Autonome, selbstfahrende Autos: Viele Hersteller arbeiten seit Jahren daran, dass wir bald freihändig von A nach B fahren können. Während es bis dahin noch so manche technologische Hürde zu überwinden gilt, denkt zumindest eine Automarke den Autopiloten schon mal weiter.
Letzte Woche veröffentlichte das US-Patentamt eine Einreichung des Autobauers Ford, die unter anderem die Pfändung per Autopilot vorsieht: Wer mit der Ratenzahlung ins Hintertreffen gerät, dem beschlagnahmt sich das Fahrzeug von selbst und fährt einfach fort - zum Händler, Abschlepp- oder Schrottplatz.
Säumige Ratenzahlung – Pfändung per Autopilot
Schon vor über einem Jahr hat Ford den Patentantrag mit dem Namen "Systeme und Methoden um ein Fahrzeug zu beschlagnahmen" eingereicht, es wurde bislang noch nicht offiziell gewährt. Wie der Tech-Blog Gizmodo berichtet, ergeben sich daraus aber jetzt schon ein paar interessante (und dystopische) Zukunftsszenarien.
Bevor das Auto einfach davonfährt, sieht das Patent noch einige Zwischenschritte vor, ähnlich einer ersten Mahnung, einer zweiten und so fort. Schritt eins dieser "Multi-Step Beschlagnahmungsprozedur" ist eine simple Zahlungsaufforderung auf dem Armaturenbrett – wer darauf nicht reagiert, muss sich fest anschnallen.
Ein Patent für die Hölle auf Rädern
Das Auto würde nach und nach beispielsweise die Klimaanlage deaktivieren, das Navi oder die Soundanlage. Stattdessen könnte ein "konstant unangenehmes" Geräusch ertönen, sobald der Fahrer einsteigt. Ob so etwas im Straßenverkehr überhaupt zulässig ist, dürfte Bestandteil des noch ausstehenden Patentverfahrens sein.
Sollte all das die Zahlungsmoral noch nicht gesteigert haben, wird der Fahrer schließlich einfach ausgesperrt. Dabei soll es jedoch Ausnahmen geben, wie Ford beteuert: Bei medizinischen Notfällen beispielsweise, die jedoch erst nachgewiesen werden müssten. Ford legt in solchen Fällen die Zeiten und Bereiche fest, in denen das Auto sich fahren lässt:
Der Gebrauch des Fahrzeugs unter der Woche vermeidet nachteilige Auswirkungen auf die Lebenshaltung und die Befähigung des Eigentümers, Zahlungen zu leisten.
Erst, wenn all das nichts nutzt, käme es zur Pfändung: Modelle mit semi-autonomen Fahrassistenten würden dann zumindest aus Parklücken so herausfahren, dass der automatisch informierte Abschleppdienst leichtes Spiel hat. Fords mit Autopilot treten die Fahrt zurück zum Autohaus an.
"Car as a service": Das Automobil als Gelddruckmaschine
Ob und wann diese Technik bei Ford überhaupt zum Einsatz kommt, ist Stand heute noch Zukunftsmusik. Der Patentantrag fügt sich aber bestens in den Trend, ein Auto immer weiter zu monetarisieren und auch über den Kauf hinaus noch Kapital daraus zu schlagen.
So kostet die Sitzheizung in manchen BMW-Modellen inzwischen eine zusätzliche Abo-Gebühr, Mercedes in den USA berechnet Mercedes-Benz jährlich 1.200 USD für einen "Acceleration Increase" genannten Beschleunigungsassistenten und Volkswagen bietet die Bordcomputer- und Ortungssoftware "Car-Net" ebenfalls nur gegen Extra-Bezahlung an.
Letzteres Unternehmen weigerte sich kürzlich im Falle eines Raubüberfalls samt Kindesentführung, das Fluchtfahrzeug zu orten und der Polizei den Standort zu übermitteln: Die Besitzerin hatte ihre letzte Rechnung noch nicht beglichen und der Dienstleister stellte sich stur.
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