NSU-Prozess


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NSU-Prozess: Gerichtssaal-Protokoll 78. Verhandlungstag, 23.01.2014

An diesem Prozesstag ist Jürgen Böhnhardt, Vater von Uwe Böhnhardt, der einzige Zeuge. Böhnhardt schildert die Entwicklung seines Sohnes seit der Kindheit über sein Abdriften in die rechte Szene bis zu den letzten Treffen nach dem Abtauchen des Trios in den Untergrund.

Von: Tim Aßmann, Holger Schmidt und Gunnar Breske

Stand: 23.01.2014 | Archiv

NSU Prozess Gerichtsprotokoll | Bild: BR

Jürgen Böhnhardt betont, dass er und seine Frau darauf hinwirken wollten, dass sich die Drei stellen, dies sei aber immer wieder abgelehnt worden. Böhnhardt verstrickt sich in Widersprüche bzgl. der Geldübergaben zur Unterstützung des Trios und hat während seiner Vernehmung immer wieder Erinnerungslücken. Zum Schluss spricht Böhnhardt den Opfern sein Mitgefühl aus.

Befragung des Zeugen Jürgen Böhnhardt

ARD-Reporter über das Geschehen im Gerichtssaal

(Tim Aßmann, BR)
Beginn 09.50 Uhr
Richter Manfred Götzl stellt Anwesenheit fest, Zuschauer und Pressetribüne fast voll.
Brigitte Böhnhardt ist nicht auf der Tribüne. Ihr Mann betrat das Gerichtsgebäude am Morgen allein gegen ca. halb neun, gab keine Interviews.
Dunkelblauer Pulli, helles Hemd darunter, Böhnhardt, Jürgen, 69 Jahre alt,
Götzl: Verwandt oder verschwägert mit den Angeklagten?
Jürgen Böhnhardt: Wer ist angeklagt?
Götzl zählt alle auf.
B: Nee, bin ich nicht verwandt.

(Holger Schmidt, SWR)
Götzl: Entwicklung und Aufwachsen Ihres Sohnes, dass Sie uns die wesentlichen Aspekte schildern, zunächst wäre es uns wichtig, dass Sie uns Ihren Sohn Uwe Böhnhardt vorstellen und darstellen, welche Entwicklung er genommen hat.
B: Mein Sohn Uwe ist 1977 geboren. Er ist geboren worden in einer Wohnung, in der wir bleiben konnten, im Gegensatz zu unseren anderen Söhnen. Ganz normal aufgewachsen, ging in den Kindergarten und in die Schule, bis 5. oder 6. Klasse keine Probleme, aufgeweckter Mensch, sportlich veranlagt.
Und irgendwann 1989 ging es los, das er gebummelt [Schule geschwänzt] hat, dass er die Schule gewechselt hat, dass er Autos geknackt hat und durch die Welt gefahren ist. Da ging das Problem los, dass man schlecht an ihn heran gekommen ist. Er wollte uns nicht glauben, dass es absolut notwendig ist, dass man die Schule beenden muss und Leistung bringen muss, wenn man in diesem Staat was werden will. Das hat aber nichts genutzt. Wir haben viel unternommen, um ihn rauszukriegen aus dem Milieu. Ältere Freunde, die ihn vielleicht auch ausgenutzt haben. Kann ich aber nicht beweisen. Es hat lange gedauert, bis er die Schule fertig bekommen hat. Verurteilt worden ist er wegen unerlaubtem Fahren.

(Gunnar Breske, MDR)
B: Ist dann auch verurteilt worden - saß in Hohenleuben. Wir hatten gehofft, dass ihm das geholfen hat. Hatten vorher noch versucht ihn außerhalb unterzubringen, in einem Heim. Nach 5 oder 6 Wochen kam der Anruf, wir sollten ihn abholen. Meine Frau hatte dann viel versucht, ihn in einer anderen Schule unterzubringen. Haben ihn in Hohenleuben besucht, da war er wieder ein kleines Kind. Hat geweint, als wir gingen stand er am Fenster und hat gewunken. Was er da alles erlebt hat, kann ich nicht sagen. ER WAR VERÄNDERT.

(Holger Schmidt, SWR)
B: Ich habe das Gefühl, dass er sich verändert hat, dass er härter geworden ist. Danach haben wir uns wieder sehr bemüht, dass er zu einem Abschluss kommt. Berufsvorbereitendes Jahr, Abschluss als Maurerlehrling mit einem ganz guten Ergebnis und fast ohne Fehlstunden! Er konnte Geld verdienen und wurde auch mal ein Vierteljahr bei einer Firma eingestellt, musste dann aber wieder gehen. Dann kam eine andere Firma, aber er wurde krank und musste wieder gehen. Dann kam noch eine Firma, da haben wir aber festgestellt, dass das eine Drücker-Kolonne war.
Schon als er versucht hat, seinen Abschluss zu bekommen, hat er Kontakt nach Winzerla bekommen. Wir wussten nicht so genau zu wem. Uwe Mundlos war dabei, die Zschäpe. Wir fanden die Freundschaften nicht erstrebenswert. Aber es waren nette junge Leute.
Das, was hier verhandelt wird, ist höchstens unterschwellig mal irgendwie zur Sprache gekommen. Dass er bei uns Waffen gelagert hat oder Kleidung, das kann nicht so gewesen sein.
Später sind uns Bilder vorgelegt worden: Uniform, Springerstiefel, Bomberjacke. Aber zu Hause gab es sowas nicht.


