NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter Der siebte Verhandlungstag

Vor dem Oberlandesgericht München hat der siebte Verhandlungstag im NSU-Prozess stattgefunden. Der erste der fünf Angeklagten entschuldigte sich für seine Unterstützung des Terrortrios. Eine Kenntnis von der Mordserie habe er nicht gehabt.

Von: Tim Aßmann

Stand: 06.06.2013 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

06 Juni

Donnerstag, 06. Juni 2013

Sieben Verhandlungstage hat es gedauert: Nun hat sich der erste der fünf Angeklagten entschuldigt. Wenigstens einer muss man sagen. Holger G., mutmaßlicher NSU-Unterstützer und geständig im Zeugenschutzprogramm, hat sein Bedauern gegenüber den Menschen ausgedrückt, die durch den NSU verletzt oder deren Angehörige verletzt wurden.

Beeindruckende Erklärung

Mitangeklagter Holger G. versteckt sich hinter einer Mappe.

Schon das hebt den siebten Verhandlungstag hervor und auch ansonsten war die Erklärung von Holger G. beeindruckend. Der Mann bedauert. Das ist klar. Aber was bedauert er genau? Seine Unterstützungshandlungen für die Rechtsterrorzelle oder seine jetzige Situation? Das muss der Prozessverlauf zeigen. Fragen jedenfalls will Holger G. erst einmal nicht beantworten. Seine vorgeschriebene Erklärung löste bei den Bundesanwälten vor allem wegen einem einzigen Satz Zufriedenheit aus.

Holger G. sagte, er bestätige alles, was er in den Vernehmungen ausgesagt hat. Darin wiederum stellt er die Rolle von Beate Zschäpe offenbar so dar, wie sie die Bundesanwälte auch sehen: Als gleichwertiges selbstbewusstes Mitglied im Terrortrio. Und Zschäpe? Sie hörte mit an wie G. die gemeinsamen Treffen schilderte, die Übergabe von Papieren, die dem Trio das Leben im Untergrund erleichterten.

Zschäpe versteckt ihr Gesicht

Während G. erzählte, vergrub Beate Zschäpe ihr Gesicht in den Händen. Die Aussage von G. könnte für die 38-Jährige einen Schlüsselpunkt im Verfahren markieren. Für viele Prozessbeteiligte enttäuschend ist allerdings, dass G. noch keine Fragen beantworten will. Das will der Angeklagte Carsten S. in der nächsten Woche erneut tun. Heute schwieg er lieber. Zu unglaubwürdig wirkte sein Aussageverhalten gestern. Nächste Woche geht es dann voraussichtlich mit ihm weiter und es sind noch viele Fragen zu seiner Rolle als Waffenbeschaffer offen. Der NSU-Prozess bleibt in einer wichtigen Phase.


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