Hogwarts Legacy heißt das neue Computerspiel aus der Harry-Potter-Welt. Es ist noch gar nicht erschienen, doch schon jetzt kochen die Emotionen hoch. Im Zentrum steht Joanne K. Rowling, die Autorin der Harry-Potter-Bücher.
Rowlings Bild von Transsexualität polarisiert
Wegen ihrer Äußerungen zu Fragen der Geschlechtsidentität steht Rowling seit Jahren in der Kritik. Unter Transsexuellen gilt Rowling als transfeindlich. Aber auch "Harry Potter"-Fans und Film-Darsteller diskutieren die Frage, ob die Schöpferin des Zauberlehrlings transphob sei. Rowling lehnt Transsexualität zwar nicht grundsätzlich ab, hat sich aber immer provokant zu dem Thema geäußert: 2020 machte sich die Schriftstellerin über die Formulierung "Menschen, die menstruieren" lustig, man solle doch einfach von Frauen sprechen. 2019 solidarisierte sich die Schriftstellerin mit einer Frau, die ihren Job verloren hatte, nachdem sie geschrieben hatte, dass Frau-Sein keine Frage der Identität, sondern der Biologie sei. Ein Ende 2022 vom schottischen Parlament verabschiedetes Gesetz, das es Personen erlaubt, selbst über ihr Geschlecht zu entscheiden, lehnt Rowling ab; sie befürchtet, dass es Trans-Frauen so leichter haben könnten, sich an Frauen und Mädchen zu vergehen, etwa in Umkleidekabinen.
Trans-Aktivisten bezeichnen Rowling wegen ihrer Sichtweise als "transexklusive Radikalfeministin" (TERF). Damit sind Feministinnen gemeint, die Trans-Frauen ihr weibliches Geschlecht absprechen und der Meinung sind, dass nur Menschen, die bei ihrer Geburt dem weiblichen Geschlecht zugeordnet wurden, echte Frauen seien. Rowling übt ihrerseits immer wieder Kritik am "Trans-Aktivismus".
Rowling verdient an Lizenzen zu "Hogwarts Legacy"
Seit einigen Tagen debattiert die Gaming-Szene nun über die Frage, ob "Hogwarts Legacy" boykottiert werden soll, so wie manche Personen aus der Transsexuellen-Community das fordern. Rowling war zwar nicht an der Entwicklung des Spiels beteiligt, das Entwicklungsteam von Warner Brothers hat aber "bei allen Aspekten des Spiels eng mit ihrem Team zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass es den magischen Erfahrungen entspricht, die Fans erwarten", wie es auf der Website zum Spiel heißt. Über Lizenzen verdient Rowling zudem an jedem verkauften Game mit.
Streamer Gronkh will das Spiel nicht boykottieren
Die Boykott-Frage erreichte vergangene Woche auch einen der bekanntesten deutschen Gamer: Eric Range alias Gronkh hat sich gegen einen Boykott des Spiels entschieden - und damit den Unmut von Trans-Personen beziehungsweise -Sympathisanten zugezogen. Besonders heftig wurde auf Twitter diskutiert. So wurde zum Beispiel von Gronkh verlangt, "sich klar und deutlich gegen Hogwarts Legacy zu positionieren", sonst unterstütze er "aktiv den Genozid an trans- und nicht-binären Menschen".
Kritisiert wurde Gronkh auch für seine Zusage, Einnahmen aus seinen "Hogwarts Legacy"-Live-Streams an Organisationen, die sich für Trans-Menschen einsetzen, zu spenden. "Sorry, das ist kein Ablasshandel", schrieb eine transsexuelle Person auf Twitter.
Es gab allerdings auch einige Stimmen, die sich Verständnis für Gronkh äußerten, so etwa Montana Black, der größte deutsche Gaming-Livestreamer.
Gronkh: Trans-Menschen sind mir nicht egal
Die Flut an negativen Kommentaren und sogar Droh-Mails veranlasste Gronkh dazu, sich für zwei Tage aus den sozialen Netzwerken zurückzuziehen. Am Freitag meldete er sich auf Twitch mit einer Klarstellung zurück: "Diese Frau [Joanne Rowling] spielt in meinem Leben keine Rolle. Das heißt nicht, dass mir Trans-Menschen egal sind", sagte er in einem Twitch-Stream.
Gronkh beklagte sich darüber, dass seine Worte zu dem Spiel aus dem Kontext gerissen worden seien. Er räumte ein, dass seine Ausdrucksweise Missverständnisse ermöglicht habe, denke aber, dass gewisse Personen nur darauf aus gewesen seien, mit seinem Namen eine große Reichweite zu erzielen. Seine Kritiker hätten ihr eigentliches Ziel, "Hogwarts Legacy" aus der medialen Aufmerksamkeit herauszuhalten, gerade nicht erreicht, der Shitstorm gegen ihn habe eher zum Gegenteil geführt.
Spiel erscheint am 10. Februar
"Hogwarts Legacy" erscheint am 10. Februar für die PlayStation, die XBox und den PC, weitere Konsolen folgen später. Dann wird sich zeigen, wie Gronkh mit dem Game umgeht und ob die politische Diskussion um das Spiel weitergeht.
Transparenzhinweis: Wir haben die Passage, in der es um die Äußerungen von Joanne Rowling zum Thema Transsexualität geht, präzisiert und deutlicher gemacht, dass der Vorwurf, sie sei transfeindlich vor allem von Trans-Aktivisten erhoben wird.
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