(Gunnar Breske, MDR)
B: Im Haus gab es keine Klagen über ihn. Im Garten hat mal der Nachbar gesagt, die Musik war laut, da hab ich mit Uwe gesprochen, das kam nicht wieder vor. An die Vorgaben hat er sich gehalten - zu Hause.

(Tim Aßmann, BR)
G: Was waren das für Vorgaben?
B: Dass er sein Zimmer in Ordnung hält, dass er höflich ist, zu Hause Aufgaben erfüllt, Hausarbeit macht, Gartenarbeit macht.

(Gunnar Breske, MDR)
B: Wir wissen jetzt, dass er an Demos teilgenommen hat, in einer Art Uniform, das gab es. Wollten ihn mal abholen bei der Polizei, das ging dann nicht. Da sprangen so viele Rechte und Linke rum, dann waren da welche mit Armeehosen und Stiefeln, da wurde mir gesagt, das sei die Bereitschaftspolizei. Ich konnte die nicht unterscheiden.

(Holger Schmidt, SWR)
B: Ich war erstaunt, wie viele Glatzen da rumgelaufen sind. Da hat man mir gesagt, nee, das sind Polizisten. Ich konnte Rechte, Linke und Bereitschaftspolizisten nicht unterscheiden.
G: Erklären Sie mir das!
B: Wusste ja nicht, dass man auf die Farbe der Schnürsenkel schauen muss.
Wir haben versucht, ihn zu erziehen, dass er ein ganz normaler Bürger wird. Und ich weiß auch nicht, woher er das Gedankengut hat. Ich kenne KEINEN in der Verwandtschaft, Bekanntschaft, der solches Gedankengut hat. Und er hat auch nicht mit uns diskutiert.
G: Welche Meinung hat er denn vertreten?
B: Das, was ihm hier angekreidet wird. Rechts, Neonazi. Das, was hier verhandelt wird. Wir haben es nicht geahnt. Dass es so schlimm ist.

(Gunnar Breske, MDR)
G: Nicht drüber diskutiert?
B: Haben gefragt: Was machst du da, wo kommt das her? Antwort: Ach, das musst du nicht so ernst nehmen. Da hab ich den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt.
Als da Anfang 1998 (vor dem Untertauchen) die Polizei da war, da war ich nicht da. Ich kann nur sagen, was mir andere erzählt haben.
G: Die Monate davor?
B: Viel Freizeit, als wir ihn gebraucht hatten, war er da. Bei uns wurde renoviert, da hat er uns geholfen. Musste auf die Wohnung aufpassen.
G: Die Strafe aus 1997? Was hat er dazu gesagt?
B: Das sei alles übertrieben, mit seinen Messern und Waffen. Ich bin überhaupt kein Freund von Waffen. Ein Taschenmesser ist für mich auch keine Waffe, oder ein Hirschfänger. Eine Zwille ist für mich keine Waffe.
G: Hat man (die Behörden) das damals zu ernst genommen, hätte man das anders sehen sollen?
B: Das nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles, was gezeigt wurde, alles bei uns in der Wohnung gefunden wurde. Kann mir vorstellen, dass ihm mal die Hand ausgerutscht ist, vorsichtig ausgedrückt. Ich habe ihn nicht geschlagen, das war nicht mein's, vielleicht hätten wir das auch noch machen sollen, mal eine richtige Ohrfeige geben, aber da wären wir vielleicht auch angeklagt worden wegen Körperverletzung. Mir hat mal eine Bekannte gesagt, dass ihr Sohn Angst hatte vor Uwe.
G: Welche Person meinen Sie?
Kurze Diskussion, ob B. den Namen nennt, sei eine Wanderfreundin (Böhnhardt leitet in Jena nach wie vor eine Wandergruppe)
B: Lauterbach - ich sag ihr aber Bescheid, dass ich ihren Namen gesagt habe.

