Bei Netflix ist man sich womöglich noch nicht ganz im Klaren, wie man deutsche Kundinnen und Kunden künftig zum sauberen Umgang mit ihren Abos bewegen will. In Planung ist aber anscheinend eine Regelung, die vorschreibt, sich einmal im Monat im Heimnetzwerk einzuloggen und dort einen Film zu streamen. Man muss also im Prinzip das Notebook, Handy oder Tablet spätestens alle 31 Tage mit dem Router des Haushalts verbinden, den man als Wohnsitz angegeben hat. Geräte, die zu lange "unverbunden" mit dem Heimnetzwerk bleiben, sperrt Netflix. Laut dem Tech-Portal heise.online gab es eine entsprechende Anleitung bereits auf der deutschen Netflix-Seite, sie wurde aber nach kurzem entfernt. Nun sind wieder die alten Bedingungen zu sehen. Im englischsprachigen Archiv der Netflix-Seite ist die alte Meldung allerdings weiterhin zu finden:
Wie erkennt Netflix, ob ich zu Hause bin?
Der Streamingdienst kann sich genau anschauen, wer von wo aus guckt. Auf der Netflix-Seite heißt es dazu:
"Wir verwenden Informationen wie IP-Adressen, Geräte-IDs und Kontoaktivitäten der Geräte, die in das Netflix-Konto eingeloggt sind."
Geräte zu erkennen, ist über die ID kein Problem. Diese Kennzahl klebt sozusagen wie ein Namensschild am Handy oder Tablet, wenn man sich damit durchs Internet bewegt. So kann leicht kontrolliert werden, ob etwa wirklich nur zwei freigeschaltete Geräte Filme zeigen, wie es im Standard-Abo für 12,99 Euro vorgesehen ist.
Etwas schwieriger ist es für Netflix, nachzuvollziehen, ob man sich tatsächlich zu Hause befindet. Dabei helfen IP-Adressen, die zugeteilt werden, wenn sich der eigene Router im Internet anmeldet. Dazu kommen noch andere Möglichkeiten. So fassen die Telekomgesellschaften mehrere Haushalte in einer Gegend zu sogenannten Subnetzen zusammen. Das heißt, wenn sich - in einem fiktiven Beispiel - das Heimnetz eines Users im Rosenheimer Subnetz der Telekom befindet und eine Freundin in der gleichen Stadt, aber über den Anbieter Vodafone unerlaubterweise bei Netflix mitschauen möchte, fällt das auf.
Wie man auf Reisen eine Sperre verhindert
Netflix will womöglich eine Möglichkeit anbieten, damit Personen, die länger als 31 Tage unterwegs sind, trotzdem ihren Netflix-Account zumindest noch kurz weiternutzen können. Sie können auf Reisen einen zeitlich begrenzten Code anfordern. Mit dem kann an sieben aufeinanderfolgenden Tagen auch fern des Heimnetzwerks geschaut werden. Zumindest war dies der Plan, wie er in der inzwischen wieder verschwundenen Internetseite skizziert wurde. Wie oft solche Codes angefordert werden können, war darin nicht beschrieben worden. Wie man mit Zweitwohnsitzen umgehen will, blieb ebenfalls unklar.
Kommen die strengeren Regeln wirklich?
Da diese Neuerungen nur ganz kurz auf der deutschen Netflix-Seite aufgetaucht sind, um dann gleich wieder zu verschwinden, ist nicht klar, ob alles wirklich genauso kommt. Auf eine Anfrage von BR24 gab es keine Reaktion. Gegenüber heise.online bestätigte ein Unternehmenssprecher jedoch immerhin, dass strengeres Vorgehen gegen das Account-Sharing in naher Zukunft auch für Deutschland geplant sei.
Klar ist dagegen, dass Netflix mehr Gewinn erwirtschaften möchte. Dazu wurde im November Werbung eingeführt. Gleichzeitig hat das Unternehmen 2022 begonnen, für Accounts die mehrfach genutzt werden, mehr Geld zu verlangen. Die 31-Tage-Regel wäre eine passende Möglichkeit, um das nun auch konsequenter durchzusetzen.
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