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Mark Zuckerberg vor dem Senatsausschuss

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Zuckerberg stundenlang zu Facebook-Skandal verhört

Facebook in der Krise: Eine Firma, die Wahlkampf für Donald Trump machte, fischte Daten von 87 Millionen Nutzern ab. Nun musste sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg im US-Senat einiges an Kritik anhören und Fragen beantworten. Von Martin Ganslmaier

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Mark Zuckerberg hatte sich intensiv auf seinen Auftritt im Kongress vorbereitet. Dennoch war er anfangs im ungewohnten Outfit mit Anzug und Krawatte sichtlich nervös. Die wichtigste Botschaft verkündete er gleich zu Beginn:

"Wir haben unsere Verantwortung nicht weit genug gesehen. Das war ein großer Fehler. Und es war mein Fehler. Und mir tut es leid." Mark Zuckerberg

Zuckerberg versprach Besserung. Nach den schlechten Erfahrungen mit der britischen Firma Cambridge Analytica werde Facebook zehntausende Apps überprüfen, ob auch diese Daten abfischen. Alle betroffenen Nutzer würden informiert. Der republikanische Senator John Thune blieb skeptisch: "Mehr als ein Jahrzehnt lang haben wir solche Versprechen gehört. Inwiefern soll die heutige Entschuldigung anders sein?"

Facebook will auf Datenmissbrauch und Propaganda reagieren

Facebook werde künftig eine aktivere Rolle einnehmen, versicherte Zuckerberg, schneller auf Datenmissbrauch und politische Propaganda reagieren. Auch mit Sonderermittler Mueller arbeite Facebook zusammen, verkündete Zuckerberg. Und er habe gelernt, dass man nicht eine bloße Plattform sei, sondern auch Verantwortung für die Inhalte habe:

"Wir haben viele Fehler gemacht. Es ist kaum möglich, ein Unternehmen in einer Studentenbude zu gründen und es zur jetzigen Größe zu entwickeln, ohne Fehler zu machen." Mark Zuckerberg

Zuckerberg lobt Europa

Immer wieder wollten die Senatoren wissen, ob Facebook stärker als bisher reguliert werden müsse. Zuckerberg zeigte sich dafür zwar grundsätzlich offen, wich aber allzu konkreten Fragen aus. Der republikanische Senator Lindsey Graham hakte nach, ob die Regulierung in Europa Vorbild sein könne. Zuckerbergs Antwort: "Ja, die Europäer machen es manchmal richtig."

Gelächter im Saal, hatte sich Facebook doch jahrelang über zu viel Regulierung in der Europäischen Union beklagt. Zahlreiche Senatoren wollten genauer erfahren, wie ihre Daten künftig geschützt werden. Auch hier wich Zuckerberg oft mit der Standardantwort aus: "Mein Team wird dem nachgehen. Mein Team wird auf Sie zukommen."

Der demokratische Senator Dick Durbin versuchte, Zuckerberg auf andere Weise deutlich zu machen, worum es ihm und den Bürgern geht: "Hätten Sie etwas dagegen, uns den Namen des Hotels zu nennen, in dem Sie gestern übernachtet haben?"

Republikaner fordern Aufklärung

Während die demokratischen Senatoren erkennen ließen, dass sie sich eine strengere Regulierung nach EU-Vorbild vorstellen können, ging es den republikanischen Senatoren vor allem um mehr Aufklärung der Facebook-Nutzer. John Kennedy aus Alabama nahm kein Blatt vor den Mund:

"Ihre Nutzerbedingungen sind total mies! (...) Sie sollen das Hinterteil von Facebook retten, statt die Nutzer über ihre Rechte zu informieren." John Kennedy, Senator Alabama

Auf die Frage, ob Facebook nicht lieber etwas Geld von seinen Nutzern verlangen sollte, um dafür auf die gezielte Werbung zu verzichten, zeigte sich Zuckerberg offen, betonte aber, daneben werde es "immer eine kostenlose Version von Facebook geben".

Verantwortung für die Inhalte

Mehr als fünf Stunden lang wurde Zuckerberg von den Senatoren gegrillt. Franklin Foer, der Tech-Experte der Zeitschrift "The Atlantic", nannte im Sender PBS zwei Erkenntisse bemerkenswert: "Zuckerberg räumte ein, dass Facebook künftig reguliert werden müsse und dass dies nützlich sein könnte. Und er räumte ein, dass Facebook ein Herausgeber ist mit Verantwortung für die Inhalte."

Facebook-Aktien steigen

Zumindest die New Yorker Börse schien mit Zuckerbergs Auftritt zufrieden. Im Laufe der Anhörung stiegen die Facebook-Aktien um über vier Prozent.