(Tim Aßmann, BR)
B: Wenn Hausdurchsuchungen gewesen sind, haben wir immer mit ihm drüber gesprochen. Waren immer frühmorgens. Einmal war ich dabei, sonst war ich schon auf Arbeit. Rechtsradikalität, Besitz von Waffen war immer das Thema. Er (Uwe): "Ist alles nicht so schlimm, alles nicht so gewesen." Will nicht sagen dass es nicht berechtigt war (die Durchsuchungen), aber gefunden haben sie eigentlich nichts. Einmal waren wir nicht da und die Nachbarin hat die Durchsuchung beaufsichtigt.
G: Wie viele Durchsuchungen?
B: Vier oder fünf

(Gunnar Breske, MDR)
B: Dachten, dass der Kontakt zu Mundlos und Zschäpe gut sei.
G: Wann Mundlos und Zschäpe kennengelernt?
B: Sie war uns nicht unangenehm. Sie war nett, freundlich, zurückhaltend, aufgeschlossen, weil sie bereit war, etwas zu lernen. Was Frauen so machen: bügeln, kochen. (Leichtes Gelächter im Saal)
Die hat auch mal zugepackt, war sich nicht zu fein, den Tisch mit zu decken und so was. So meine ich das. Wir haben auch eine Enkelin, die würde nicht auf den Gedanken kommen. Ich weiß, dass sie eine schwere Kindheit hatte, dass sie bei der Großmutter aufgewachsen ist. Die Mutter nahm sich eine kleinere Wohnung, da hat sie dann bei uns gewohnt. Wir haben ihr Möbel gegeben, damit sie in ihrer neuen Wohnung etwas hatte. Zu Mundlos kann ich weniger sagen, der hatte eine Wohnung, ein Auto. Wir haben unserem Sohn auch ein Auto gekauft, damit er auf die Baustelle fahren konnte.

(Tim Aßmann, BR)
B: Beate Zschäpe hat ja mal 'ne Zeitlang bei uns gewohnt. Da haben wir eigentlich immer gedacht: Na, jetzt muss es doch ein bisserl besser werden und waren dann erstaunt, dass sie auch auf den Bildern mit drauf war (die ihm von der Polizei gezeigt wurden, von Demos).
B: Der Uwe Mundlos ist ja ein intelligenter Mensch. Da haben wir gehofft, dass das mal 'n bisschen nachlässt und dass sie zur Besinnung kommen. Leider ist das nicht so eingetroffen.

(Gunnar Breske, MDR)
G: Was haben Mundlos und Zschäpe gemacht damals?
B: Mundlos hat Oberschule gemacht und Zschäpe hat umgelernt, glaub ich. Gärtnerin.
G: Wie häufig gesehen?
B: Zschäpe einmal im Monat - Mundlos viel seltener.
G: Verhältnis Ihres Sohnes zu Zschäpe?
B: Ich habe das als nettes Pärchen angesehen.
G: Mundlos?
B: Netter junger Mann, der auch mit techn. Dingen, also Computer, Erfahrung hatte.
G: Beziehung Mundlos zu Zschäpe?
B: Da hat mal eine Beziehung bestanden, das haben wir dann später mitgekriegt. Sind ganz normal, freundschaftlich, miteinander umgegangen. Höflich zueinander, haben sich gegenseitig akzeptiert.

(Tim Aßmann, BR)
10.50 Uhr.
G: Über welche Themen haben sie gesprochen?
B: Eigentlich alles. Haben im Garten gearbeitet. Hatten Gartenthemen. Wie kann man eine Tafel decken, damit es schön aussieht.
G: Wie hat sie (Zschäpe) das Verhältnis mit ihrer Mutter beschrieben?
B: Mit meinen Worten würd ich sagen: kühl.
G: Wie meinen Sie das?
B: Kein großes, kein besonders herzliches Verhältnis.
(Zschäpe schaut ohne Fokus in den Raum, wirkt desinteressiert.)

Nun Fragen rund um das Abtauchen der Drei nach den Durchsuchungen 1998

(Gunnar Breske, MDR)

G: Was hat Sie beschäftigt?
B: Wo ist unser Sohn? Alle waren da, Polizei, LKA und LfV (Verfassungsschutz) - wollten wissen, wo er ist. Wir wussten es nicht. Haben uns mit Mundlos' Eltern getroffen, war die erste richtige Zusammenkunft. Da kam raus, dass Herr Mundlos ganz klar der Meinung war, dass sein Sohn damit nichts zu tun hat, dass unser Sohn ihn auf eine schräge Bahn gebracht hat. Von der Stunde, die wir uns getroffen haben, hat 90% der Herr Professor (Vater Mundlos) gesprochen. Seine Frau kam kaum zu Wort. Das war das letzte richtige Treffen. Zur Mutter von Beate Zschäpe hatten wir keinen Kontakt, meine Frau vielleicht, aber ich nicht.
Dann war ein Zettel im Briefkasten, dann das Telefonat. Da haben wir unseren Sohn erstmals gehört und im Hintergrund auch einen anderen, wenn mal was gesagt wurde. "Ihr müsst euch stellen, das bringt nichts. Es wird nur schlimmer." Aber sie blieben dabei: "Nein, wir bleiben."
Weiß nicht, ob wir der Frau Mundlos Grüße bestellen sollten, weiß ich nicht mehr.
Waren 3, 4, 5 Telefonate. Dann haben wir uns 1999, 2000 und 2002 getroffen. Hatten eine Information, dass wir uns in Chemnitz treffen können, bei einer großen Kaufhalle. Waren 3 Treffen, alle in Chemnitz.
War eine schwierige Situation, wussten nicht, ob wir es machen sollten oder nicht. Aber es ging um unseren Sohn. Und auch um die anderen. Haben dann ein Auto geliehen und das gemacht. Wurde immer geschaut, ob uns keiner verfolgt. Alles Sachen, die uns nicht gefallen haben.

