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Keine App ist aktuell so erfolgreich wie TikTok. Über eine Milliarde Nutzer hat die Video-App mittlerweile, gerade junge Menschen verbringen dort besonders viel Zeit.
Die Folge: TikTok und sein chinesischer Mutterkonzern ByteDance werden zur Zeit sehr kritisch beäugt — und immer wieder scharf kritisiert.
TikTok verbieten?
Besonders scharf formuliert klingt die Kritik so: "TikTok sollte in jeder Demokratie verboten werden", sagte Axel Springer-CEO Mathias Döpfner Anfang September auf der Code Konferenz in Los Angeles. "Wir gehen im Moment zu naiv mit China um. Wir überreichen persönliche Daten an die chinesische Regierung." Auch der einflussreiche Marketing-Professor Scott Galloway hat sich dem Ruf nach einem TikTok-Verbot angeschlossen.
Die Forderungen erinnern an die Regierung unter Donald Trump. Dieser hatte während seiner Amtszeit mehrfach angekündigt, TikTok zu verbieten, oder ByteDance wenigstens zu zwingen, sein amerikanisches Geschäft an einen amerikanischen Konzern zu verkaufen. Jedoch waren den Ankündigungen nie Taten gefolgt.
Die Biden-Regierung hatte die Pläne Trumps zunächst auf Eis gelegt. Manche glauben aber, dass sich das bald wieder ändern könnte. Immer wieder fordern republikanische Senatoren, die App in den Vereinigten Staaten zu blocken — und eine Gruppe von US-Senatoren hat vor Kurzem eine Untersuchung der App angekündigt.
Schlechte Zeit für TikTok
Es gibt viele Gründe, warum TikTok jetzt wieder so intensiv diskutiert wird: Dass TikTok dem chinesischen Konzern ByteDance gehört, war schon lange immer wieder Thema — besonders aber in den letzten Monaten, in denen China sich beim russischen Angriffskrieg in Europa demonstrativ auf der Seite Russlands positioniert hat.
Wie nah steht TikTok der chinesischen Regierung?
TikTok streitet ab, dass die autokratische chinesische Regierung Einfluss auf die App nimmt oder auf europäische und amerikanische Nutzerdaten zugreifen kann. Doch eine lange Liste von Kontroversen sorgt für Skepsis:
Eine Recherche von Forbes hat ergeben, dass bei TikTok und ByteDance hunderte Mitarbeiter aktiv sind, die auch für die chinesischen Staatsmedien gearbeitet haben — oder das immer noch tun. Auch hat TikToks Mutterkonzern ByteDance schon einmal versucht, chinesische Propaganda an westliche Smartphones auszuspielen — und zwar über eine News-App. Und obwohl Daten von amerikanischen und europäischen Usern eigentlich nicht nach China gelangen sollten, wurde enthüllt, dass US-amerikanische Daten von TikTok-Usern in zahlreichen Fällen auch aus China abgerufen wurden.
Auch die TikTok-App selbst gibt immer wieder Grund zur Diskussion: Berichte darüber, wie grausam in China die Minderheiten der Uiguren unterdückt wird, waren auf TikTok zwischenzeitlich kaum zu finden — so war beispielsweise das Wort "Umerziehungslager" zensiert. Und anders als alle anderen großen Medienplattformen hat TikTok die chinesischen Staatsmedien, darunter die Agentur CGTN, nicht als staatlich kontrollierte Medien gekennzeichnet.
Wie geht es weiter?
In einer Anhörung vor dem US-Senat konnte die hochrangige TikTok-Managerin Vanessa Pappas nicht alle Fragen der Senatoren umfassend beantworten. So konnte sie beispielsweise nicht bestätigen, dass chinesische TikTok-Mitarbeiter in Zukunft keinen Zugriff auf US-amerikanische Daten haben würden.
Noch gibt es nur einzelne Rufe nach schärferen Schritten gegen TikTok. TikTok nimmt die zunehmende Aufmerksamkeit jedoch ernst — das zeigen auch interne Dokumente, in denen Mitarbeitern geraten wurde, jede Verbindung zu China und ByteDance herunterzuspielen. In den nächsten Monaten könnte die Luft um TikTok merklich dünner werden — zumindest in den USA und Europa.