Die Früherkennung von Krankheiten kann Leben verlängern. Doch wie wäre es, einen Menschen nach Idealvorstellungen zu gestalten? Die Gentechnologie könnte das möglich machen, indem man die DNA menschlicher Zellen verändert. Als Quantensprung gilt das CRISPR-Verfahren. Die renommierte Fachzeitschrift "Science" hat die häufig auch als "Gen-Schere" bezeichnete Methode zum wissenschaftlichen Durchbruch des Jahres 2015 gekürt, spätestens seitdem ist CRISPR heißer Kandidat für den Nobelpreis.
CRISPR als Weg zum Designer-Menschen?
Das CRISPR-Verfahren erlaubt es vereinfacht gesagt, menschliche DNA an einem Computer umzuschreiben, in etwa so, wie man eine Software programmiert. Gentechniker Christopher Voigt vom Massachusetts Institute of Technology in Boston ist von der Methode begeistert:
"Die DNA ist die Sprache, die alles codiert, was eine lebende Zelle ausmacht, alles was sie tut, alles was sie macht. Die DNA ist der Quellcode des Lebens. Das Tolle an CRISPR ist, dass man fast überall in der DNA schneiden kann. Das gibt uns eine beispiellose Kontrolle darüber, wie wir die Zelle aufbauen." Christopher Voigt, Massachusetts Institute of Technology, Boston
Was will der Mensch eigentlich sein?
Indem man Gene in menschlichen Zellen verändert, könnten Erbkrankheiten am Ausbruch gehindert oder im Fall von Embryonen gleich ganz eliminiert werden. Kranke Organe könnten eines Tages wie am Fließband durch gesunde aus dem Labor ersetzt werden. Der Alterungsprozess des menschlichen Körpers könnte verlangsamt, gestoppt oder vielleicht sogar umgekehrt werden. Mögliche Nebenwirkungen für den Körper sind derzeit noch weitgehend unbekannt. Die Nebenwirkungen für Lebensentwürfe - oder für die Gesellschaft - lassen sich erahnen.
"Wenn ich wüsste, dass ich unendlich lange leben würde, dann könnte ich mir immer sagen: 'Das mache ich morgen, ist ja egal. Ich bin ja immer noch da'. Wenn wir da rangehen, dann verändern wir den evolutionären Mechanismus unser Spezies", sagt Bertolt Meyer, Wirtschaftspsychologe an der TU in Chemnitz. Bis Gentechnik den völligen Designer-Menschen ermöglicht, werden sicher noch einige Jahre oder Jahrzehnte vergehen. Am Ende könnten die Menschen ihre Evolution selbst in die Hand nehmen. Spätestens dann sollten wir wissen, wer wir eigentlich sein wollen.