Gamer und Experten waren von Anfang an skeptisch, ob die geplante Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft von den Kartellbehörden einfach durchgewunken würde. Microsoft hat eine große PC-Spiele-Abteilung und vertreibt die Gaming-Konsole Xbox.
Mit dem geplanten 69-Milliarden-Dollar-Deal würde sich der Software-Riese den größten Spiele-Publisher in den USA einverleiben. Spiele wie "World of Warcraft", "Call of Duty", "Diablo" oder "Guitar Hero" sowie die Rechte an James-Bond- und Star-Trek-Spielen bescherten Activision Blizzard allein im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als 8 Milliarden Dollar.
Kartellrechtliche Klage der FTC
Dagegen hat jetzt die US-Handelsaufsicht und Verbraucherschutzbehörde FTC kartellrechtlich geklagt. Die Behörde befürchtet, dass Microsoft durch die Fusion eine zu große Marktmacht bekäme und sie dem Wettbewerb im Spielekonsolenmarkt und letztlich den Verbrauchern schaden könnte.
Microsoft: "Volles Vertrauen" in die Fusion
Beide Unternehmen verbreiten aber weiter Zuversicht, dass das Gericht die Übernahme genehmigen wird. "Wir begrüßen die Gelegenheit, unseren Fall vor Gericht zu präsentieren", erklärte der zuständige Microsoft-Manager Brad Smith in einem Statement gegenüber US-Medien. Microsoft habe weiterhin "volles Vertrauen" in die Fusion. Der Konzern habe sich vom ersten Tag an mit Wettbewerbsbedenken auseinandergesetzt und der FTC Zugeständnisse angeboten.
MS schon länger auf Einkaufstour
Microsoft, das für Games-Titel wie den "Flight-Simulator" oder "Age of Empires" auf dem PC und "Halo" oder "Forza Horizon" auf der Xbox-Konsole steht, hat in den vergangenen Jahren sehr viele Studios aufgekauft. 2014 ließ sich der Softwareriese beispielsweise die Übernahme des Klötzchen-Spiels "Minecraft" 2,5 Milliarden Dollar kosten.
Nach dem Deal: Microsoft wäre drittgrößter Gaming-Konzern
Nach diversen weiteren Zukäufen gelang es Microsoft im vergangen Jahr durch die Übernahme der Holding-Gesellschaft "ZeniMax", der unter anderem die Bethesda-Studios gehörten, sich die Recht an so erfolgreichen Titel und Serien wie "The Elder Scrolls", "Doom" oder "Fallout" zu sichern. Durch die geplante Übernahme von Activision Blizzard würde das Portfolio noch einmal deutlich gestärkt und Microsoft zum weltweit drittgrößten Computerspiele-Konzern aufsteigen.
"Werden Herausforderung gewinnen"
Wie stark das Interesse von Microsoft ist, zeigt auch die Tatsache, dass die Übernahme zu einem Zeitpunkt eingefädelt wurde, als Activision Blizzard unter großem öffentlichen Druck stand. Unter anderem wurde der Geschäftsleitung Diskriminierung und Belästigung von Mitarbeitenden vorgeworfen. Trotz der heftigen Kritik an Activision-Blizzard-Konzernchef Bobby Kotick blieb er zunächst weiter an der Spitze der Spielefirma. In einem Memo an die Mitarbeitenden, aus dem die Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert, gibt sich Kotick in Bezug auf die FTC-Klage zuversichtlich: "Ich glaube, dass wir diese Herausforderung gewinnen werden."
Bedenken auch bei europäischen Kartellbehörden
Die FTC ist nicht allein mit ihren Bedenken. Der milliardenschwere Deal wird auch von den Wettbewerbshütern in Großbritannien und in der Europäischen Union untersucht. Im November erst hatte die EU-Kommission die Befürchtung geäußert, dass Microsoft durch die Übernahme den Zugang zu Spielen für Konkurrenten wie Sony oder Nintendo und deren Konsolen einschränken könnte. Auch könnten sich die Bedingungen für die Nutzer dadurch verschlechtern.
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