NSU-Prozess


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76. Verhandlungstag, 21.1.2014 Ein Blitzauftritt und eine peinliche Panne

Es war ein Blitzauftritt, den Susann E., Frau des Angeklagten Andre E., im NSU-Prozess hinlegte. So konnten noch weitere Zeugen befragt werden, etwa zwei Männer zum Heilbronner Mordfall. Dabei unterlief dem Senat eine Panne.

Von: Tim Aßmann

Stand: 21.01.2014 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

21 Januar

Dienstag, 21. Januar 2014

Der Auftritt dauerte nur gute zwei Minuten. Susann E., 32 Jahre alt, kam, machte kurze Angaben zur Personen und dann Gebrauch von ihrem Aussageverweigerungsrecht. Das steht ihr als Ehefrau des Angeklagten Andre E. zu. Als seine Frau den Gerichtssaal wieder verließ, grinste ihr Mann auf der Anklagebank breit. Susann E. hätte aber auch noch aus einem anderen Grund Angaben im NSU-Prozess verweigern können. Sie ist weiter Beschuldigte im Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft, die sie verdächtigt, die Terrorzelle unterstützt zu haben. Susann E. war häufig bei der untergetauchten Beate Zschäpe zu Besuch. Die Ermittlungen gegen sie laufen weiter. Die Anklagebehörde will natürlich abwarten, was der Prozess noch ergibt.

Zeuge sah Männer auf Rädern

Heute ergab er vor allem eines: Auch im Mordfall Kiesewetter wurden zwei Fahrradfahrer gesehen - wie bei mehreren Morden an Migranten, die dem NSU zur Last gelegt werden. Ein pensionierter Bahnarbeiter schilderte dem Gericht, wie er am Tattag im April 2007 ungefähr eine halbe Stunde vor dem Anschlag auf Kiesewetter und ihren Kollegen zwei Männer mit Rädern unweit des Tatortes auf der Heilbronner Theresienwiese sah. Ob es sich um die mutmaßlichen NSU-Terroristen Mundlos und Böhnhardt handelte, konnte der Zeuge nicht sagen. Die beiden Männer hätten gestritten, sagte der 67-Jährige im Zeugenstand.

Eine halbe Stunde später hörte er ein Geräusch aus der Richtung des Tatortes und dachte zunächst an einen geplatzten Reifen. Heute ist er sich sicher, zwei Schüsse, die ineinander übergingen, gehört zu haben. Die Polizistin Michele Kiesewetter starb damals. Ihr Streifenkollege wurde lebensgefährlich verletzt.

Peinliche Panne

Das Gericht befragte nun auch noch andere Tatortzeugen zum Heilbronner Mordfall. Dabei unterlief dem Senat eine peinliche Panne. Zwei der Zeugen sind indischer Herkunft. Dass für ihre Befragung ein Übersetzer nötig ist, hätte das Gericht nicht überraschen dürfen. Tat es aber. Glücklicherweise konnte in kurzer Zeit ein Dolmetscher hinzu gerufen werden.


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