"Jemand gab mir ein Stück Papier mit der Mobilfunk-Nummer und sagte: Wünsch denen fröhliche Weihnachten", sagt Neil Papworth. "Merry Chistmas" lautete dann selbstredend der Text der ersten per SMS, per Short Message Service, versandten Nachricht. Niemand ahnte 1992, was für eine Kurznachrichten-Lawine damals losgetreten wurde.
"Wir hatten unsere Arbeit erledigt"
Und die Mobilfunk-Netze waren auch gar nicht dafür ausgelegt: Eine SMS wird über den so genannten Signalisierungskanal verschickt. Der ist eigentlich dafür gedacht, die Verbindung für ein Telefongespräch herzustellen und zu halten. Aber beim digitalen Mobilfunk, der in den 1990er Jahren weltweit eingeführt wurde, lassen sich darüber eben auch Textmitteilungen übermitteln. Nur kurz müssen die sein, damit der Kanal nicht überlastet wird, Kurzmitteilungen halt.
Der Short Message Service war die erste bedeutende Form der mobilen Datenkommunikation, die heute mit Handy-Videos, mit Navis und dem mobilen Internet allgegenwärtig ist. Der Techniker Neil Papworth war glücklich am 3. Dezember 1992, aber nicht, weil er sich der geschichtlichen Bedeutung seiner SMS bewusst gewesen wäre, sondern einfach, weil er einen Kundenauftrag ordentlich erledigt hatte.
“Mit dem Handy konnte man noch keine Nachrichten senden. Also setzte ich mich an den Computer. Da konnte man die Mobilfunk-Nummer und die Nachricht eingeben. Ich habe nicht groß darüber nachgedacht. Wir hatten im Auftrag von Vodafone diesen Dienst entwickelt. Wir hatten vorgeführt, dass er funktionierte. Für mich war es das: Wir hatten unsere Arbeit erledigt.“ Neil Papworth
60 Milliarden Nachrichten jährlich zur Hochzeit der SMS
In den 1990er Jahren beginnt der Boom der Telekommunikationsbranche. Die Konzerne geben horrende Summen für neue Funklizenzen aus. Eine Wette auf die Zukunft, die oft nicht aufgeht. Die Unternehmen finanzieren sie teilweise aus dem Taschengeldfond jugendlicher Simser. Das Geschäft mit der SMS wächst stetig. 1998 werden in Deutschland erstmals über eine Milliarde Kurzmitteilungen verschickt. Zur Jahrtausendwende sind es 10 und 2012 schließlich fast 60 Milliarden. Seitdem geht das Geschäft zurück, sagt Nick Kriegeskotte vom Branchenverband Bitkom: "Im Jahr 2012 lag der Umsatz mit SMS bei 3,1 Milliarden Euro. Er ist seitdem stark rückläufig. Genauso wie die Zahl der SMS auch rückläufig ist."
Aber immerhin noch zehn Milliarden Kurzmitteilungen dürften heuer in Deutschland verschickt werden. Trotzdem haben Internet-Dienste wie WhatsApp längst begonnen, die SMS zu verdrängen.