(Tim Aßmann, BR)
B: Sind hingefahren, haben mit allen gesprochen. Sie haben gesagt: "Es geht uns gut", naja, schlecht sahen sie nicht aus, aber direkt gut auch nicht. Nehme an, dass der Untergrund ihnen zu schaffen gemacht hat.

(Gunnar Breske, MDR)
B: Zum Schluss haben sie uns gedrückt. An die Mutter (Mundlos) sollten wir Grüße bestellen, aber ja nicht dem Vater irgendwas sagen. Haben wir auch nicht gemacht. Grüße bestellt. Mutter sagte noch, nicht mehr erfahren zu wollen, sonst kriegt es ihr Mann aus ihr raus.
G: Treffen wo?
B: Immer gleicher Ort, in Chemnitz. Auf dem Weg von der Autobahn in die Stadt, ziemlich am Anfang.
G: Themen - wie sie leben?
B: Haben dazu nichts gesagt. Haben Arbeit, beschäftigen sich. Durch was, kann ich Ihnen nicht sagen. Haben gefordert: "Stellt euch, es kann nicht gutgehen."
Habe Schwierigkeiten das einzuordnen wie das war mit dem Verfassungsschutz. Hatten Kontakt gesucht, eigentlich ständig. Wollten wissen, wo sie sind, hatten gehofft, dass wir einen Deal machen können, damit sie eine günstigere Verurteilung bekommen. Wir wussten, dass wir abgehört werden - dass die Post kontrolliert wird. Wurde später auch zugegeben. Ob das immer noch so ist, weiß ich nicht.
G: Deal?
B: Sollten nochmal mit ihnen (dem Trio) sprechen, haben wir auch gemacht. Haben mit den Kindern gesprochen, ich sage jetzt Kinder, waren ja unsere Kinder, Stiefkinder. Haben mit jedem einzeln gesprochen, nicht ums Verrecken (wollten sie sich stellen), so würde ich das jetzt sagen. Sie wollten nicht in den Bau.
2002 haben wir uns am Wochenende getroffen. Da war mehr Zeit. Da haben wir uns bestimmt 2 Stunden unterhalten. Das weiß ich noch, weil da meine Enkeltochter in die Schule gekommen war. Da hat Uwe gefragt, wie es ihr geht, wir hatten Fotos mit. Er war ihr damals sehr zugetan, hat mit ihr gespielt, war immer sehr interessiert. Ist doch erstaunlich, wie ich vorhin schon sagte, er war so hart, aber hier war er so ganz zahm.

(Tim Aßmann, BR)
B: Aufgefordert beim letzten Treffen: "Kommt zurück." Antwort: "Nein, wir kommen nicht zurück. Wir gehen jetzt fort." Danach haben wir nie wieder was gehört, bis zu dem Tag dann Jahre später. (Anruf von Beate wg. Eisenach)
G: Was meinten die mit: "Wir gehen jetzt fort"?
B: Mir war klar: die meinen, sie gehen weg aus Deutschland.


(Gunnar Breske, MDR)
G: Wollten sie Unterstützung?
B: Ja, wenn Kleidung Unterstützung ist, dann ja. Die haben Klamotten gekriegt, wie das abgelaufen ist, kann ich Ihnen nicht sagen. Ist etwas an mir vorbeigegangen, aber ich habe das unterstützt. Plastiksäcke, hat meine Frau runtergestellt. Ich weiß nicht, wie das abgelaufen ist.
G: Kannte Ihre Frau die Person (die die Plastiksäcke abgeholt hat)?
B: Nein, kannte sie nicht, hat sie nicht gesehen. Kannte das Auto nicht. Wir wohnen im 7. Stock, das erkennt man nicht.
G: Nur Kleidung?
B: Auch Geld für den Anwalt (wurde laut Aussage von Mutter Böhnhardt an André K. übergeben) - E. (der Anwalt) hieß der wohl. 500 oder 800 €.
G: Andere Kontakte?
B: Haben ihn (Kontakt) nicht gesucht. Holger G. machte mal Freundschaftsbesuch, da hat er schon nicht mehr in Jena gewohnt. War vielleicht ein 5 Minuten Gespräch.

(Tim Aßmann, BR)
B: Holger G. hat Freundschaftsbesuch bei uns gemacht, wollte wissen, ob wir was von Uwe wissen. Wir wussten nichts, hätten aber auch nichts gesagt. Hat uns nicht verraten, ob er Kontakt zu Uwe hat. Haben G. gefragt, aber er wusste auch nichts.

(Gunnar Breske, MDR)
G: Hat er Grüße bestellt?
B: Nein, kann mich nicht erinnern, glaube nicht.
G: Was hat das mit André K. zu tun. Sie hatten vorhin den Namen erwähnt?
B: Wo wir uns getroffen haben, da sagten sie, dass das Geld nicht angekommen ist. Deshalb hab ich das gesagt.

