Die Kiwi wird als Emoji aktuell zum Symbol von radikalen Feministinnen, die zugleich gegen die trans* Bewegung kämpfen.
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Die Kiwi wird als Emoji aktuell zum Symbol von radikalen Feministinnen, die zugleich gegen die trans* Bewegung kämpfen.

    Kiwi vs. trans* Menschen: Wie aus Emojis politische Codes werden

    Wussten Sie, dass die Frucht Kiwi ein eigenes Emoji hat? Bei Twitter begegnet es deutschen Usern seit Neuestem öfter. Allerdings hat das weniger mit der Liebe zum Obst zu tun, als mit Abneigung gegen trans* Menschen.

    Vor kurzem war die Abkürzung TERF nur Eingeweihten ein Begriff, mittlerweile allerdings begegnet sie einem vor allem in den sozialen Medien immer wieder. TERF ist die Abkürzung für Trans-Exclusionary Radical Feminism, also radikaler Feminismus, der trans Menschen ausschließt.

    Anders ausgedrückt: Radikaler Feminismus, der zur Grundlage hat, dass es zwei (biologische) Geschlechter gibt, die bei der Geburt anhand der Genitalien feststellbar und festgelegt sind. Anhänger dieser Feminismus-Form werden von ihren Kritikern als TERFs bezeichnet.

    Ein Beispiel für eine TERF-Haltung ist die Befürchtung, dass sich cis Männer (Männer, denen nach der Geburt das Geschlecht Mann zugewiesen wurde und die sich selbst als Mann definieren) zu Frauen erklären könnten, sollten trans* Identitäten sozial und politisch anerkannter werden. So könnten sie dann Zugang zu Schutzräumen wie Frauenhäusern erhalten oder sich zu Unrecht andere Rechte erschleichen, die bislang Frauen vorbehalten sind.

    Abgesagter Vortrag als Auslöser

    In sozialen Medien stehen sich Menschen, die für mehr Rechte für trans* Menschen kämpfen, und die Feministinnen, die nur cis Frauen als Frauen akzeptieren, teils erbittert gegenüber. Wie bei vielen Konflikten werden im Netz Symbole gewählt, um die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Meinung zu verdeutlichen. Als Symbol für sogenannte "TERFs" gilt hierbei neuerdings die Kiwi.

    Hintergrund ist offenbar, dass diese Frucht zwei klar voneinander unterscheidbare Geschlechter habe. Ursprung der Symbol-Idee waren wohl jüngste Vorkommnisse in Berlin: Zur "Langen Nacht der Wissenschaft" wollte dort eine nicht unumstrittene Wissenschaftlerin an der HU Berlin einen Vortrag mit Titel "Geschlecht ist nicht (Ge)schlecht, Sex, Gender und warum es in der Biologie zwei Geschlechter gibt" halten. Menschen, die für trans* Rechte kämpfen, kündigten Proteste an. Der Vortrag wurde aus Sorge vor Ausschreitungen abgesagt, was wiederum für Diskussionen bis in die Bundespolitik sorgte.

    Der abgesagte Vortrag wurde anschließend auf YouTube abgehalten – und darin wurde auch von der Kiwi als klar zweigeschlechtlicher Pflanze gesprochen. Das wiederum nahmen Zuseherinnen zum Anlass, sich dieses Obst als neues Symbol zu geben und das Kiwi-Emoji in ihren Twitter-Profilen einzufügen. Wer eine Kiwi in seinem Profil hat, macht damit klar: "Für mich gibt es nur zwei Geschlechter, die ab Geburt feststehen: Trans* Frauen sind keine Frauen, sondern Männer und trans* Männer keine Männer, sondern weiterhin Frauen."

    Twitter ist voll von Symbolen

    Neu ist die Wahl solcher Symbole gerade bei Twitter nicht. So gibt es natürlich schon lange Nutzer, die mit einem Landesflaggen-Emoji ihre Nationalität – und damit vermutlich auch einen gewissen Stolz darauf – zur Schau stellen. Mitglieder der LGBTQ+-Community nutzen etwa ein Regenbogen-Emoji oder die Regenbogen-Fahne oder noch spezifischere Fahnensymbole. So gibt es etwa auch eine spezielle trans* Fahne, die trans* Menschen und ihre Unterstützer in ihre Twitter- oder TikTok-Profile einfügen.

    Doch es geht auch noch deutlich spezifischer, wie ein Blick in die USA zeigt: Wer sich als Sozialdemokrat versteht, kann das dort mit dem Socken-Emoji ausdrücken, eine schwarze Flagge kann für einen Anarchisten stehen, ein Adler für einen neo-konservativen US-Amerikaner.

    Emoji-Codes: Radikal bis harmlos

    Auch in Deutschland gibt es einige solcher Emoji-Codes, wie etwa das Internetportal der Amadeu Antonio Stiftung "Belltower News" mit Blick auf rechte Kreise auflistet: das Frosch-Emoji deutet auf Zugehörigkeit zur rechten Szene hin, was wiederum auf das rechte Pepe-Meme aus den USA verweist. Ein rotes Kreuz kann offenbar auch als Hakenkreuz gemeint sein, ein grüßendes Emoji-Männchen einen Hitlergruß andeuten.

    Zugleich gibt es auch harmlosere politische Erkennungszeichen: Grüne nutzen teilweise die Sonnenblume als Emoji, Sozialisten, etwa auch SPD-Mitglieder, eine rote Rose. Wer in der aktuellen Situation Solidarität mit der Ukraine zeigen will, fügt eine ukrainische Flagge in sein Profil ein, andere zeigen auf Dauer ihre Haltung als Pro-Europäer mit der EU-Flagge neben ihrem Namen.

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