Einer von zehntausend Bored Apes
Bildrechte: Yuga Labs

Einer von zehntausend Bored Apes

    Was ist der "Bored Ape Yacht Club"? Warum ist er so viel wert?

    Das Medien-Unternehmen Yuga Labs möchte mit den millionenschweren Affenbildern des "Bored Apes Yacht Club" das Netz umkrempeln — nun samt eigener Kryptowährung. Ist das die Zukunft der digitalen Popkultur oder nur ein großes Schneeballsystem?

    Eigentlich ist die Idee denkbar simpel: 10.000 digitale Zeichnungen von gelangweilt aussehenden Affen, automatisch vom Computer generiert. Einige tragen Sonnenbrille, manche Lederjacke oder Kapitänsmütze, manche haben Stoppelbart, andere zeigen ihre Zähne.

    Digitale Sammelkarten

    So sieht der "Bored Ape Yacht Club" aus — eine Art digitale Kunstsammlung, in der jedes Kunstwerk zum Verkauf steht, und zwar nur einmal. Die Bilder der Bored Apes verhalten sich wie Pokémon-Karten: Sie können gesammelt, verkauft und getauscht werden.

    Doch die Bored Apes sind keine Pokémon-Karten, sondern sogenannte NFTs — und unterscheiden sich deshalb in zwei wichtigen Punkten: Einmal gibt es sie nicht physisch, sondern nur als digitale Besitzurkunde. Und dann existiert jeder Affe nur einmal. Jeder Affe hat somit nur einen Eigentümer. Das Prinzip existiert so in vielen NFT-Kollektionen, in denen digitale Kunst virtuell verkauft wird, so etwa auch bei den CryptoPunks.

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    Sechs der zehntausend Bored Apes

    Aus dem Boom wird ein Club

    Große Aufmerksamkeit erlangten die Bored Apes erstmals im Frühjahr 2021, als rund um NFTs ein globaler Hype entstand und digitale Kunstwerke als NFT für Rekordpreise verkauft wurden. Auch die Bored Apes profitierten von dem Boom — der bislang teuerste Affe wurde 2021 für rund zwei Millionen Euro verkauft.

    Das Geld für die Verkäufe fließt an die individuellen Händler — viele von ihnen anonym. Doch auch das Unternehmen Yuga Labs, welches die Bored Apes-Kollektion verwaltet, verdient daran. Einmal beim erstmaligen Verkauf der Affenbilder auf dem Markt, aber auch durch eine Provisionszahlung auf jeden Weiterverkauf.

    Auch einige Prominente haben eigenen Angaben zufolge einen Bored Ape gekauft: Darunter Eminem, Jimmy Fallon, Gwyneth Paltrow und Snoop Dogg. Dass diese ihre NFT-Käufe so öffentlich zur Schau stellen, sehen einige Beobachter kritisch: So liegt der Verdacht nahe, dass prominente Namen den Wert der virtuellen Affenbilder weiter in die Höhe treiben und damit den Besitzern der Bilder höhere Gewinner versprechen.

    Bored Apes als Medienimperium?

    Doch es gibt bereits Pläne, die Affen über ihre Bilder hinaus zu monetarisieren. Die Universal Music Group, die selbst einige Bored Apes-NFTs besitzt, hat letztes Jahr angekündigt, vier ihrer Affen zu einer virtuellen Band zusammenzuschließen.

    Und Yuga Labs selbst, das Unternehmen hinter den Bored Apes und einigen weiteren großen NFT-Projekten, hat kürzlich angekündigt, Investitionen in Höhe von über 400 Millionen Euro erhalten zu haben. Die wolle man dazu nutzen, ein virtuelles Metaverse zu bauen. Der Wert von Yuga Labs selbst wird aktuell auf rund vier Milliarden Dollar geschätzt.

    Sind die Affen das wirklich wert?

    Die meisten Menschen, die zum ersten Mal vom Bored Apes-Phänomen erfahren, zeigen sich erst einmal verwirrt: Warum sollen einfach kopierbare Affenzeichnungen so viel Geld wert sein? Fans der Kollektionen verweisen darauf, dass der Wert von Kunst nie objektiv messbar ist und Kunstwerke schlicht und einfach für das verkauft werden, was ein Käufer bereit ist zu zahlen. Für viele Käufer ist der hohe Preis der Werke wohl auch zum Selbstzweck geworden: Wer sich einen Bored Ape leisten kann, der kann das als Statussymbol vorzeigen: Die digitale Version der teuren Armbanduhr.

    Kritiker sehen in den überhohen Preisen jedoch das Risiko eines Schneeballsystems. Sollten keine neuen Käufer mehr dazukommen und die gleichen hohen Preise ihrer Vorgänger zahlen, könnte dieses zusammenbrechen. In dem Fall hätten nur die frühen Käufer der Affen Gewinn gemacht. Alle Nachzügler müssten herbe Verluste hinnehmen.

    Erste Indizien, dass das Interesse an den Bored Apes nachlässt, gibt es heute schon. Laut einer Google-Trend-Analyse erhält die Kollektion heute schon deutlich weniger Aufmerksamkeit als noch Anfang des Jahres.

    Jetzt kommt der ApeCoin

    Diese Woche hat Yuga Labs sein neuestes Projekt enthüllt: Den ApeCoin. Dabei handelt es sich um eine Kryptowährung, die ihren Käufern den Zugang zur "ApeCoin DAO" gewähren soll — eine digitale Organisation, die über die Zukunft des Bored Ape-Content entscheiden soll. Der ApeCoin nutzt keine eigene Blockchain, sondern basiert, wie auch die Bored Apes selbst, auf der Ethereum-Blockchain.

    Genau wie die Bored Apes-NFTs ist jedoch auch der Kauf von ApeCoin keine sichere Anlage. Eher handelt es sich dabei um ein technologisches Experiment, dessen rechtlicher Status noch ungeklärt ist. Anders als die meisten Kryptowährungen wird der ApeCoin von seinen Herausgebern streng reguliert — was zur Gefahr von Insider-Trading und internen Absprachen führt.

    Ist das die Zukunft?

    Der Bored Ape Yacht Club hat seine Schöpfer jetzt schon reich gemacht — aber bedeutet das auch, dass der Hype anhalten wird?

    Aktuell ist das Projekt eines von vielen, das mithilfe der Blockchain-Technologie versucht, kulturelle und technologische Bausteine neu zusammenzusetzen. Gut möglich, dass die Blockchain-Technologie einen wichtigen Baustein für das Internet der Zukunft darstellt — aber selbst bei dieser Frage scheiden sich noch die Geister. Erst recht unsicher ist also, ob zehntausend Affenbilder in diesem Internet noch etwas wert sein werden.

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