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re:publica: Blasen, Populismus und Ärger mit der Bundeswehr

Auf Europas größter Digitalkonferenz re:publica diskutiert man über die Zukunft des Netzes und darüber, wie man dem Populismus Einhalt gebieten kann. Und es kommt sogar zu einem kleinen Eklat - mit der Bundeswehr. Von Christian Schiffer

"Der re:publica ist Uniform zu unbequem. Die Konferenz steht für Offenheit und Toleranz. Trotzdem schließt sie Soldatinnen und Soldaten in Uniform aus." Das schreibt die Bundeswehr auf ihrer Facebook-Seite. Vor den Hallen, in denen Europas größte Digitalkonferenz gerade stattfindet ,hat die Bundeswehr zudem eine Plakatwand aufgebaut mit dem Slogan "Zu bunt gehört auch grün".

#uniformgate der diesjährigen re:publica

Die Veranstalter hatten der Bundeswehr den Einlass verweigert, zumindest Uniformen wollte man auf der Konferenz nicht dulden. Manche Teilnehmer würden sich in der Gegenwart von Uniformen unwohl fühlen, hieß es. Für die Bundeswehr wiederum kam ein ziviler Auftritt auf der Konferenz nicht in Frage, fertig war der #uniformgate der diesjährigen re:publica.

Manning appelliert an Verantwortung von Programmierern

Das allerdings war der bisher einzige Eklat der Veranstaltung, die in diesem Jahr vielleicht sogar noch politischer ist, als in den Jahren zuvor. Mit großer Spannung wurde der Auftritt der Whistleblowerin Chelsea Manning erwartet, die von zwei Journalistinnen interviewt wurde. Manning appellierte an die Verantwortung von Programmierern, Algorithmen seien noch zu oft das Produkt von Ansichten und Vorurteile ihrer Macher. Manning warnte davor, die Gesellschaft als eine Art "Testumgebung" für Software aufzufassen und forderte, dass man sich vorher Gedanken machen müsse, welchen Einfluss Technologien wie etwa künstliche Intelligenz auf die Gesellschaft habe.

Suchergebnisse reproduzieren Klischees

Der Macht der Algorithmen widmete sich auch der differenzierte und kluge Vortrag der Medienwissenschaftlerin Danah Boyd. Die ehemalige Microsoft-Mitarbeiterin erklärte, wie beispielsweise Suchergebnisse Klischees reproduzieren: Wer nach "Baby" sucht, dem werden beispielsweise vor allem Fotos von weißen Säuglingen angezeigt. Zudem lassen sich Algorithmen manipulieren, aus einem Amoklauf aus Rassenhass wird so plötzlich eine Verschwörung der Antifa. Boyd nannte das in ihrem Vortrag "epistemologische Kriegsführung".

Lobo fordert erfolgreiche Digitalisierung

Und er gehört zum festen Inventar jeder re:publica: Der Netzerklärer und Spiegel-Online-Kolumnist Sascha Lobo. In seinem wie immer sehenswerten Vortrag setze sich der Alpha-Blogger vor allem mit dem Rechtspopulismus auseinander und forderte einen "offensiven Sozial-Liberalismus" und statt einer Leitkultur "Leitwerte". Die Digitalisierung müsse gelingen, dazu seien allerdings sehr viel mehr Investitionen in Bildung und Infrastruktur notwendig.