Refik Anadol
Bildrechte: picture alliance / AA | Erhan Sevenle

Refik Anadol

    Künstler Refik Anadol: Der "Dali der Daten"

    Daten als Pigmente, KI als Pinsel: Refik Anadol ist der angesagteste Daten-Künstler der Welt. Wie modelliert der Türke schnöde Daten zu begehrten Kunstwerken?

    "Am Anfang wurde meine Kunst in der Kunstwelt nicht so recht ernst genommen", erzählt Refik Anadol auf der Digitalkonferenz DLD, die am Wochenende in München stattfand. "Es hat dann einige Jahre gedauert, bis die Leute überhaupt verstanden haben, was ich mache. Doch dann hat es irgendwann 'Klick' gemacht." Und wie es klick gemacht hat! Refik Anadol ist der vermutlich berühmteste Datenkünstler der Welt, auf Instagram folgen dem Türken fast 600.000 Menschen.

    Fast 1,4 Millionen Dollar für ein Anadol-NFT

    Ein NFT einer seiner Installationen wurde vor ein paar Tage für 1,4 Millionen Dollar verkauft. "Casa Batlló: Living Architecture" heißt das Kunstwerk und es ist eine datengetriebene Neuinterpretation einer berühmten Hausfassade in Barcelona, die der spanische Architekt Antoni Gaudí entworfen hat.

    Die Installation ist ein typischer Anadol: Farben und Formen kaskadieren über die Hausfassade, das Ganze wirkt wie eine Mischung aus Korallenriff und Blade Runner, hypnotisch, dynamisch und, ja, auch schön. "Casa Batlló: Living Architecture" haben Refik Anadol und sein Team mit Hilfe von Umweltdaten aus der Umgebung der Straße erzeugt, in der das Kunstwerk steht.

    Denn Daten sind das künstlerisches Material, mit dem der 37-Jährige arbeitet. "Daten sind für mich keine langweiligen Zahlen. Daten sind letztlich Erinnerungen und diese Erinnerungen können jegliche Form annehmen", erzählt Anadol. Er spricht von "Daten-Inszenierung", denn schließlich gehe es nicht um die Daten an sich, sondern vielmehr darum, wie man sie interpretiere.

    Kunst aus Fotos und Wetterdaten

    Wie genau Refik Anadol schnöde Daten in harmonisch-sphärenhafte Kunst verwandelt, ist sein Künstler-Geheimnis. Klar ist aber: Er lässt sich von Algorithmen helfen. In Berlin schaffte er so Kunst aus den Wetterdaten der Stadt, für eine Arbeit in New York wiederum war es eine Datenbasis aus zehn Millionen Fotos, die von KI-Algorithmen zu einem Kunstwerk gemorphed wurden.

    KI ist Partner und nicht Konkurrenz

    Wenn Daten für Anadol das künstlerische Material sind, dann sind Machine-Learning-Algorithmen sein Künstlerwerkzeug. Dabei hieß es vor einigen Jahren noch, dass künstliche Intelligenz Künstler vielleicht sogar überflüssig machen könnte. Nullen und Einsen hatten damals verblüffende Werke abstrakter Kunst abgeliefert. Refik Anadol aber hat Computer und KI nie als Konkurrenz, sondern immer als Kreativ-Partner gesehen.

    Gerade sorgt das Computerprogramm DALL-E für Furore. Es verspricht, jeden zum Künstler machen zu können. Man gibt ein, was man sehen möchte und die Algorithmen liefern einem dazu das gewünscht Bild. DALL-E soll Grafikdesigner und Cartoonisten überflüssig machen. Doch die Arbeit von Refik Anadol zeigt: große Kunst entsteht vor allem dann, wenn Mensch und Maschine zusammenarbeiten.

    "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!