Es folgen diverse Missverständnisse, wer wem Geld gegeben hat, oder ob es um Anwaltshonorare geht, oder ob jemand Geld geholt hat bei Böhnhardts, das für einen Anwalt bestimmt gewesen sein könnte. Götzl fragt mehrfach nach. Böhnhardt bringt Namen der Anwälte durcheinander und kann nicht erklären, warum er vorhin André K. im Zusammenhang mit dem Geld erwähnt hat. Er sagte da: Wie war das mit dem Geld? K. könnte das Geld geholt haben? ...
Jetzt hakt Götzl erneut nach und Böhnhardt weiß es nicht genau: Muss ich nochmal drüber nachdenken.

Mittagspause

(Tim Aßmann, BR)
Weiter um 13.30 Uhr.
B: Als Sack abgeholt wurde, war auch ein Geldkuvert mit dabei (Brigitte Böhnhardt hatte von Geldübergabe an K. gesprochen, aber unabhängig von der Sack-Abholung)
G: Haben Sie Ihrem Sohn selbst Geld angeboten?
B: Nein.
G: Was haben Sie gedacht, wovon er lebt?
B: War uns schleierhaft. Sie haben gesagt, sie haben Geld.

(Gunnar Breske, MDR)
G: Wie war das nun mit K. und dem Geld?
B: Das muss 1998 gewesen sein. Mit den Sachen (Anziehsachen) - zusammen übergeben. Ich nehme an, dass das in einem Umschlag mit dazu gelegt wurde. Ich war nicht dabei. 97 ist mein Vater verstorben, da haben wir etwas geerbt. Das habe ich an meine Söhne weitergereicht. Das muss mit in dem Beutel gewesen sein.
Verwirrung im Saal - G. fragt nach
B: Gestorben 97, das Erbe müssen wir dann Mitte 98 bekommen haben. Das ging dann mit in die Kleiderübergabe, also das Geld für den Anwalt und die 900 DM aus der Erbschaft.
G: Geld weggekommen?
B: Irgendetwas muss weggekommen sein, das für den Anwalt glaub ich.
Wieder Missverständnis ... Götzl dröselt auf: 900 DM Erbe, 700 DM Geld für Anwalt. Also insgesamt 1.600 DM. In zwei getrennten Umschlägen?
B: Ja.
G: Mit im Kleidersack?
B: Ja.
G: Wie haben Sie das mitbekommen, dass das Geld weg ist?
B: Am Telefon und später, glaub ich, auch nochmal bei einem Treffen.
G: Haben Sie nicht nachgefragt?
B: Naja, an wen hätten wir uns wenden sollen, wir wussten ja nicht, wer das Geld abgeholt hat (mit den Kleidungsstücken im Plastiksack). Uwe hat es uns nicht gesagt.

(Tim Aßmann, BR)
B. beschreibt: zwei Kuverts in den Säcken. A: 900 Euro aus dem Erbe, B: 700 Euro für einen Anwalt.
Diese 700 Euro wurden dann angeblich später von den Dreien vermisst bzw. sie sagten, die seien nicht bei dem Anwalt angekommen (diese Angaben sind mit Vorsicht zu genießen. Zeuge B. kann sich hier nur schwer erinnern. Es wirkt verworren)
G. konfrontiert B. jetzt mit den Widersprüchen zu den Aussagen seiner Frau bzgl. der Geldübergaben und der Säcke. Der Zeuge kann sich das nicht erklären (er weiß es einfach nicht mehr).

(Gunnar Breske, MDR)
G: Ihre Frau hat von 4 Übergaben à 500 DM gesprochen, auch hat sie gesagt, es seien Bücher und ein Videorekorder mitgeschickt worden.
B: Ich habe das so aufgefasst, wie ich es gesagt habe.
G: Und André K.? Hatten Sie den in Verdacht?
B: Nein, ich nicht.
G: Kontakt mit den Dreien nach letztem Treffen (in Chemnitz)?
B: Nein
G: Telefonat 5.11.2011 (Zschäpes Anruf einen Tag nach dem Wohnmobil-Brand in Eisenach)?
B: Ich war zu Hause. Ich war im Bett. Ich hab es von meiner Frau erfahren oder so halb mitbekommen von dem, was meine Frau gesagt hat. So richtig aufnahmefähig war keiner [Zschäpe sagte,] dass die Uwes tot sind und dass sich unser Uwe gewünscht hat, dass die Beate Zschäpe uns anruft und uns das persönlich mitteilt. Meine Frau immer: "Was ist los, Was ist los?" (Böhnhardt ringt merklich um Fassung). Zschäpe hatte nicht viel Zeit.

(Tim Aßmann, BR)
(Keine Regung bei Zschäpe)
B: Hat gesagt, sie muss weg (Z.) und muss auch noch Fam. Mundlos anrufen. Dann haben wir in den Nachrichten mitgekriegt, dass da was passiert ist. Dass der Wohnwagen gebrannt hat. Dass sie wohl erschossen worden sind, und wohl die, die den Einbruch in der Bank gemacht haben.

