ChatGPT Schriftzug
Bildrechte: Picture Alliance

ChatGPT sorgt seit Wochen für Furore

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Künstliche Intelligenz: Ist ChatGPT eine Gefahr für Google?

ChatGPT ist gerade das Hype-Thema in der Tech-Welt. Der Chatbot gibt auf praktisch alles eine erstaunlich komplexe, menschlich wirkende Antwort. Kann das Programm den Suchmaschinenmarkt wirklich umkrempeln?

Die 18. Straße in San Francisco – Hausnummer: 3180. Ein unauffälliges Geschäftsgebäude im Stadtteil Mission, die Fassade ist aus Holz. Hier sitzt die Firma Open AI. Auch Digitalminister Volker Wissing war kürzlich hier, um sich zu informieren. Denn was hier entwickelt wurde, soll das nächste große Ding sein, nämlich ChatGPT.  

Was ist ChatGPT?

ChatGPT ist ein Chatbot, also eine Software, die ein menschliches Gespräch simuliert. Auf der Internetseite findet sich ein schlichtes Eingabefenster, wie bei einer Suchmaschine. Wer sich auf der Seite registriert, kann kostenlos beliebige Fragen eintippen.

Der Grund, warum die Software gerade so gehypt wird: Die Maschine ChatGPT liefert in wenigen Sekunden Texte, die sich erst einmal kaum von denen unterscheiden lassen, die echte Menschen geschrieben haben - auch auf Deutsch. In dieser Qualität ist das neu: ChatGPT schreibt Gedichte, Aufsätze, Nachrichtentexte, Songzeilen und sogar Programmcode. ChatGPT ist noch im Aufbau, hat aber mit etwa 500 Milliarden Wörtern trainiert, wie Sprache funktioniert.

Was hat Microsoft mit ChatGPT vor?

Open AI wurde 2015 gegründet. Zu den Investoren gehört laut Webseite auch der Softwarekonzern Microsoft. Microsofts oft belächelte Suchmaschine Bing könnte durch ChatGPT gewaltig mehr Power bekommen. Laut Medienberichten will Microsoft insgesamt zehn Milliarden Dollar in OpenAI stecken. Bingen wir dann irgendwann, anstatt zu googlen? 

Bisher ist Google der unangefochtene Marktführer bei Suchmaschinen. Doch wenn wir etwas bei Google suchen, dann bekommen wir lange Listen mit Links angezeigt. Bei ChatGPT bekämen wir stattdessen möglichst konkrete Antworttexte auf unsere Suchanfrage. Laut New York Times sorgt das bei Google für Nervosität, denn bislang gibt es für die Google-Suche keine ernsthafte Konkurrenz. Mit ChatGPT könnte sich das ändern.

Die größten Herausforderungen für OpenAI und ChatGPT

Die ChatGPT-Texte lesen in der Tat sich erst einmal gut, doch es gibt ein großes Problem: Der Inhalt muss nicht unbedingt stimmen. Das könnte laut New York Times einer der Gründe sein, warum sich Google mit dieser Technologie bisher zurückgehalten hat. Denn auch der Konzern aus Mountain View entwickelt schon länger künstliche Intelligenzen. Ironischerweise basiert in Teilen auch ChatGPT auf einer Google-Entwicklung.

Es könnte aber auch noch einen anderen Grund geben, warum Google seine Suchergebnisse zwar immer weiter verbessert, aber noch nicht auf Text-Antworten umgestellt hat, nämlich das liebe Geld. "Wenn ChatGPT in Google eingebaut wird, könnte das das Geschäft mit den Werbeanzeigen gefährden", sagt der Tech-Journalist Kevin Roose im Podcast Hard Fork. Vereinfacht gesagt: Wenn eine Suchmaschine immer sofort die perfekten Antwort gibt, sucht man weniger.  

Dadurch werden möglicherweise weniger Werbeanzeigen geklickt. Und: Wenn jemand eine Suchanfrage bei ChatGPT stellt, kostet das die Betreiber Geld. Die Rechenpower für die aufwändigen Textantworten ist höher als bei einer Google-Anfrage. Roose meint dazu: "Das kann sehr schnell Millionen Dollar am Tag kosten, um die Computer im Hintergrund zu betreiben. Ich bin sehr gespannt, wie  Microsoft das lösen will."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!