Wikimedia ist eine Erfolgsgeschichte. Die gemeinnützige Organisation, die die meisten Menschen vor allem als Muttergesellschaft der Wikipedia kennen, schafft es immer noch, Wikipedia auch über zwanzig Jahre nach ihrem Start in der Liste der meistbesuchten Websites der Welt zu platzieren – noch vor Seiten wie Netflix und Amazon.
Wikimedia – Das Nonprofit hinter Wikipedia
Doch Wikipedia ist ein Ausnahmefall in der Liste der größten Seiten. Denn: "Wir sind das 'Last Non-Profit Standing'", sagt Nicole Ebber im Interview mit BR24. Sie ist Director Movement Strategy and Global Relations bei Wikimedia Deutschland. "Wir sind unter den größten Websites die einzige Non-Profit-Organisation, also spendenfinanziert und von Freiwilligen gemacht."
Tatsächlich beschäftigt Wikimedia mittlerweile rund 800 Mitarbeiter. Doch die Projekte von Wikimedia werden nur möglich gemacht durch die Arbeit von rund 75.000 Freiwilligen auf der ganzen Welt. Viele von ihnen organisieren sich in lokalen Wikimedia-Communitys oder helfen rein über das Netz dabei mit, die Wikipedia, das Online-Wörterbuch Wiktionary, die Wissensdatenbank Wikidata und viele weitere Wikimedia-Projekte mit Informationen und Leben zu füllen.
Ein Plan fürs Jahr 2030
Doch die Organisation möchte nicht stehenbleiben – und hat sich hohe Ziele gesteckt. "Wir werden bis 2030 die essentielle Infrastruktur des Ökosystems des freien Wissens", fasst Nicole Ebber diese Ziele zusammen. Aber: "Wir gewinnen diesen Kampf für ein freies Internet nicht alleine."
Um sicherzustellen, dass Wikimedia dieses Zukunftsprojekt auf die Beine stellen kann, hat die Organisation zwei Jahre lang intern einen Strategieprozess ausgearbeitet. Daraus ist unter der Leitung von Nicole Ebber ein Fahrplan mit Handlungsempfehlungen entstanden, dessen Entstehungsgeschichte sie auf der re:publica 2022 in Berlin noch einmal Revue passieren ließ.
Hürden und Hoffnungen
Denn: In einer so großen gemeinnützigen Gemeinschaft wie Wikimedia eine Strategie zu erarbeiten, mit der alle zufrieden sind, ist nicht einfach. "Ich habe erst einmal ein Team zusammengestellt, über Kontinente und Kulturen und Zeitzonen hinweg", erzählt Nicole Ebber im Interview. "Also wir haben nur virtuell zusammengearbeitet und wir haben dann den Prozess so gebaut, designt und begleitet." Anschließend wurden weitere Gruppen mit speziellen Aufgaben einberufen, zum Schluss waren fast hundert Menschen am Prozess aktiv beteiligt.
Ein Grund für dieses Vorgehen: Gerade die Wikipedia-Community steht im Netz manchmal im Ruf, von Streits und Zankereien geplagt zu sein. Nicole Ebber betont: "Die meisten Diskussionen verlaufen natürlich super konstruktiv und nur die, die nicht konstruktiv verlaufen, schaffen es dann auch nach außerhalb der Projekte." Sie sagt aber auch: "Für uns war ganz wichtig: Wenn wir möchten, dass unser Movement wächst, dann müssen wir auch eine Atmosphäre schaffen für neue Leute, die sich uns anschließen wollen. Das heißt, wir brauchen auch mehr Maßnahmen für Schutz und Sicherheit. Das ist auch ein Ergebnis dieses gesamten Prozesses."
Nun befindet sich die weltweite Wikimedia-Community in der Umsetzung der gesteckten Ziele. Und wenn alles gut geht, hat sie sich im Jahr 2030 bereits deutlich weiterentwickelt. "Also erst mal werden wir viel mehr Menschen sein, viel mehr Organisationen", prognostiziert Nicole Ebber über das zukünftige Ökosystem rund um Wikimedia. "Und wenn wir sagen, wir wollen die essentielle Infrastruktur werden, ist auch wichtig, dass unser Wissen noch über viel mehr Kanäle in die Welt verteilt wird. Die Leute müssen ja nicht immer zu uns kommen und irgendwie www.wikipedia.org eingeben." Es gebe ganz viele andere Kanäle und Strukturen, über die das Wissen abgerufen werden könne.
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