(Gunnar Breske, MDR)
B: Darf jetzt den Leuten mein Beileid ausdrücken, die Opfer geworden sind von den beiden Uwes. Dass es mir unendlich leid tut, was da passiert ist. Ich kann mich da hineinversetzen.

(Tim Aßmann, BR)
B: Wir haben ja auch schon einen Sohn verloren. Unseren Sohn Peter. Auf Totenschein stand Unterkühlung.
Auch jetzt bei Uwe war es so, dass er ja eigentlich auch erschossen worden ist. Hat dumme, bösartige Sachen gemacht, ist ja schon gemeingefährlich gewesen, was sie gemacht haben, wenn das alles so war. Aber er ist auch erschossen worden. Deshalb können wir uns reinversetzen.

(Gunnar Breske, MDR)
B: Er hat böse, gefährliche, gemeingefährliche Sachen gemacht, wenn das alles so stimmt, was ich nicht bestreiten kann. Er ist auch tot, wobei das zwei verschiedene Dinge sind. Das sie (die Opfer und Opferangehörigen) falsch beschuldigt worden sind. Ich bin Ihnen (den Opferangehörigen) sehr dankbar, dass sie uns nicht zur Rechenschaft gezogen haben. Haben uns nicht erpresst, beschimpft, da muss ich Ihnen eigentlich dankbar sein.
(Er kämpft mit den Tränen ... weint.)
G: Was war das damals mit Ihrem Sohn Peter für ein Vorfall?
B: Waren auf einer Wanderhütte - Peter war allein zu Hause. Wir kamen zurück und da hat der ABV (Abschnittsbevollmächtigte) gesagt: Dein Sohn ist tot. Das war die erste Information. Sind dann zur Polizei, da sagte uns auch keiner was. Erst am nächsten Tag kamen zwei Beamte und sagten uns das. Er muss irgendwo runtergefallen sein, aus großer Höhe oder einen Unfall gehabt haben.
G: Verhältnis Uwe zu Peter?
B: Sehr gutes Verhältnis von Uwe zu Peter. Er hat in ihm einen Freund gefunden.

B: Als wir hörten, dass sie sich in Buchenwald daneben benommen haben, haben wir mit ihm hart diskutiert, ob er denn weiß, was da passiert ist? Nein, sagte er.
G: Linkshänder oder Rechtshänder?
B: War Linkshänder, konnte aber auch mit Rechts arbeiten.
G: Hatte Ihr Sohn zu Hause Waffen?
B: Nein.
Richter Götzl ist mit Befragung fertig.

Jochen Weingarten (Vertreter der Bundesanwaltschaft) fragt:
W: Mit Nachfolger von Rechtsanwalt E. gesprochen?
B: Den haben wir im Harz getroffen, der war ja wohl auch etwas rechts angehaucht. Wir kannten den ja nicht.
W: Rechtsanwalt E. ist 2003 gestorben. Wie davon erfahren?
B: Muss über Uwe am Telefon gewesen ein oder anders. Kann mich nicht erinnern.
W: Aber wenn ihr letzter Kontakt zum Trio doch 2002 war und der Tod von Rechtsanwalt E. aber erst 2003 - wer hat dann den Kontakt aufgenommen? Sagt Ihnen Rechtsanwalt R. etwas?
B: Nein.
Es folgen Missverständnisse zu Zeitpunkten und Anwälten.
B: Wir wollten ja, dass auch Beate einen Anwalt bekommt.

Herbert Diemer (Vertreter der Bundesanwaltschaft) übernimmt:
D: 99 Treff mit E. Dann zeitnah gemerkt, dass er nichts getan hat?
B: Ja, dass muss ja 99 gewesen sein.
D: Genau, dann zeitnah ein neuer Anwalt, der besorgt werden sollte?
B: Ja, dafür war der andere Betrag.

Fragerecht nun bei Nebenklage:
RA Yavuz Narin (Nebenklage-Anwalt der Hinterbliebenen von Theodoros Bougaridis): Kennen Sie Anwalt B.?
B: Nein
N: Wie war das Verhaltnis Ihres Sohnes Jan zu Uwe?
B: War gut - auch damals.

Neuer Nebenklageanwalt (NK):
NK: Rechtsanwalt J.? Kennen Sie den?
B: Nein
NK: Die Ortschaft Kahla?
B: Ja, da haben sich rechte Gruppen niedergelassen
NK: Woher wissen Sie das?
B: Aus der Zeitung und habs auch von Bekannter erfahren
NK: War Ihr Sohn mal in Kahla?
B: Ja, da hatte wohl einer einen Garten, da haben sie ein Gartenfest gemacht.
NK: Welche Äußerungen machte die Polizei bei Ihnen über Schusswaffengebrauch (bei einem Besuch nach dem Abtauchen des Trios)?
B: Ja , das weiß ich von meiner Frau. Die sagten, dass sie schneller seien mit der Waffe. Das glaub ich ihr auch, das wird so sein.


