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Smart City hilft sparen - aber nicht bei den Daten

Intelligente Ampeln und Laternen, digitale Ladesäulen und Apps für Elektroautos: Die Smart City soll mehr Komfort und Sicherheit bringen und Kosten sparen. Doch Datenschützer sehen die digital vernetzte Stadt skeptisch. Von Florian Regensburger

"Tech-Firmen machen Stadt", "Lastenrad-Sharing" oder "Von Bots und Boten": Nicht weniger als zwölf Podien auf der Digital-Konferenz re:publica, die heute in Berlin begonnen hat, beschäftigen sich mit der Smart City, der digital vernetzten Stadt. Sensoren, Apps und neue Verkehrskonzepte sollen logistischen Herausforderungen in stetig wachsenden Städten begegnen, aber auch Energie und Kosten sparen helfen. Damit das funktioniert, müssen aber auch jede Menge Daten gesammelt werden.

Per App zur freien Ladesäule

"Als Bewohner einer Stadt habe ich Vorteile: Zum Beispiel weiß ich: ist die Ladesäule frei?", sagt Michael Schwarz vom Münchner Smart-City-Startup eluminocity. Auf seinem Smartphone kann er sich mittels einer App einen Überblick über Elektroauto-Ladestationen in München verschaffen. "Oft ist es ja das Problem, dass da Leute parken, die gar nicht laden. Mit Sensorik kann man das erkennen", sagt Schwarz. Mit seiner Firma entwickelt er unter anderem solche Sensoren.

Diese Sensoren, angebracht an Straßenlaternen, erkennen auch, wenn sich Fahrzeuge oder Personen nähern und passen die Beleuchtung entsprechend an. Die intelligenten Laternen sind gleichzeitig vernetzte Ladestationen für E-Autos, samt Zahlungsterminal für den getankten Strom. Auch in Seattle und in Singapur hat eluminocity bereits Stadtviertel mit seiner Technik ausgestattet. In Asien und den USA sei man aufgeschlossener gegenüber neuen Technologien, sagt Schwarz. In Deutschland laufe der Smart-City-Markt noch eher schleppend an.

Ampeln reagieren auf den Verkehr

Dennoch: Es gibt viele kommunale Ansätze und Modellprojekte. Etwa im Münchner Stadtteil Neuaubing sollen dank Daten-Auswertung Heizkosten gesenkt werden. In Ingolstadt werden intelligente Ampeln getestet, die überflüssiges Warten vermeiden sollen. Und im niederbayerischen Bad Birnbach ist der erste autonom fahrende Kleinbus Deutschlands unterwegs.

Kritik an Smart-City-Anwendungen kommt von Datenschützern: Die Systeme basieren oft darauf, dass enorme Datenmengen erhoben werden. Und das könnte Begehrlichkeiten wecken, fürchtet der bayerische Landesbeauftragte für Datenschutz, Thomas Petri. "Natürlich ist es legitim, Verkehrsströme zu lenken. Aber wenn man es personenbezogen macht, dann will die Polizei die Daten zur Strafverfolgung haben, die Unternehmen wollen sie zu Werbezwecken haben, die Versicherer zu Versicherungszwecken - und dann ist irgendwann nichts mehr von der Privatsphäre übrig."

"Es gibt keine Privatsphäre mehr"

Allerdings gibt es durchaus Stimmen, welche die gerne als "typisch deutsch" geschmähten Sorgen um die Privatsphäre im Bezug auf neue Technologien für übertrieben bis unberechtigt halten – oder sogar ein Herunterschrauben der Ansprüche in Sachen Datenschutz fordern, um Innovationen nicht zu gefährden. "Es gibt keine Privatsphäre mehr. Wir sind in einer Post-Privacy-Economy, in einer Ökonomie nach der Privatsphäre angekommen", sagt Andreas Weigend, früherer Chef-Wissenschaftler beim Tech-Konzern Amazon, in der TV-Dokumentation "Achtung Internet: Deutschland erforscht das Netz" (heute, 2. Mai, um 21:00 Uhr bei ARD alpha). Und da gebe es auch kein Zurück mehr.

"Das sind in der Regel Big-Data-Anwendungen"

Datenschützer Thomas Petri sieht das naturgemäß anders. Der technologische Fortschritt könne nicht als eine Art Totschlagargument jede Art der Sammlung und Verarbeitung persönlicher Daten rechtfertigen. Er spricht von einem Problem: "Generell ist es so, dass Smart-City-Anwendungen ein Problem haben: Das sind in der Regel Big-Data-Anwendungen. Das heißt, man braucht möglichst viele Daten, um seine Zwecke zu erreichen und das macht dem Datenschützer immer sorgen, weil er missbräuchliche Datenverwendung vermeiden will." Big-Data-Anwendungen würden da oft Fragen aufwerfen - zum Beispiel wenn jedes Auto, jeder Fußgänger in einer möglichen smarten Stadt der Zukunft getrackt wird. Zwar könnten dann zum Beispiel Verkehrsströme zum Nutzen Aller besser gesteuert und Wartezeiten verkürzt werden. Dennoch hätten wohl viele ein ungutes Gefühl dabei, wenn jederzeit nachvollzogen werden kann, wo sie unterwegs waren.

Die vernetzten Laternen mit E-Auto-Ladestation von Eluminocity sammeln zwar noch keine personenbezogenen Daten. Dass Städte aber immer intelligenter werden und dabei auch an verschiedenen Stellen immer mehr persönliche Daten anfallen, das ist kaum aufzuhalten. Die Herausforderung, die es zu meistern gilt, wird sein, die Vision einer digital vernetzten Stadt, die ihren Bewohnern nützt, mit einem guten Datenschutz-Niveau zu verbinden.