NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter Der 38. Verhandlungstag

An diesem Verhandlungstag hieß es Abschied nehmen. Zum wohl letzten Mal kam Frank Lenk als Zeuge zum NSU-Prozess. Der Zwickauer Brandermittler war zuvor mehrfach da, um zur Brandstiftung in der Frühlingsstraße zu referieren.

Von: Tim Aßmann

Stand: 24.09.2013 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

24 September

Dienstag, 24. September 2013

In unglaublich sachlicher und präziser Art und Weise hatte Lenk mehr als 1.000 Lichtbilder aus dem Haus und der ausgebrannten Wohnung gezeigt und erklärt und den Prozessbeteiligten erläutert welche Fundstücke sie nun gerade sehen. Dem Fachmann zu folgen war nicht immer leicht und für die Zuschauer manchmal auch ermüdende Kost aber Frank Lenk hat sicher das Wissen der Meisten im Saal um die Erkenntnis bereichert, dass man anstatt von Brandspuren auch von "thermischer Beaufschlagung" sprechen kann. Über die Fotos die Ermittler Lenk präsentierte erschloss sich seinen Zuhörern im Saal ein Eindruck vom Leben der drei Untergetauchten in der Frühlingsstraße. Beate Zschäpe folgte meist teilnahmslos. Sie kennt dieses Leben ja. Die Hauptangeklagte blickte heute nicht einmal auf als Ermittler Lenk ein Foto von einem gefundenen Personalausweis präsentierte und nur wenige Meter von der Ex-Inhaberin entfernt sagte: "Der Ausweis lautet auf eine gewisse Beate Zschäpe".

Beweisaufnahme zum Mord an Theodoros Boulgarides

Im Mittelpunkt des 38. Verhandlungstages stand aber der Mord an Theodoros Boulgarides 2005 in der Münchner Trappentreustraße. Mit drei Schüssen wurde er in seinem Schlüsseldienst regelrecht hingerichtet. Wieder mit der Ceska-Pistole und das Opfer hatte wieder einen Migrationshintergrund. Die Polizei konzentrierte sich aber auch beim siebten Mord der Ceska-Serie auf das Umfeld des Opfers und vernachlässigte aus Sicht der Angehörigen einen möglichen fremdenfeindlichen Hintergrund. Die Ermittler hätten ihn schikaniert, sagte nun der Ex-Geschäftspartner von Theodoros Boulgarides im Zeugenstand. Die Polizei hätte das Opfer in den Dreck ziehen wollen, behauptet der Grieche sei sex- und spielsüchtig gewesen. Der ehemalige Ermittlungsleiter ist erkrankt und konnte deshalb nicht als Zeuge kommen. Er wird für einen späteren Zeitpunkt erneut geladen werden. Die Anwälte der Familie Boulgarides haben viele Fragen.


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