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Normales Fernsehen übers Internet: teuer für die Fernsehsender

Zattoo, Waipu oder Magine TV bringen das klassische Fernsehen per App übers Internet und wollen ihre Kunden mit einem Onlinevideorekorder oder zeitversetztem Schauen locken. Dazu kommen die Mediatheken der TV-Sender. Von Florian Regensburger

Zattoo, Waipu oder Magine erschließen die Programme der Kabel- und Satelliten-TV-Sender. Das Smartphone ist dabei Fernsehzeitung und Fernbedienung zugleich: Eine Übersicht zeigt das aktuell laufende Programm, man tippt die gewünschte Sendung dann direkt an und startet so die Übertragung auf dem Fernseher. Zusatzfunktionen wie ein Online-Videorekorder bei Waipu oder zeitversetztes Schauen bei Zattoo ergänzen die Angebote.

US-Konkurrenten als Turbo

Dass große US-Konkurrenten wie Netflix auf den Markt drängen, macht Zattoo und Co. momentan noch keine Angst - zumal es beim Programm wenn überhaupt nur geringe Schnittmengen gibt. Laut Jörg Meyer, Content-Chef von Zattoo, profitiert man derzeit sogar von dieser Konkurrenz.

"Kalte Füße bekommen wir nicht, ganz im Gegenteil, sie helfen uns. Warum helfen sie uns? Sie helfen uns, weil sie das Thema Video und Videostreaming ganz stark nach vorne treiben und die Nutzer gewöhnen sich daran, dass man Videoinhalte übers Internet auf Geräte streamt." Jörg Meyer, Zattoo

Auch die klassischen Fernsehsender selbst sind mit Mediatheken auf dem Streamingmarkt vertreten - private wie öffentlich-rechtliche. In der Regel bieten sie die Sendungen aus ihrem linearen Programm an, und zusätzlich zum Beispiel Behind-the-Scenes-Videos von Eigenproduktionen.

Video on Demand ist teuer - für die Anbieter

Was der Zuschauer meist nicht weiß: Für die Anbieter, private wie öffentlich-rechtliche, führt Video on Demand zu immer größeren zusätzlichen Ausgaben. Denn sie können nicht mehr wie beim klassischen Broadcasting ein einziges Signal für alle Zuschauer senden, wie Sebastian Siepe vom Institut für Rundfunktechnik in München dem BR erklärte. Jeder Zuschauer bekommt sein eigenes Signal. Da dieses über die Rechenzentren von Dienstleistern, sogenannte Content Delivery Networks, ausgeliefert wird, müssen die TV-Sender dafür je nach Datenvolumen bezahlen.

„Wir haben nicht die klassische Fernsehverbreitung sondern jeder einzelne Kunde kriegt seinen eigenen Videostream. Das bedeutet auch für die Kosten im Hintergrund, die da entstehen: Mit jedem neuen Stream steigen die Kosten, und zwar 1:1. Jedes Byte, das mehr ausgeliefert wird, kostet mehr. Das heißt, wenn ich morgen doppelt so viele Nutzer habe wie heute, dann zahle ich auch doppelt so viel.“ Sebastian Siepe vom Institut für Rundfunktechnik in München

Manche jungen Zuschauer wollen sich lieber berieseln lassen

Von der Fernseh-Berieselung als Abendentspannung – quasi „Abschalten durch Einschalten“ – entfernt der Zuschauer sich durch Video on Demand immer weiter: Man muss aktiv werden, auswählen und gegebenenfalls zuvor suchen, was man sehen will. Doch es scheint bereits eine Gegenbewegung zum „neuen Fernsehen“ zu geben. So hat eine aktuelle Studie der Hochschule Fresenius in Köln gezeigt, dass gerade unter den jungen Nutzern zwischen 18 und 24 Jahren nicht wenige von Video on Demand wieder zum traditionellen Fernsehen zurückgekehrt sind. Aus Bequemlichkeit.