunk

26 Februar

Mittwoch, 26. Februar 2014

Überraschung deshalb, weil viele Beobachter der festen Überzeugung waren, sie würde - um sich nicht weiter selbst zu belasten - überhaupt nicht aussagen. Sie gehörte zum Dunstkreis des Thüringer Heimatschutzes und war nach eigenen Worten ganz und gar nicht überrascht, als 1998 ein Freund sie fragte, ob sie drei Kameraden, die "Scheiße gebaut hätten", einen Unterschlupf geben könnte - am Ende war es die Wohnung ihres damaligen Partners, in der sich die beiden Uwes und Beate Zschäpe wochenlang versteckten.

Der Beginn des Terrors

Es waren genau die Monate, in denen sich der NSU in den Untergrund absetzte und die Zeit, in der vermutlich die ersten Morde der Rechtsterroristen geplant wurden. Um wen es sich bei dem Trio in der Wohnung ihres Freundes handelte, das will Mandy St. erst über ein Dutzend Jahre später erfahren haben, als nach dem Ende des NSU die Polizei bei ihr auftauchte. Sie war - das wiederholte sie heute noch einmal - bei der Beschaffung eines Personalausweises behilflich, der mit einem Falschnamen bei der Stadt Chemnitz beschafft wurde - und sie schickte Beate Zschäpe mit ihrer eigenen Krankenkassenkarte zum Frauenarzt.

Tränen vor Gericht

Einmal musste die Verhandlung unterbrochen werden, als die Zeugin auf die bohrenden Fragen des Vorsitzenden Richters keine Antwort mehr wusste oder keine mehr geben wollte - und in Tränen ausbrach. Die Nachfragen des Manfred Götzl aber dürften nur das Vorspiel zu dem sein, was morgen die Bundesanwälte und die Anwälte der Nebenkläger aus ihr herausholen wollen. Die Taktik der von einem Anwalt begleiteten Mandy St. ist klar: mit einer generellen Aussagebereitschaft bei der Bundesanwaltschaft "gut Wetter" machen - und natürlich auch bei dem Gericht, vor dem sie vermutlich in absehbarer Zeit als Unterstützerin der Neonazi-Terroristen selbst stehen wird.


1