NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter Belastende Aussagen und Gedächtnislücken

Am 10. Verhandlungstag vor dem Oberlandesgericht München stand einmal mehr der Angeklagte Carsten S. im Mittelpunkt.

Von: Tim Aßmann

Stand: 13.06.2013 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

13 Juni

Donnerstag, 13. Juni 2013

"Ich habe mich hier nackig gemacht und er schweigt." So begründete Carsten S. seine Weigerung, Fragen der Wohlleben-Verteidiger zu beantworten. Diese hätten ihn sehr gerne gelöchert. Schließlich hat S. in fünf Vernehmungstagen vor allem Wohlleben schwer belastet.

Dessen Verstrickung in den NSU war, wenn man Carsten S. glaubt, tiefer als bisher angenommen. Aber wie nackt hat sich Carsten S. denn nun tatsächlich gemacht in seiner fast abgeschlossenen Vernehmung? "Naja, bis auf die Unterwäsche aber nicht weiter", möchte man sagen. Keine Frage. Sich nach rund 13 Jahren an Erlebnisse aus einem Leben zu erinnern mit dem man abgeschlossen, dass man lange verdrängt hat, ist nicht einfach und das S. sich um Erinnerung bemühte war deutlich zu spüren. Oft aber eben nicht immer und so bleibt das Bild eines Angeklagten, der häufig dann Gedächtnislücken hat, wenn es um seine eigene Rolle bei der NSU-Unterstützung geht.

Dass er sich den Fragen der Wohlleben-Verteidigung verweigert, ist bedauerlich und wird vom Gericht bei der Einschätzung seiner Aussagen wohl berücksichtigt werden müssen. Zu hoffen bleibt nun, dass er den voraussichtlich letzten Tag seiner Vernehmung am kommenden Dienstag nutzt, um sich zu entschuldigen.


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