RA Sebastian Scharmer (Nebenklage-Anwalt von Gamze Kubasik): Treffen mit dem Vater Mundlos?
B: Zufälliges Treffen mit Mundlos - Er hat uns wieder Vorhalte gemacht. Dann kam Frau Mundlos 3 Tage nach dem Tod (der beiden Uwes) zu uns, allein, und weinte sich bei uns und mit uns, mehr oder weniger aus. Dauerte 2 Stunden, dann klingelte ihr Handy und sie sagte, dass Ihr Mann unten wartete.

RA Angela Wierig (Nebenklage-Anwalt der Schwester von Süleyman Tasköprü): Möchte mich im Namen meiner Mandantin für Ihre Worte bedanken. Sie weiß, wie es ist, nicht zu wissen, wie es war.


(Holger Schmidt, SWR)
15.50 Uhr
RA Doris Dierbach (Nebenklage-Anwältin der Eltern von Halit Yozgat): Mal mit Zschäpe gesprochen, warum sie Ausstieg ablehnt?
B: Nein.
D: Gesprochen, wovon die Drei gelebt haben?
B: Gefragt haben wir, aber es kam keine Antwort
D: Verhältnis von Zschäpe zu den beiden Uwes?
B: Nach meinem Eindruck ist das ein gutes Klima gewesen, es hat sich niemand beschwert

RA Mustafa Kaplan (Nebenklage-Anwalt der Opfer des Anschlags in der Kölner Keupstraße): Sie haben gesagt: "Sie hatte eine schwere Kindheit, ihr Vater war ein Ausländer."

Götzl ergänzt: "Er hat noch gesagt: und deswegen war er nie da"
Böhnhardt: "Das ist wie in der Zeitung! Da wird was weggelassen und dann sieht es ganz anders aus"

(Holger Schmidt, SWR)
16.50 Uhr
RA Wolfgang Heer (Verteidigung Zschäpe): Haben Sie sich mit Frau Zschäpe über Politik unterhalten?
B: Ja, aber wie gesagt: das ist relativ wenig gewesen, weil wir bei ihr am wenigsten den Verdacht hatten, dass sie in dieser Richtung aktiv gewesen ist.
H: Können Sie das konkretisieren?
B: Wir haben dann ja gesehen, dass sie auch auf diesen Bildern war (Bilder von Neonazi-Aufmärschen).
H: Wissen Sie, wann diese Bilder aufgenommen worden sind?
B: Nein.

RA Anja Sturm (ebenfalls Verteidigung Zschäpe): Nebenklage hat ja schon angesprochen: "Die vom LKA würden schneller ziehen." Haben Sie das gegenüber Uwe Mundlos, Beate Zschäpe oder Ihrem Sohn angesprochen? Ihre Frau hat das so gesagt.
B: Könnte schon sein (dass sie den Dreien das erzählt haben).

RA Johannes Pausch (Verteidigung des Angeklagten Carsten S.): Ich will Interaktion mit Ihrem Sohn verstehen. Wie viel Zeit hatten Sie, sich mit Ihrem Sohn zu beschäftigen?
B: Sie haben Recht: ich habe nicht übermäßig viel Zeit gehabt, da gibt es keinen Zweifel dran, aber gerade nach solchen Aktionen mit Polizei oder so haben wir abends gesprochen - aber nach einiger Zeit ging es dann wieder los.
P: Wie stell ich mir das vor? Nur einen Satz?
B: Sie haben Recht, ich bin da kürzer angebunden, meine Frau hat da einen längeren Atem, mir manchmal zu lange. Ich habe versucht zu sagen, "so geht das einfach nicht. Man kann sich nicht einfach über die Gesetze hinwegsetzen". "Doch kann ich", hat er gesagt. Beispiel: Da hat er mal ein Auto oben in Mecklenburg in den Sand gesetzt, im Wortsinne. Dann ist er mit der Bahn zurückgekommen und die Bahnpolizei hat ihn zurückgebracht. Dann sind wir mit ihm hochgefahren und haben das der Polizei gemeldet. Dann hat der Besitzer gesagt: Taschenlampe, Computer, Fernglas fehlt. Hat Uwe gesagt: Taschenlampe stimmt, der Rest nicht.

