Im Januar 2017 wurden im Großraum San Diego eine Massenbestellung von Puppenhäusern ausgelöst. Schuld daran war ein Nachrichtensprecher, der einen Beitrag abmoderiert hatte, in dem es um ein kleines Mädchen ging, das sich per Amazon Alexa ein Puppenhaus bestellt hatte. Der Nachrichtenmann sagte: "Ich liebe es, wie das kleine Mädchen sagt 'Alexa hat mir ein Puppenhaus bestellt'" - woraufhin in den Wohnzimmern der Zuschauer die Amazon Echos ansprangen und, gegen den Willen ihrer Besitzer, massenhaft Puppenhäuser bestellten.
Ja, so war das damals: Alexa war neu, Alexa war aufregend, plötzlich konnte man mit einem Computer sprechen, fast so wie David Hasselhoff mit Kitt oder Dave Bowman mit HAL in "2001: Odyssee im Weltraum". Nur eben, dass die Kommunikation mit Alexa sehr viel weniger natürlich war, als mit den großen Vorbildern aus der Science Fiction.
Alexa sollte Star-Trek-Flair verbreiten
Mit Alexa wollte der damalige Amazon-Chef Jeff Bezos trotzdem Star-Trek-Flair in die Wohnzimmer bringen. Voice, also Computersteuerung per Stimme, sollte der nächste große Tech-Hype werden, eine neue Plattform und eine völlig neue Art, mit Maschinen umzugehen. Es war die Rede von "Ubiquitous Computing", Computer sollten bald allgegenwärtig und irgendwie körperlos sein. Neben Alexa verwickelten auch Apples Siri, Microsofts Cortana oder Googles Home Assistant ihre Nutzer in Gespräche und es gab kaum eine Tech-Konferenz, die an dem Megatrend Sprachassistenten vorbeikam. Doch jetzt, fünf Jahre später, macht sich Ernüchterung breit, zumindest finanziell, denn Alexa entwickelt sich für Amazon zum Milliarden-Grab.
Zehn Milliarden Dollar Verlust soll die Alexa-Sparte laut "Business Insider" alleine im Jahr 2022 anhäufen, deswegen werden nun viele Mitarbeitende der Alexa-Sparte entlassen. Alexa ist gescheitert, vielleicht nicht so sehr als Technologie, aber zumindest als Produkt.
Science Fiction scheitert an der Realität
Denn kaum jemand hat Alexa genutzt, um damit einzukaufen. Shoppen geht am Handy schneller, als wenn man einem Computer erst mühsam erklären muss, welchen Duschkopf man sich in den Warenkorb legen soll. Und so wurde Alexa benutzt, um hier und da mal das Wetter anzusagen, das Licht an- und wieder auszuschalten oder einen Song abzuspielen.
Am Ende bleibt eine Erkenntnis: Es gibt Dinge, die in der Science Fiction Sinn ergeben, aber nicht so sehr in der Realität. Als Tom Cruise in "Minority Report" mit ausladenden Gesten virtuelle Schubladen auf- und wieder zuzog, da wirkte das zunächst intuitiv und spektakulär. In der Realität aber ist das vor allem anstrengend. Bei Alexa ist das ganz ähnlich. In den meisten Fällen ist es in der Kommunikation mit einem Computer eben immer noch viel einfacher, seine Finger zu benutzen, als die Stimme.
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