NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter "Eine liebe Nachbarin"

Am 27. Verhandlungstag hat ein Nachbar von Beate Zschäpe vor dem Münchner Oberlandesgericht ausgesagt. Er berichtete von einer "lieben Nachbarin" - und Feiern unter dem Hitler-Bild.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 24.07.2013 | Archiv

Oliver Bendixen | Bild: Bayerischer Rundfunk

24 Juli

Mittwoch, 24. Juli 2013

An manchen Tagen scheint der NSU-Prozeß nicht recht voranzukommen- und trotzdem gibt es Erkenntnisgewinn - etwa über das Milieu, in dem sich Beate Zschäpe und ihre beiden Uwes so wohl und sicher fühlten. Heute ging es um die Hausgemeinschaft in jenem Zwickauer Anwesen, in dem die Hauptangeklagte nach der Aufdeckung des NSU ihre Wohnung in Brand gesteckt haben soll.

Spendable Zschäpe

Im Zeugenstand fand sich ein 47jähriger Hausmeister wieder, der über Zschäpe sagt: "Die war nicht mein Typ" – sich ansonsten aber sehr wohlwollend über sie äußert. Im Hof habe man gemeinsam Sekt getrunken und Zschäpe habe schon mal eine Pizza für die Nachbarn spendiert.

Maus habe sie man mit Kosenamen genannt, sagt der Zeuge – und die Maus guckt stur in ihren Laptop, als habe das alles nichts mit ihr zu tun.  Selbst sei er ganz und gar kein Neonazi und die Aufregung über die in seiner eigenen Wohnung sichergestellten NS-Devotionalien kann er gar nicht verstehen. 

"Ist doch ganz normal"

Das gerahmte Hitlerbild, das man bei ihm auf dem Fernsehapparat fand, habe er von einem Nachbarn geerbt: "Das stand bei dem doch auch auf dem Fernseher! Ist doch ganz normal." Das scheint  ohnehin das Problem zu sein. Vierzig Jahre sozialistische Erziehungsarbeit in der DDR  sind an manchen Menschen spurlos vorüber gegangen zu sein.


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