Wie benutzen mächtige Regierungen Künstliche Intelligenz? Bis vor Kurzem dachte man dabei noch vor allem an undurchsichtige Programme von Geheimdiensten und experimentellen Laboren. Doch in einer Sparte der Künstlichen Intelligenz scheint sich das zu ändern.
"Es gibt keine Regierung und keinen Megakonzern auf der Erde mit Zugang zu besseren KI-Modellen als du", schreibt der OpenAI-Mitarbeiter mit dem Pseudonym roon kürzlich auf X. Und auch wenn man diese Aussage in ihrer Präzision anzweifeln kann – im Kern scheint sie etwas Wichtiges zu treffen: Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass hochrangige Regierungsbeamte auf der ganzen Welt zunehmend auf die gleichen Tools setzen wie der Rest der Welt: Chatbots wie ChatGPT.
Trump setzt auf Musk-KI Grok
In den Vereinigten Staaten spielt KI über das "Department of Government Efficiency" (DOGE) eine Rolle. Das Projekt, das von Elon Musk geleitet wird, nutzt laut Medienberichten intensiv "Grok", einen KI-Chatbot, der von Musks Unternehmen xAI entwickelt wurde. Das soll die Regierungsmitarbeiter effizient machen – könnte aber auch gegen sie verwendet werden. Wie Reuters berichtet, sollen bei der Umweltschutzbehörde EPA Manager gewarnt worden sein, dass DOGE künstliche Intelligenz einsetzt, um nach "Anti-Trump" oder "Anti-Musk" Äußerungen in der internen Kommunikation zu suchen.
Dass es KI-Tools bis in die obersten Etagen der US-Regierung geschafft haben könnten, zeigt sich auch an der Debatte rund um die Strafzölle, die die US-Regierung Ende März angekündigt und kurz darauf wieder zurückgenommen hat. Einige Beobachter entdeckten, dass die von der Trump-Regierung angewandte Zollformel auffällige Ähnlichkeiten mit Empfehlungen von ChatGPT und anderen KI-Chatbots aufweist. Als man die Programme nach einer "einfachen Möglichkeit" fragte, Handelsprobleme zu lösen, schlugen alle die Formel "Handelsdefizit geteilt durch Exporte" vor – genau die Entscheidung, die auch die Trump-Regierung traf.
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Chatbots in Europa
Auch im Vereinigten Königreich hat KI Einzug in die entscheidenden Räume erhalten: Wie das Magazin New Scientist vor einigen Tagen enthüllte, nutzen tausende Regierungsmitarbeiter dort einen neuen KI-Chatbot. Die Regierung gibt jedoch nicht preis, wie genau das Programm eingesetzt wird.
Dass der Einsatz von KI zunehmend intransparent wird, ist eine merkliche Weiterentwicklung über die letzten Jahre. Noch im Jahr 2023 berief der rumänische Nicolae Ciucă symbolisch eine KI namens "Ion" in sein Kabinett. Die Idee: "Ion" sollte anhand von digitaler Kommunikation die Stimmung der Bevölkerung überblicken und an die Regierung weitergeben.
Nach dem ersten Aufschlag ist es jedoch ruhig geworden um den rumänischen KI-Berater. Die Realität der KI-Anwendung durch Regierungen scheint immer weniger mit öffentlichen Gesten zu tun – und immer mehr mit undurchsichtigen Anwendungen im Hinterzimmer.
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