NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter Fernsehen mit Beate Z.

Der erste Prozesstag nach der Sommerpause begann entspannt. Und nach einer kurzen Zeugenbefragung wurde dann ferngesehen. Eine Folge der MDR-Sendung "Kripo-Live" aus dem Jahre 1998 wurde im Gerichtssaal vorgeführt.

Von: Alf Meier

Stand: 05.09.2013 | Archiv

Alf Meier | Bild: BR

05 September

Donnerstag, 05. September 2013

Beate Zschäpe setzte ihre Brille auf und verfolgte aufmerksam einen Film in dem die mutmaßliche Rechtsterroristin quasi eine tragende Rolle spielte. Es ging zunächst um den rotlackierten Koffer mit dem Hakenkreuzsymbol, der von Kindern vor dem Jenaer Stadttheater gefunden worden war und in dem sich eine Rohrbombe ohne Zünder befunden hatte. Später wurden in der Sendung, die an "Aktenzeichen XY" erinnert, Bilder des damals flüchtigen NSU Trios Zschäpe, Mundlos und Böhnhard gezeigt.

Hörspiel im Gerichtssaal

Danach ging es multimedial weiter. Das Gericht zeigte zunächst Aufnahmen einer Überwachungskamera in Köln. Auf den Schwarzweißbildern sind nach Überzeugung der Ermittler Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zu sehen, wie sie zunächst zwei Fluchträder in die Keupstraße bringen und dann ein weiteres Fahrrad mit einer Bombe. 22 Menschen wurden verletzt, als der Sprengkörper am 9. Juni explodierte.

Kurz vor dem Mittag ließ der Vorsitzende Richter Götzl die Notrufe vorspielen, die bei Polizei und Feuerwehr in Zwickau eingingen, nachdem Beate Zschäpe laut Anklage die letzte gemeinsame Wohnung des Neonazi-Trios in Brand gesetzt hatte. Ein paar Beispiele:

"Hier Frühlingsstraße, Brand! Ich seh' die Nummer nicht, Scheiße ... da hat's 'ne ganze Etage weggesprengt!"

"Machen sie schnell, hier brennt alles weg"

"Explosion!"

"Die eine, die da wohnt, die ist gerade raus"  (möglicherweise Beate Zschäpe)

"Der schaute böse"

Am Nachmittag wurde noch eine Zeugin vernommen. Thema: Der mutmaßlich 6. Mord der Terrorgruppe. Der Dönerbudenbesitzer Ismael Yasar war im Juni 2005 in Nürnberg erschossen worden. Die Zeugin sagte aus zwei Männer in der Nähe des Tatorts beobachtet zu haben, möglicherweise Mundlos und Böhnhard. Einer der Männer habe in den Dönerstand geblickt, der andere habe sie extrem böse angeschaut, meinte die Musiklehrerin, die mit dem Auto unterwegs war.  Kurz darauf habe sie Geräusche gehört, die wie fünf Schüsse klangen: "Bumm, Bumm - Bumm, Bumm, Bumm".


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