NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter Genugtuung für Nebenklägerin

Im NSU-Prozess haben Nebenklagevertreter die Ermittlungen der Polizei im Umfeld der Opfer thematisiert. Für die Familienmitglieder der Opfer wurde es ein Tag der Rehabilitation.

Von: Alf Meier

Stand: 01.08.2013 | Archiv

Alf Meier | Bild: BR

01 August

Donnerstag, 01. August 2013

Soko "Simsek", Soko "Halbmond" und Soko "Bosperus". Wieder einmal versucht ein leitender Kriminalbeamter aus Nürnberg zu erklären, warum trotz zahlreicher Sonderkommissionen jahrelang in die falsche Richtung ermittelt wurde. Es ging um die Mordfälle Simsek und Özüdogru. Man habe nach den Taten Spuren verfolgt, die in Richtung Organisierte Kriminalität führten, zwar auch an fremdenfeindliche Motive gedacht, dafür aber keine Hinweise gehabt, sagte der Beamte.

Durch Auftragskiller umgebracht

So gab es etwa den Verdacht, dass der Blumengroßhändler Enver Simsek durch einen von der Konkurrenz bezahlten Auftragskiller liquidiert wurde. Die Ermittler überprüften Aussagen nach denen Simsek als Drogenkurier fungierte, auch Blutrache oder Tötung aus Eifersucht wurden in Betracht gezogen. Bei Simseks Familie hätten die Polizisten den Eindruck gehabt,  dass Informationen zurückhalten werden, sagte der Zeuge. Telefongespräche seien deshalb abgehört worden. All diese Spuren wären aber letztlich im Sande verlaufen.

Tochter sehr zufrieden

Semiya Simsek, Tochter des ermordeten Blumenhändlers und Nebenklägerin, ist mit dieser Aussage sehr zufrieden. Sie habe aus dem Mund des Kriminalbeamten hören wollen, dass die ganzen Ermittlungen und Verdächtigungen, denen ihre Familie über Jahre ausgesetzt gewesen wäre, zu keinem Ergebnis geführt hätten. Das habe die Verhandlung für sie gebracht, sagte sie uns heute in einer Verhandlungspause.

Götzl muss sich aufregen

Dem Vorsitzenden Richter Manfred Götzl, der in den letzten Verhandlungstagen recht entspannt gewirkt hatte, ging gegen Ende der heutigen Sitzung doch noch der Hut hoch. Statt von seinem Fragerecht Gebrauch zu machen, wollte ein Vertreter der Nebenklage eine Erklärung abgeben. Götzl untersagte dies und als der Anwalt daraufhin juristisch falsch formulierte Fragen stellte, folgte ein Wortgefecht bei dem es laut wurde. Nach einer kurzen Unterbrechung der Verhandlung kehrte aber wieder Ruhe ein.


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