Lernen von ganz alleine: Geht das mit KI-Tools?
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Lernen von ganz alleine: Geht das mit KI-Tools?

    Nie mehr pauken? Wie KI die Schule verändert

    Programme wie ChatGPT beantworten in Sekundenschnelle Fragen, für die man früher lange recherchiert hätte. Sollte man künstliche Intelligenz an Schulen deshalb verbieten? Oder die Schüler lieber bewusst auf eine Welt voller KI vorbereiten?

    Wie rechne ich die Oxidationszahlen von Wasserstoffperoxid? In welchen Punkten waren die amerikanischen Gründerväter Jefferson und Washington sich uneinig? Und was ist das Prädikat im Satz "Er ist nach Hause gegangen"?

    Fragen wie diese beschäftigen Schülerinnen und Schüler jeden Tag – doch die Suche nach Antworten war noch nie so leicht. Dank Künstlicher Intelligenz. Denn Tools wie ChatGPT können sie in Sekundenschnelle beantworten und direkt noch mehr Informationen liefern.

    Panik wegen ChatGPT?

    Dass Tools mit künstlicher Intelligenz frei verfügbar sind, droht die Schulbildung massiv zu beeinflussen. Essays und Hausarbeiten lassen sich nun einfach am Computer erstellen und ausformulieren – ganz ohne Eigenleistung der Schüler. Sogar Rechnungen und Computercode kann die Maschine generieren.

    Und auch Plagiate werden durch die Maschine schwerer erkennbar. Wer einen Quellentext abschreiben möchte, ohne dabei entdeckt zu werden, kann ihn einfach in das KI-Tool einfügen und umschreiben lassen – kostenlos und von überall.

    Und das sind nur die Fähigkeiten, die heute zur Verfügung stehen. Was, wenn die künstliche Intelligenz noch besser wird?

    KI verbieten?

    Vereinzelt werden deshalb in der Pädagogik schon KI-Verbote diskutiert – oder sogar umgesetzt. In New York City ist ChatGPT etwa seit Kurzem nicht mehr an Schulrechnern verfügbar, die Website steht auf der verbotenen Liste.

    Findige Schüler lassen sich davon aber nicht abhalten, ChatGPT trotzdem zu verwenden. Sie nutzen einfach ihr mobiles Internet am Smartphone oder steuern andere Websites mit KI-Tools an. Solange die Technologie existiert, werden Schülerinnen und Schüler wohl auch Möglichkeiten finden, auf sie zuzugreifen.

    Die Schwächen der KI

    Das Problem dabei: Die KI ist nicht perfekt. Im Gegenteil, Tools wie ChatGPT liegen mit ihren Informationen oft daneben, präsentieren diese Fehler aber mit genauso viel Selbstbewusstsein wie tatsächliche Fakten.

    Da die KI keine Quellen angibt, ist es zudem oft schwer, ihre Informationen zu überprüfen. In einigen Fällen, in denen ChatGPT eine falsche Behauptung nicht untermauern konnte, griff die KI schließlich zum wohl unwissenschaftlichsten aller Tricks: Sie erfand einfach eine Quelle, die nicht wirklich existierte.

    Schwächen und Chancen?

    Immer mehr Experten glauben: Generative KI-Programme wie ChatGPT werden die Bildung für immer verändern – ähnlich wie Suchmaschinen wie Google es getan haben. Möglicherweise wird in Schulen und Universitäten bald mehr Wert auf mündliche Leistungen gelegt werden, um sicherzugehen, dass Sachverhalte wirklich verstanden, und nicht von der Maschine erklärt wurden.

    Doch gleichzeitig könnte die KI auch eine Chance darstellen. Schüler, welche die KI als Werkzeug betrachten, könnten sie nutzen, um sich schwierige Themen besser erklären zu lassen oder neue ungewöhnliche Perspektiven zu entdecken. Außerdem könnte der Umgang mit der KI bald genauso zur Medienkompetenz gehören wie jede andere Website. KI-Texte auf Fehler zu untersuchen wird in der Zukunft vielleicht Alltag sein – nicht zuletzt, weil KI-generierte Texte in absehbarer Zukunft große Teile des Internets prägen werden.

    Vorbereitung auf die Zukunft

    Kinder und Jugendliche, die heute zur Schule gehen, könnten nach ihrem Abschluss schon bald in einer Welt leben, in der künstliche Intelligenz zum Alltag dazugehört. Manche Experten, wie der Journalist Ben Thompson, fordern deshalb ganz bewusst: Schüler sollten lernen, mit diesen Tools umzugehen.

    Zumindest in Europa ist jedoch fraglich, ob das rechtlich möglich sein wird. Denn bei der Nutzung von Tools wie ChatGPT werden Daten auf die Server der Hersteller gesendet – und die sitzen in der Regel in den Vereinigten Staaten und unterliegen damit nicht den strengen Datenschutzvorgaben in der EU. In der Welt der KI könnte bald das passieren, was schon bei Microsoft-Produkten Alltag ist: Ein anhaltender Streit darüber, ob deren Nutzung an Schulen erlaubt sein sollte oder nicht.

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