Am Sonntag hatte Elon Musk noch ausgelassen über das WM-Finale getwittert, bei dem er in Doha von der Tribüne aus mitgefiebert hatte. Doch wenige Stunden nach dem Spiel ging es dann wieder um Twitter, um die Social Media-Plattform also, die der mittlerweile nur noch zweitreichste Mann der Welt Ende Oktober für 44 Milliarden US-Dollar gekauft hatte.
Musk entschuldigte sich zunächst dafür, dass er die Twitter-User nicht über wichtige Entscheidungen habe abstimmen lassen und postete wenig später eine Umfrage mit der vermutlich wichtigsten Entscheidung, zu der der Twitter-Kosmos jemals an die virtuellen Urnen gerufen wurde: Soll er, soll Elon Musk, Twitter-Chef bleiben? Die Nutzer konnten mit "Ja "oder "Nein" abstimmen. Nun steht das Ergebnis fest: Gut 57 % sind dafür, dass Musk seinen Twitter-Hut nimmt.
Zuvor war die Kritik an Musks Art, Twitter zu führen, noch lauter geworden. So war etwa die Möglichkeit eingeschränkt worden, seine Präsenz auf anderen Social Media-Plattformen zu bewerben. Auch die Twitter-Verbannung von Musk-kritischen Journalisten hatte für Unmut gesorgt, vor allem, weil sich Musk selbst immer als Vorkämpfer der Redefreiheit inszeniert hatte.
Musk: "You must like pain a lot"
Musk wirkt frustriert. Auf das Angebot des bekannten Podcasters Lex Fridman Twitter eine Zeit lang umsonst zu managen antwortete Musk, dass man für den Job Schmerzen mögen müsse. Man müsse seine Ersparnisse investieren und Twitter rase seit Mai auf eine Pleite zu.
In der Tat war Twitter nie ein besonders profitables Unternehmen und seit der Übernahme durch Musk dürfte sich die finanzielle Situation des Kurznachrichtendienstes nicht gebessert haben. Zwar hat Musk einen großen Teil der Belegschaft entlassen, auf der anderen Seite brechen Werbeeinnahmen weg und drücken Zinskosten auf die Bilanz.
- Zum Artikel "Wird Twitter unter Elon Musk zur Hass-Schleuder?"
"Amtsmüdigkeit" bei Musk?
Möglicherweise hat das zu einer gewissen Amtsmüdigkeit bei Musk mit beigetragen und dazu, dass der schillernde Unternehmer seinen Kauf mittlerweile bereut. Musk hat auf Twitter die zweitmeisten Follower überhaupt, er ist Fan der Plattform und vielleicht war genau das sein Problem.
"Sei vorsichtig mit dem, was du willst, denn du könntest es bekommen", twitterte der Multimilliardär kurz nachdem er die Umfrage über seine Zukunft bei Twitter gestartet hatte.
Vox Populi, Vox dei?
"Vox Populi, vox dei"(im übertragenen Sinne "die öffentliche Meinung hat großes Gewicht", Anmerkung der Redaktion), dieses alte lateinische Diktum hatte Musk immer wieder nach Twitter-Umfragen bemüht, etwa als es um die Frage ging, ob Ex-Präsident Donald Trump wieder zwitschern dürfe. Nun scheint sich Vox Populi gegen ihn selbst gewendet zu haben.
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