P: Glauben Sie, Ihr Sohn hat Ihnen vertraut?
B: Glaube schon, deswegen hat er sich ja wohl auch gemeldet, als er weg war. Vertraut schon - aber nicht gehört.
Pausch: Hat er Sie mal in der Zeit ohne Arbeit um Rat gefragt, was er machen soll?
B: Um Rat gefragt würde ich nicht sagen. Aber wenn ich gesagt habe: Gartenarbeit, dann hat er es gemacht. Oder Autowaschen.
Pausch: Also er hat gehorcht?
B: Ja.
Pausch: Aber um Rat gefragt?
B: Nein.
Pausch: Mal gefragt, wo er hingeht?
B: Ja. Habe ja gesagt, das mit Kahla. Wir wussten, dass er teilweise weg war. Von der Sache her haben Sie recht, das ist vielleicht ein Vorwurf an mich, da haben Sie recht, dass ich sehr wenig Zeit mit ihm verbracht habe. Habe ja schon beschrieben, ich war bei der Feuerwehr (Betriebsfeuerwehr): Einmal in der Woche 24 Stundendienst: 07 Uhr in den Betrieb bis 16:00 Uhr, dann Bereitschaft bis morgens um 07 Uhr und dann wieder Betrieb.
Pausch: Treffen mit Rechtsanwalt E. im Harz: Was war der Auftrag?
B: Das Mandat, Beate Zschäpe zu vertreten. Das war schon ausgemacht, wir waren nur die Geldboten. "Ich weiß Bescheid. Das ist in Ordnung" hat er gesagt und ist wieder rein. Und wir haben gedacht: ein Anwalt ist ehrlich.
Pausch: Wie haben Sie ihrem Sohn Buchenwald erklärt (das falsch war was die Uwes da gemacht haben)?
B: Dass da Leute eingesessen sind, die für unsere Freiheit gekämpft haben und die gegen den Faschismus waren. Arbeiten bis zum Verrecken! Ich war da drastisch und habe gesagt: "und du machst es kaputt"

P: Wer wusste neben Ihrer Frau noch, dass sie sich getroffen haben?
B: Keiner
Pausch: Kennverhältnis ihrer Frau und Herrn Wohlleben, was können Sie dazu sagen?
B: Weiß ich nichts drüber. Nach unserer Meinung war das ein ganz normaler Mann und nachdem er dann richtig zur NPD gegangen ist, war ich schon ein Bisschen enttäuscht. Hätte ich ihm nicht zugetraut.
Pausch: Möglicher Deal mit dem Verfassungsschutz (darüber dass die Drei sich stellen sollen) - wissen Sie was über die Korrespondenz?
B: Gab nichts Schriftliches.
Pausch: Wie war Absprache inhaltlich?
B: Ich glaube, statt acht Jahren fünf Jahre. Von meiner Frau weiß ich das.

Henning Saß (beauftragt mit psychiatrischem Gutachten über Zschäpe): Wo war Uwe an dem Tag, als Peter starb?
B: Er war mit auf dem Ausflug.
S: Wie hat er reagiert?
B: Es flossen die Tränen. Er hat es lange nicht verstanden, dass er nicht mehr mit ihm spielen konnte.
S: Wie lange hat das nachgewirkt?
B: Viele Jahre.
S: Hat der Uwe vor Beate Zschäpe andere Freundinnen gehabt?
B: Nein. Bekanntschaften vielleicht, aber keine Freundin.
S: Wie miteinander umgegangen?
B: Verliebtes Pärchen, zärtlich.
S: Rollenverteilung? Einer überlegen?
B: Ich weiß nicht, was die Frage soll. In einer Ehe sollten beide gleichberechtigt sein, finde ich. Aber aus ihr jetzt ein Mannweib machen, ich weiß nicht. Aber gleichberechtigt ist doch nichts Schlechtes. Heißt doch nicht, dass einer die Waffe geführt hat.
S: Stärken und Schwächen ihres Sohnes?
B: Uwe brauchte was zum Anfassen. So wie Gartenarbeit. Maurer war da ideal.
S: Und Zschäpe?
B: Gartenarbeit war da ja etwas Kreatives, Gestecke binden, Tisch decken, das war doch was. Hat mein Sohn dann auch gemacht. Gabel auf die richtige Seite legen: Das war meinem Sohn ja piepewurschtegal. Aber Beate hat das richtig gemacht.
S: Wer hat bei den Telefonaten gesprochen?
B: Mein Sohn.
S: War jemand im Hintergrund?
B: Kann sein, aber eigentlich mein Sohn.
S: Bei Treffen, Wer hat da geredet?
B: Alle!

S: Wie lange hat Zschäpe bei Ihnen gewohnt?
B: Einige Wochen.

Ende Zeuge, 16.49 Uhr.

Hinweis

Diese Texte sind eine Auswahl der Mitschriften der Reporter der ARD und des BR während der zentralen Verhandlungstage im sogenannten "NSU-Prozess", eines beispiellosen Verfahrens der deutschen Rechtsgeschichte. Wir dokumentieren diesen "Originalton", weil es in der deutschen Praxis des Strafprozessrechts, selbst bei derartig wichtigen Verfahren, kein offizielles und umfassendes Gerichtsprotokoll gibt. Wir erfüllen damit unsere Informationspflicht, um allen, die keinen der begehrten Sitzplätze im Gerichtssaal erhalten haben, einen - durchaus auch subjektiven - Eindruck der Prozessereignisse zu vermitteln. Die Zusammenfassungen der sogenannten "Saalinfos" unserer Reporter sind redaktionell bearbeitet, zum Teil gekürzt. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben und es kann natürlich auch keine Gewähr für die Richtigkeit jedes einzelnen Wortes gegeben werden. Die Redaktion distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten der Aussagen der Prozessteilnehmer.


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