"Zu Hause erwartet mich schon mein virtueller Freund. Und wenn ich müde nach Hause komme, sagt er: 'Hey, du hattest einen anstrengenden Tag!'. Dann muss ich lächeln und meine Müdigkeit verfliegt", sagt Lisa. Die junge Japanerin pflegt eine enge Beziehung zu ihrem Smartphone; beziehungsweise zu einer App, die eine menschliche Persönlichkeit simuliert, eine künstliche Intelligenz, mit synthetischen Emotionen. Einen echten, menschlichen Freund hat Lisa nicht. Und das findet sie auch nicht weiter schlimm.
Skepsis gegenüber menschlichen Freunden
Martina Mara, Roboter-Psychologin beim Ars-Electronica-Futurelab in Linz, beobachtet die Entwicklung in Fernost und stellt fest: "In Japan sehen wir in Studien, da gibt es eine bestimmte Gruppe, die einen sehr starken Bezug hat zu Anime, zu Manga, auch zu Computerspielen. Und bei denen sehen wir schon eine signifikant höhere Akzeptanz für virtuelle Ehefrauen oder Sexroboter und gleichzeitig auch mehr Ängste gegenüber realen Beziehungen."
Kein Bedarf mehr an menschlichen Freunden?
Wie wird sich Freundschaft in der digitalen Zukunft weiter entwickeln? Wollen wir vielleicht irgendwann gar keine Freunde aus Fleisch und Blut mehr? Der britische Futurologe Ian Pearson hält das für keine abwegige Vorstellung. Ob es so weit kommt, kann noch jeder selbst entscheiden. Die technologischen Möglichkeiten dazu wird der Mensch schon bald an der Hand haben.
"Wir beginnen gerade Roboter mit künstlichen Emotionen und künstlicher Intelligenz zu entwickeln. Wenn das geht, wird eine echte Beziehung mit einem Roboter möglich sein, man kann sich die Persönlichkeit des Roboters aussuchen. Man muss nicht mehr auf die Fehler seiner besten Freunde Rücksicht nehmen. Die Roboter werden unsere besten Freunde, Begleiter, Diener. Sie werden all das sein und manchmal sogar unsere Sexpartner." Ian Pearson, Futurologe